08.00 Uhr Beschwingt durch ein schönes Lied der “Avett Brothers” rolle ich mich aus dem Wasserbett und stelle beim Blick auf das Thermometer fest, dass es auch heute unerträglich heiss ist. Mit hängendem Kopf öffne ich die Terrassentüre und erkundige mich bei Hund Dixon, ob er nach draussen gehen möchte. Der lustige Rüde macht jedoch prompt kehrt und zieht es vor, noch etwas zu schlafen.
08.30 Uhr Nachdem ich in der klimatisierten Stube die Morgengymnastik absolviert habe, verabschiede ich mich ins Bad und spiele mit der Idee, kurzerhand nach Kanada auszufliegen und meine Familie zu besuchen. Um mir einen Überblick über das Wetter in Ontario zu verschaffen, nehme ich kurzerhand die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe im Ferienhaus meiner Verwandten an. Nach dem zweiten Tuten nimmt mein Grossneffe das Telefonat an und beteuert, dass es in Gilford Beach unerträglich schwül ist. Ich seufze laut und lasse den Buben wissen, dass ich unter diesen Umständen lieber in Florida bleiben werde.
Meine praktische Schwarzbeere
09.30 Uhr Wenig später pocht Frau Pontecorvo an die Haustüre. Ich werfe mir kurzerhand den Bademantel über und lasse es mir nicht nehmen, die kleine Frau herzlich zu begrüssen. Zu meiner Freude präsentiert die Dame einen selbstzubereiteten Eierkuchen und meint, dass wir gemeinsam frühstücken könnten. Natürlich nicke ich eifrig und stelle die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine ein. Danach husche ich ins Schlafzimmer und schlüpfe in legere Freizeitkleidung – da kommt besonders grosse Freude aus.
10.00 Uhr Während ich die wichtigste Mahlzeit des Tages verzehre, kommt Frau Pontecorvo auf ihren Geburtstag am 20. August zu sprechen und kündigt an, dass sie Tags darauf nach Jacksonville reisen wird, um ihre bekloppte Freundin zu besuchen. Ich mache grosse Augen und gebe vor, dass ich ganz bestimmt nicht mitkommen werde. Meine Tischnachbarin schenkt sich etwas Kaffee nach und sagt, dass sie zwei Wochen bei Frau Blanche bleiben und womöglich sogar einen Ausflug nach Savannah im Nachbarstaat Georgia unternehmen wird – wie schön.
10.45 Uhr Nach dem dritten Nachschlag schiebe ich den Teller beiseite und erzähle meiner Bekannten, dass sich gestern vor 47 Jahren am Cielo Drive in Los Angeles ein schreckliche Bluttat ereignet hat. Meine Nachbarin schlägt in die gleiche Kerbe und unterbreitet, dass sie gestern auf CBS den im Jahre 2004 entstandenen Film “Helter Skelter” gesehen hat. Die Perle blickt traurig drein und informiert, dass Charles Manson seit Sharon Tates Ermordung im Gefängnis sitzt und hoffentlich nie wieder auf freien Fuss kommen wird – dem ist nichts hinzuzufügen.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten bimmelt das Telefon und Edelbert meldet sich in der Leitung. Der schlaue Mann ist ganz aus dem Häuschen und sagt, dass seine Klimaanlage abermals ausgefallen ist. Darüber hinaus erfahre ich, dass sich nun der Hausmeister um den Schlamassel kümmern und ein neues Stromkabel verlegen wird. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass es in meinem Zuhause angenehm kühl ist.
Ich proste meiner Nachbarin redlichst zu
12.15 Uhr Nachdem ich ein Gläschen Schaumwein aus dem Hause Louis Roederer getrunken habe, verabschiede ich Frau Pontecorvo und bereite mir ein Wurstbrot zu. Ferner nehme ich die verschmierten Fenster in Augenschein und ringe mich dazu durch, die kleine Villa auf Vordermann zu bringen. Weil sich Frau Gomez noch immer im Urlaub befindet, hole ich den Staubsauger aus der Abstellkammer und mache es mir zur Aufgabe, den Teppich im Wohnzimmer zu säubern. Natürlich schreckt Dixon wie von der Tarantel gestochen hoch und verabschiedet sich auf die schattige Terrasse – wie lustig.
13.00 Uhr Im Anschluss bringe ich die Fensterscheiben auf Hochglanz und vergesse auch nicht, den Küchenboden durchzuwischen und das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine zu verfrachten – gleich platzt mir der Kragen.
14.00 Uhr Schlussendlich trage ich den Müll nach draussen und fülle gesundes ROYAL CANIN Trockenfutter in den Napf meines Haustieres. Da ich aus dem Schnaufen gar nicht mehr herauskomme, beende ich dann die schwere Arbeit und strecke auf dem Wohnzimmerkanapee die Beine nach. Bereits nach wenigen Atemzügen döse ich ein und träume von einem eiskalten Wintertag in meiner bayerischen Heimat.
Ich träume von Bayern
15.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und fülle meine Hahn und Henne Tasse mit brühfrischem Bohnentrunk auf. Zudem beschalle ich die kleine Villa mit prima George Strait Musik und nutze die Nachmittagsstunden, um auf Amazon nach neuer Musik zu suchen. Mit flinken Fingern navigiere ich mich durch das reichhaltige Angebot und erfahre, dass Gesangsstern Jake Owen am 29. Juli eine neue CD mit dem Titel “American Love” (löblich: amerikanische Liebe) auf den Markt gebracht hat. Ruckzuck betätige ich den “ADD” (löblich: Kauf) Knopf und habe die Möglichkeit, sämtliche Lieder auf meiner Festplatte zu speichern – das klappt wieder wie am Schnürchen.
Jake Owen – American Love
16.00 Uhr Als meine geschmackvolle Wanduhr viermal schlägt, gehe ich von der Leine und statte dem Vierbeiner im Garten einen Besuch ab. Der Rüde tummelt sich am künstlich angelegten Teich und freut sich, als ich ihm einen Tennisball zuwerfe. Zudem treffe ich auch Herrn Booth an der Grundstücksgrenze an und bringe heraus, dass der hochdekorierte Vietnamveteran Morgen den Rasen mähen wird – das kann mir nur Recht sein.
17.00 Uhr Wegen der Hitze mache ich bald kehrt und führe mir ein eiskaltes Budweiser zu Gemüte. Zudem mache ich mich in der Küche nützlich und erwärme im Backrohr ein tiefgefrorenes Nudelschichtgericht (unlöblich: Lasagne) – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Als die Abendnachrichten über den Bildschirm flimmern, telefoniere ich erneut mit Prof. Kuhn und vernehme, dass der Hausmeister beste Arbeit abgeliefert und die Klimaanlage im Handumdrehen repariert hat – das hört man gerne.
19.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, beende ich das Gespräch und nehme mit dem ABC Video-On-Demand (löblich: Video nach Abruf) Angebot Vorlieb. Mit grosser Freude schaue ich mir einige Episoden der lustigen Serie “Modern Family” an und krümme mich vor Lachen.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden beende ich den Fernsehabend und unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Anschliessend verriegle ich die Haustüre und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.