08.00 Uhr Wie es sich für einen sportbegeisterten Rentner gehört, stehe ich zeitig auf und lockere meine müden Glieder auf der Terrasse. Als ich ein Rad schlage und die schöne Melodie von der launischen Forelle pfeife, gesellt sich plötzlich Herr Booth an die Grundstücksgrenze und erkundigt sich, ob ich im Mai wirklich nach Deutschland ausfliegen werde. Ich nicke eifrig und lasse den hochdekorierten Kriegsveteran wissen, dass es nichts schöneres geben kann, als einen lauen Maiabend in einem bayerischen Biergarten zu verbringen. Mein Nachbar stimmt uneingeschränkt zu und erzählt, dass er in den 1960er Jahren in Heidelberg stationiert war – wie schön.
Ich gehe stets mit der Mode
08.30 Uhr Wenig später schellt das Telefon und ich sehe mich genötigt, meine NY YANKEES Mütze zu lüften und Herrn Booth einen schönen Tag zu wünschen. Anschliessend flitze ich wie der Wind in die kleine Villa und habe das Vergnügen, mit James plaudern zu dürfen. Der Bube berichtet von dem heute stattfindenden Tourneeauftakt in der “Dakota Tavern” und beteuert, dass gestern im “Toronto Star” ein ausführlicher Artikel zu besagtem Auftritt zu finden war. Ich schnalze mit der Zunge und lasse es mir nicht nehmen, ihm alles Gute zu wünschen. James freut sich und mutmasst, dass er im Herbst womöglich einige Auftritte im Süden der USA bestreiten wird – wie aufregend.
09.00 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, ziehe ich mich ins Bad zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Unterdessen studiere ich auf dem praktischen iPad die Schnäppchen im PUBLIX Supermarkt und komme zu dem Schluss, dass ich erst morgen zum Einkaufen fahren werde.
10.00 Uhr Just als ich aus der Wanne steige und farbenfrohe Freizeitkleidung anziehe, fährt Edelberts schneeweisser JEEP vor. Mein Bekannter präsentiert sich ebenfalls in einer legeren Garderobe und plappert, dass er die Morgenstunden ausgenutzt hat, um in einem einschlägigen Kompaktscheibengeschäft nach hörenswerter Musik zu suchen. Zu allem Überfluss präsentiert der schlaue Mann einen Silberling des drogensüchtigen Jazz Musikers Chet Baker und informiert, dass er das grosse Glück hatte, die Erstausgabe einer Konzertaufzeichnung aus dem Jahre 1987 zu ergattern. Bevor ich antworten kann, begibt sich der Professor zur Musikanlage und macht es sich zur Aufgabe, die kleine Villa mit eigenartigen Klängen zu beschallen. Währenddessen mache ich mich kopfschüttelnd in der Küche nützlich und zaubere ein nahrhaftes Frühstück.
10.45 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, komme ich auf unseren anstehenden Heimaturlaub zu sprechen und stelle klar, dass ich Sandra vor einigen Wochen telefonisch gebeten habe, meinen JAGUAR von KFZ Meister Bernd warten zu lassen. Edelbert beisst kraftvoll in eine rösche Weissbrotscheibe und meint, dass es eine Gaudi wird, in dem schnittigen Sportwagen übers Land zu krusen – wie wahr.
11.15 Uhr Im weiteren Verlauf schmieden wir Pläne und kommen überein, dass wir einen Ausflug an den Königssee unternehmen und auf einem Schiff nach St. Bartholomä schippern könnten. Ferner kommt Edelbert auf die bayerische Landeshauptstadt zu sprechen und kündigt an, dass wir uns auch eine kühle Mass im Hofbräuhaus genehmigen müssen – das ist phantastisch.
12.00 Uhr Trotz der Affenhitze lassen wir das Frühstück auf der Terrasse mit eisgekühltem Budweiser ausklingen. Ich proste meinem Bekannten redlichst zu und erfahre, dass es Admiral a.D. Bürstenbinder kaum noch erwarten kann, uns vom Flughafen abzuholen. Ich klopfe mir lachend auf die Schenkel und unke, dass uns Friedbert in der Ankunftshalle in einer feschen Lederhose Willkommen heissen wird.
12.45 Uhr Nach der zweiten Halbe erhebt sich Edelbert vom Liegestuhl und sagt, dass er nun nach Hause fahren und mit seinem Sohn Peter telefonieren wird. Ich lotse den Professor zur Türe und wünsche ihm einen ruhigen Nachmittag.
Mein Zuhause unter Palmen
13.15 Uhr Nachdem in der kleinen Villa endlich Ruhe und Frieden Einzug gehalten haben, rufe ich Hund Dixon ins Haus und serviere ihm gesundes Trockenfutter. Ausserdem nehme ich selbst mit einem Wurstbrot Vorlieb und trinke dazu ein Glas O-Saft mit Fruchtfleisch – schmeckt gar nicht schlecht.
14.00 Uhr Nach der Hausarbeit bette ich mich auf dem Wohnzimmerkanapee zur Ruhe. Ich schliesse die Augen und döse prompt ein, um mich im Traum an das Nordufer des Königssees versetzt zu sehen.
15.00 Uhr Dummerweise werde ich bald durch ein lautes Klopfen geweckt. Ich schiele zur Terrassentüre und stelle mit grosser Freude fest, dass mir Frau Pontecorvo einen Besuch abstatten möchte. Weil die Alte einen Kuchen mitgebracht hat, öffne ich unverzüglich die Pforte und erkläre der Frau, dass ich grossen Kaffeedurst habe.
15.30 Uhr Um keinen Hitzeschlag zu riskieren, schlürfen wir den Bohnentrunk in der klimatisierten Stube. Zudem labe ich mich an dem hausgemachten Apfelkuchen und lerne, dass meine Nachbarin das köstliche Backwerk mit Rosinen verfeinert hat. Ich lobe Frau Pontecorvos Kochkunst über den Schellenkönig und erwähne, dass ich selten einen besseren Kuchen gekostet habe.
16.15 Uhr Da Dixon langsam unruhig wird, fassen wir den Entschluss, dem Rüden etwas Auslauf zu verschaffen und zum La Playa Golfplatz zu wandern. Bei dieser Gelegenheit tratschen wir über dies und das und vereinbaren, dass wir morgen gemeinsam zum Supermarkt fahren sollten.
17.15 Uhr Sechzig Minuten später bin ich wieder daheim und bemerke, dass mein Magen knurrt. Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, begebe ich mich in die Küche und schiebe eine Pizza in den Backofen. Ausserdem schneide ich zwei Tomaten in mundgerechte Stücke und bereite in sekundenschnelle einen nahrhaften Beilagensalat zu – wie gut das duftet.
Bild: – Flickr.com / CD BY-SA 2.0
18.00 Uhr Nach der Jause gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich lege im Wohnzimmer die Beine hoch und folge interessiert den FOX Nachrichten. Unter anderem bringe ich heraus, dass heute republikanische sowie demokratische Wahlberechtigte im Bundesstaat New York aufgerufen sind, an wegweisenden Vorwahlen teilzunehmen. Ich staune nicht schlecht und bemerke, dass Donald Trump seinen Vorsprung immer weiter ausdehnt.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich zur Hauptfernsehzeit auf den Premiumkanal HBO und gebe mich dem abendfüllenden Spielfilm “Kingsman: The Secret Service” hin. Diese Komödie erzählt von den haarsträubenden Abenteuern einiger englischer Spione, die aufgerufen sind, die Welt zu retten – welch ein Unsinn.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Klamauk beende ich den Fernsehabend und scheuche den Vierbeiner noch einmal in den Garten hinaus. Im Anschluss reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.