07.45 Uhr Kurz vor dem Achtuhrläuten bimmelt das Telefon. Zu allem Überfluss meldet sich meine Mieterin im Rohr und plappert davon, dass heute der Kaminkehrer anrücken wird. Laut gähnend falle ich dem Kind ins Wort und entgegne, dass ich Wichtigeres zu tun habe und mich nicht um alles kümmern kann.
Der Kaminkehrer kommt
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem prima Wirbelbad. Nebenher mache ich mir meine eigenen Gedanken und komme zu dem Schluss, dass ich heute die Halloweendekorationsartikel abhängen sollte – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
09.30 Uhr Vor der Arbeit mache ich es mir am Küchentisch bequem und nehme in Gesellschaft meines Haustieres die wichtigste Mahlzeit des Tages ein. Unterdessen blättere ich in der Tageszeitung und bringe in Erfahrung, dass in der kommenden Woche der “Veteran’s Day” ansteht. Ich nippe schmunzelnd am Kaffeebecher und bin mir sicher, dass sich Herr Booth anlässlich dieses Feiertags in Schale werfen und an einem Umzug teilnehmen wird.
http://www.youtube.com/watch?v=kAWpkBurVno
10.00 Uhr Redlichst gestärkt komme ich in die Gänge und mache es mir zur Aufgabe, die Plastikkürbisse, die ich im Garten aufgestellt habe, in Kartons zu verstauen. Bei dieser Gelegenheit lasse ich mir die Sonne auf den Kopf scheinen und trällere das Neil Diamond Lied “Reverend Blue Jeans” (löblich: Pfarrer in Blautschiens) – da kommt Freude auf.
10.30 Uhr Leider kommt bald Frau Pontecorvo daher und erkundigt sich, ob ich für die Fernsehschau “America’s Got Talent” (löblich: Amerika hat Talent) übe. Ich schüttle entschieden den Kopf und antworte, dass ich kein Interesse an einer Gesangskarriere habe. Meine Nachbarin schenkt mir ein Lächeln und lotet aus, ob wir gemeinsam das Lunch (löblich: Mittagessen) einnehmen sollen. Weil ich keine Termine im Kalender stehen habe, nicke ich eifrig und rege eine Einkehr ins “New York Pizza & Pasta” Italiengasthaus an. Frau Pontecorvo reibt sich die Hände und bestätigt, dass wir uns gleich auf den Weg machen können – das soll mir Recht sein.
11.00 Uhr Nachdem ich mir dreissig Minuten die Beine in den Bauch stehen musste, kann die Reise auch schon losgehen. Ich folge der Immokalee Road nach Süden und biege zeitnah auf den Tamiami Trail ab. Ferner plaudere ich mit meiner Bekannten und lasse sie wissen, dass ich am Nachmittag meine Reise nach Toronto in trockne Tücher bringen werde. Ich schwärme in den höchsten Tönen und lege anschaulich dar, dass es nichts schöneres geben kann, als Weihnachten im Kreise der Familie zu feiern.
11.30 Uhr Im Gasthaus unseres Vertrauens angekommen, bestelle ich bei einer Kellnerin mit grosser Oberweite eine schmackhafte Pizza Mare (löblich: Pizza mit Meeresfrüchten) – schmeckt gar nicht schlecht.
Pizza – schmeckt einfach prima
12.30 Uhr Weil es heute nicht zu heiss ist, entschliessen wir uns nach der reichhaltigen Mahlzeit, dem Rüden etwas Auslauf zu verschaffen. Wir vertreten uns die Beine und nehmen uns das Recht heraus, zum angrenzenden See zu wandern. Hund Dixon ist kaum zu bändigen und zögert nicht, seine Pfoten im kühlen Nass zu baden – wie schön.
13.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Heimreise anzutreten. Ich lasse den Motor des PS-strotzenden SUV aufheulen und gebe Frau Pontecorvo zu verstehen, dass Edelbert gegen halb Drei auf der Matte stehen wird.
13.30 Uhr Zuhause angekommen, fülle ich den Napf meines Haustieres mit kaltem Leitungswasser auf. Anschliessend bette ich mich in der klimatisierten Stube zur Ruhe und döse schnell ein.
14.30 Uhr Just als ich von meiner ersten Floridareise im Jahre 2003 träume, wird die Ruhe durch lautes Klingeln gestört. Ich öffne spornstreichs die Pforte und heisse Edelbert herzlich Willkommen. Der schlaue Mann überreicht mir eine Tüte mit Donuts und erörtert, dass wir nun zwei Flüge nach Kanada buchen werden – wie aufregend.
15.15 Uhr Nachdem wir Kaffee getrunken haben, nehmen wir den Heimrechner in Betrieb und segeln direkt auf die Internetzpräsenz des renommierten Reiseanbieters Expedia.com. Während Edelbert mit der Maus hantiert, genehmige ich mir ein kühles Bier und rege an, dass wir am 20. Dezember abfliegen und bis zum 6. Januar in Toronto bleiben könnten. Der Professor macht grosse Augen und setzt mich darüber in Kenntnis, dass AIR CANADA zu den besagten Terminen Direktflüge ab Fort Myers anbietet.
Toronto muss man gesehen haben
16.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 4 deutet, drucken wir die Buchungsbestätigung aus und freuen uns, lediglich 348 Dollars pro Person bezahlen zu müssen. Juchzend hole ich zwei weitere Hopfenkaltschalen aus dem Eisschrank und proste Edelbert redlichst zu. Mein Gegenüber schwärmt in den höchsten Tönen und meint, dass es eine Gaudi werden wird, Ausflüge nach Lake Simcoe und/oder an die Niagara Fälle zu unternehmen – darauf freue ich mich jetzt schon.
17.00 Uhr Wenig später begleite ich Edelbert zum JEEP und verspreche, dass ich morgen gegen halb Elf im PUBLIX Supermarkt sein werde. Der gute Mann rückt seine MIAMI DOLPHINS Mütze zurecht und steigt winkend in den Geländewagen. Danach mache ich kehrt und kümmere mich um das Abendessen. Während der Vierbeiner Trockenfutter vorgesetzt bekommt, nehme ich mit einer Portion Langnudeln mit Pesto Vorlieb – wie gut das duftet.
Ich schlürfe Rotwein
18.00 Uhr Endlich blitzt die Küche und ich kann mich ins Wohnzimmer zurückziehen, um die Abendnachrichten auf FOX zu verfolgen. Nebenbei öle ich meine Kehle mit süffigem Rotwein und erzähle Dixon, dass ich im Laufe der nächsten Tagen bei AIR CANADA anrufen und eine Hundetransportkiste buchen muss.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf HBO um und erfreue mich an der englischen Filmproduktion “Grand Budapest Hotel”. Das Meisterwerk aus dem Jahre 2013 erzählt die Geschichte eines gewieften Hotelconcierge, der ganz überraschend ein wertvolles Ölgemälde erbt.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich gähne ausgiebig und ziehe es vor, den Flachbildschirm auszuschalten und mich schlafen zu legen. Gute Nacht.