21. Januar 2014 – Schäden, nichts als Schäden

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Ich werde durch das Bimmeln meiner Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) aus einem schönen Traum gerissen. Zu allem Überfluss meldet sich Sandra und plappert, dass ein Unbekannter während der Nacht den Gartenzaun im Waldweg beschädigt hat. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und erfahre weiter, dass gegen 2 Uhr Morgens ein unvorsichtiger Autofahrer bei einem Wendemanöver in den Zaun gekracht ist. Meine Mieterin beruhigt mich redlichst und beteuert, dass sie die Polizei verständigt und auch schon mit unserem ALLIANZ Versicherungsvertreter gesprochen hat – was muss ich denn noch alles ertragen.

waldweg11
Meine schicke Villa im Waldweg

08.30 Uhr Nachdem sich mein Pulsschlag normalisiert hat, entspanne ich mich bei einem Wirbelbad. Nebenbei rufe ich bei Edelbert an und gebe zu Protokoll, dass man in Deutschland seines Lebens nicht mehr sicher ist. Selbstverständlich lasse ich das Telefonat mit Sandra Revue passieren und merke an, dass wir uns glücklich schätzen können, im beschaulichen Florida zu leben. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und regt einen Strandspaziergang an – wie schön.
09.30 Uhr Nach dem Badespass schlüpfe ich in farbenfrohe Freizeitkleidung und nehme in der Küche ein reichhaltiges Frühstück ein. Natürlich gebe ich dem Vierbeiner auch etwas ab und lasse ihn wissen, dass wir die Vormittagsstunden am Golf von Mexiko verbringen werden.

naplesstrand
Ruhe und Frieden am Golf von Mexiko

10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten scheuche ich den Rüden zum Chevrolet und rase zum 6 Meilen entfernten Vanderbilt Beach Park (löblich: Vanderbilt Strandpark). Während der kurzweiligen Reise lausche ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und komme in den Genuss, ein neues Lied aus Rosanne Cashs Feder zu hören – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.00 Uhr Am Ziel angekommen, begrüsse ich Edelbert und schlendere pfeifend zum Strand. Wir baden unsere Füsse im azurblauen Wasser und tratschen angeregt über unsere letztjährige Appalachian Trail Wanderung. Edelbert redet sich den Mund fusselig und meint, dass wir uns bald wieder in ein Abenteuer stürzen und den höchsten Berg der Rocky Mountains erklimmen sollten. Ich gebe mich jedoch skeptisch und entgegne, dass ich in diesem Jahr viel lieber nach Hawaii fliegen würde.

at01
April 2013: Der Appalachian Trail

11.45 Uhr Weil die Sonne vom Himmel lacht und für schweisstreibende Temperaturen sorgt, legen wir eine kleine Pause in der Strandbar des renommierten Ritz Carlton Hotels ein. Ein gestriegelter Ober heisst uns herzlich Willkommen und möchte wissen, ob wir etwas essen wollen. Wir nicken eifrig und ordern vitaminreiche Baconburger (löblich: Speckburger) mit Chilibohnen und Kartoffelstäben. Zudem deute ich auf Dixon und fordere den Knecht auf, etwas Speck für das ausgehungerte Haustier aufzutischen.
12.30 Uhr Als die Jause serviert wird, bestellen wir einen zweiten Krug (unlöblich: Pitcher) Bud Light und schmieden Urlaubspläne. Prof. Kuhn legt beste Laune an den Tag und meint, dass es eine Gaudi wäre, ins alte Europa zu fliegen und Grossstädte im ehemaligen Ostblock zu besuchen. Als ich nachfrage, kommt mein Tischnachbar auf die rumänische Hauptstadt zu sprechen und erörtert, dass Bukarest unzählige Attraktionen bereithält. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gehört haben.
13.45 Uhr Redlichst gestärkt fordern wir die Rechnung heraus und sehen uns genötigt, knapp 80 Dollars für die Getränke und das Essen bezahlen zu müssen. Ich staune Bauklötze und erkläre meinem Bekannten, dass ich bald im Armenhaus landen werde. Trotz aller Widrigkeiten lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und laufen bei angenehmen Temperaturen zum Auto zurück.
14.15 Uhr Ich wünsche Edelbert einen schönen Nachmittag und hüpfe zufrieden in den PS-strotzenden SUV, um den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten zu lassen. Anschliessend presche ich mit durchdrehenden Pneus von dannen und freue mich auf ruhige Stunden in der kleinen Villa.
15.00 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, hole ich den Gartenschlauch hervor und sprenge den Rasen sowie die hochgewachsene Petersilie. Leider kommt bald Frau Pontecorvo dazu und berichtet, dass sie für 16 Uhr einen Frisörtermin vereinbart hat. Ich schenke der Alten ein Lächeln und antworte, dass ich mich gleich von den Strapazen des Vormittages erholen werde – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.
15.45 Uhr Nach der Arbeit lotse ich Dixon in die gute Stube und falle gähnend aufs Sofa. Ich schlummere augenblicklich ein und träume von meiner aufschlussreichen Kulturreise nach Puerto Rico im Jahre 2013.
16.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und nehme am Schreibtisch Platz, um meinen Pflichten als staatlich anerkannter Seelsorger nachzukommen. Auch heute schufte ich hart und rate einer alleinerziehenden Mutter aus Magdeburg, ihrem 17jährigen Sohn bis auf weiteres sämtliche Konzertbesuche zu untersagen. Immerhin kann es nicht sein, dass sich der Jungspund an den Wochenenden in düsteren Konzerthallen tummelt und Hartfelsenmusik lauscht – wo kämen wir denn da hin.
17.45 Uhr Zu guter Letzt schalte ich die neuen Botschaften im Gästebuch frei und gehe dann von der Leine. Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, mache ich mich im Anschluss in der Küche nützlich und zaubere italienische Schmetterlingsnudeln mit Tomatensauce. Dazu gibt es einen farbenfrohen Beilagensalat sowie eine Hopfenkaltschale aus dem Hause Anheuser Busch – das tut gut.

italnudel
Ein vitaminreiches Abendessen

18.30 Uhr Nachdem ich in der Küche für Ordnung und Sauberkeit gesorgt habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Da im Fernsehen nichts spannendes läuft, mache ich es mir auf der Terrasse bequem und verfrachte eine von Sandra selbstgebrannte DVD in den Videoprojektor. Danach lehne ich mich entspannt zurück und schaue mir einige Episoden der bayerischen Vorabendserie “Polizeiinspektion 1” an – das macht Spass.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden fallen mir langsam die Augen zu. Ich rufe Dixon ins Haus und ziehe es vor, die Türen sicher zu verschliessen und mich ins Bett zu legen. Gute Nacht.