20. Juni 2016 – Unerträgliche Hitze

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und habe mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Als ich aus dem Bett hüpfe und aus dem Fenster spähe, stelle ich fest, dass die Sonne unbarmherzlich vom Himmel brennt. Angesichts der Affenhitze drehe ich spornstreichs am Temperaturregler und eile dann in die Küche, um zwei ASPIRIN Tabletten einzunehmen.

apotheke
Ich bediene mich aus meiner Hausapotheke

08.30 Uhr Nach dem Frühsport entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und wasche mir auch die Haare. Ferner rufe ich bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an und erfahre, dass die lieben Leute in die Stadt krusen wollen, um den “Farmers Market” (löblich: Bauernmarkt) zu besuchen. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und stelle klar, dass ich angesichts der schweisstreibenden Temperaturen bestimmt nicht mitkommen werde.
09.30 Uhr Nachdem ich mich gewaschen habe, steige ich aus der Wirbelbadewanne und schlüpfe in legere Freizeitkleidung. Ausserdem nehme ich die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb und bemerke, dass kaum noch Kaffeepulver vorrätig ist. Missmutig streichle ich Hund Dixon übers krause Fell und lasse ihn wissen, dass wir morgen zum Einkaufen fahren müssen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
10.00 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und starte mit einem gesunden Frühstück in den Tag. Weil ich auf ausgewogene Ernährung grössten Wert lege, lasse ich mir vitaminreiche KELLOGGS Flocken mit frischer Muh, Rühreier mit Speck sowie geröstete Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) schmecken. Unterdessen schmökere ich in der Zeitung und lerne, dass am kommenden Montag der weltbekannte Landmusiksänger Tracy Lawrence in der Nachbargemeinde Fort Myers auftreten wird. Ich juchze laut und erinnere mich, dass der gute Mann in den 1990er Jahren einige Top 10 Hits (löblich: Hoch Zehn Schläge) feiern konnte. Da ich gute Musik sehr zu schätzen weiss, tippe ich die in der Zeitung abgedruckte Rufnummer ins Tastenfeld der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und erkundige mich nach Eintrittskarten. Leider erteilt mir die Dame am anderen Ende der Leitung eine Absage und beteuert, dass sämtliche Billetts vergriffen sind – wie schade.

schwarzbeere
Ich telefoniere mit der Schwarzbeere

11.00 Uhr Redlichst gestärkt stosse ich die Terrassentüre auf und stelle fest, dass nicht einmal der Vierbeiner nach draussen gehen möchte. Um mir einen genaueren Überblick zu verschaffen, nehme ich die Anzeige des Thermometers in Augenschein und komme zu dem Schluss, dass die Quecksilbersäule bereits jetzt die 100°F (37°C) Marke überschritten hat – wo soll das noch hinführen.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten statten mir Georg und Maria einen Besuch ab. Die freundlichen Menschen schleppen einen Korb in die kleine Villa und erzählen, dass der Marktbesuch kein Vergnügen war. Ich nicke eifrig und stibitze mir einen Apfel aus dem Korb. Meine Schwägerin kommt aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus und sagt, dass sie mir das Obst gerne schenken würde. Natürlich bedanke ich mich artig und schlage vor, dass ich aus den Apfelsinen, Erdbeeren und Birnen köstliche Smoothies (löblich: Mischgetränke) zaubern könnte. Bevor die Gäste antworten können, stopfe ich einige Früchte in den Mixer und gebe eine Handvoll Eiswürfel dazu.
12.00 Uhr Wenig später fülle ich den Saft in Gläser um und serviere den Besuchern lustige Schinkenbrote. Georg und Maria freuen sich sehr und beissen kraftvoll zu. Nebenher berichte ich meinem Bruder, dass Tracy Lawrence in fünf Tagen in der “Ranch Concert Hall” pörformen wird. Georg wird sogleich hellhörig und verspricht, seine Kontakte spielen zu lassen und Karten zu besorgen – das wäre schön.
13.00 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen und Fruchtsäfte schlürfen, pocht plötzlich Frau Pontecorvo an die Terrassentüre. Selbstverständlich winke ich meine Nachbarin herein und zögere nicht, ihr ebenfalls einen Smoothie vorzusetzen. Die Perle leckt sich die Lippen und unterbreitet, dass man bei dieser Hitze viel trinken sollte.

rolex-presidential
Mein wertvoller Chronograph

14.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 2 zugeht, erhebt sich Georg vom Sofa und meint, dass nun die Zeit gekommen ist, um mir auf Wiedersehen zu sagen. Maria vertritt die gleiche Meinung und informiert, dass sie den Nachmittag nutzen möchte, um etwas zu lesen. Wie es sich gehört, führe ich meine Verwandten zur Haustüre und wünsche ihnen einen angenehmen Abend. Im Anschluss köpfe ich eine Flasche Schaumwein und lade Frau Pontecorvo ein, mit mir anzustossen.
14.30 Uhr Nachdem sich meine Nachbarin verabschiedet hat, mache ich es mir auf dem Kanapee bequem und döse prompt ein, um von meiner spannenden Appalachian Wanderung im vergangenen Jahr zu träumen.

at201502
Unterwegs auf dem Appalachian Trail

15.30 Uhr Leider wird die Ruhe bald durch ohrenbetäubendes Türeklingeln unterbrochen. Zu allem Überfluss steht der kleine Francis vor meinem Zuhause und erkundigt sich, ob ich sein Fahrrad gesehen habe. Weil ich besseres zu tun habe, schüttle ich den Kopf und werfe die Pforte lautkrachend ins Schloss.
15.45 Uhr Als nächstes setze ich mich an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Während draussen die Luft flimmert, nehme ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher in Augenschein und komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Unter anderem schreibt eine 37jährige Mutter aus Bad Dürkheim, dass ihr 14jähriger Sohn völlig überzogene Taschengeldforderungen stellt. Um schlimmeres Unheil abzuwenden, setze ich ein Antwortschreiben auf und rate der kleinen Frau, dem Frechdachs mit Stubenarrest zu begegnen – immerhin kann man sich nicht alles bieten lassen.
16.30 Uhr Nachdem ich die Einträge im Gästebuch überflogen habe, gehe ich von der Leine und scheuche Dixon in den Garten. Während sich das Haustier hechelnd zum künstlich angelegten Teich schleppt, stelle ich den Rasensprenkler an und versorge die Pflanzen mit frischem Wasser.
17.00 Uhr Nach der Arbeit kehre ich schnaufend ins Haus zurück und fülle Dixons Näpfe mit Trockenfutter und Leitungswasser auf. Danach schwenke ich Butterschmalz in der Pfanne und bereite ein Minutenschnitzel zu.
18.00 Uhr Nach der reichhaltigen Brotzeit mache ich es mir in der guten Stube bequem und telefoniere mit Edelbert. Auch der Professor klagt über das heisse Wetter und setzt mich darüber in Kenntnis, dass es ihm heute nicht einmal möglich war, zur Buchhandlung seines Vertrauens zu laufen. Ich spende dem schlauen Mann Trost und gebe zu Protokoll, dass ein Tiefdruckgebiet am Wochenende für etwas Abkühlung sorgen wird.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Bezahlsender AMC und erfreue mich an einer Dokumentation, die sich mit der Entstehungsgeschichte des neuen Roland Emmerich Meisterwerks “Independence Day 2” beschäftigt. Ich mache grossen Augen und bringe heraus, dass der Film am Freitag seine Premiere feiern wird.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich den Farbfernseher ab und begleite Dixon ein letztes Mal in den Garten. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre und gehe zu Bett. Gute Nacht.