8. September 2015 – 50 Mass Bier und der anstehende Kick Off

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07.30 Uhr Ich werde zu nachtschlafender Zeit durch sehr aggressives Telefonläuten geweckt. Zu allem Überfluss meldet sich Admiral a.D. Bürstenbinder im Rohr und erzählt, dass am Sonntag das Volksfest zu Ende gegangen ist. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und erfahre, dass der Seebär täglich auf dem Fest abgefeiert und insgesamt 50 Mass Bier getrunken hat. Mein Bekannter plappert ohne Unterlass und rechnet vor, dass er ausserdem acht halbe Hähnchen, zwei Steckerlfische sowie sieben grosse Brezen verzehrt hat. Ferner möchte der gute Mann wissen, wann ich endlich wieder nach Bayern komme werde. Ich räuspere mich redlichst und verspreche, dass ich meine Zelte spätestens im kommenden Frühjahr in der alten Heimat aufschlagen werde.
08.00 Uhr Nachdem ich das Telefonat beendet habe, stehe ich auf und eile ins Wohnzimmer. Dummerweise trete ich dabei auf einen Tennisball und verdrehe mir den Knöchel. Fluchend lasse ich mich aufs Kanapee fallen und erkläre Hund Dixon, dass er sein Spielzeug nicht im ganzen Haus verteilen darf. Weil mein Fuss schmerzt, greife ich spornstreichs zum Telefon und rufe bei Frau Pontecorvo an, um ihr mitzuteilen, dass ich schwer verletzt bin.

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Ich stolpere über einen Tennisball

08.30 Uhr Wenig später stösst meine Nachbarin die Terrassentüre auf und nimmt meinen lädierten Knöchel in Augenschein. Die Gute massiert sorgsam mein Bein und meint, dass es schlauer wäre, den verletzten Fuss zu verarzten. Bevor ich antworten kann, rennt meine Bekannte in die Küche und füllt Eiswürfel in eine Plastiktüte. Anschliessend presst die kleine Frau die Kühlkompresse auf mein Bein und sagt, dass es angebracht wäre, einen Arzt zu konsultieren – wie wahr.
09.15 Uhr Während Frau Pontecorvo Kaffee aufbrüht, versuche ich mit schmerzverzerrtem Gesicht, vom Sofa aufzustehen und in die Küche zu humpeln. Nebenher fluche ich wie ein Bauarbeiter und unterbreite, dass noch heute sämtliches Hundespielzeug im Mülleimer landen wird. Mein Gast kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und sichert zu, dass sie nach dem Frühstück bei WALGREENS eine Schmerzsalbe besorgen wird.
10.00 Uhr Nach der Stärkung greife ich zur Fernbedienung und nehme mir das Recht heraus, auf ABC die beliebte Vormittagssendung “Good Morning America” (löblich: Guten Morgen Amerika) zu sehen. Währenddessen macht sich Frau Pontecorvo in der Küche nützlich und behauptet, dass sie ausserdem zum PUBLIX Supermarkt rasen und Weichgetränke (unlöblich: Softdrinks) einkaufen wird. Ich nicke eifrig und trage der Dame auf, einen Zwischenstopp in der “Domino’s” Pizzeria einzulegen und für ein nahrhaftes Mittagessen zu sorgen.

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Frau Pontecorvo rast zum PUBLIX Supermarkt

10.45 Uhr Nachdem Frau Pontecorvo das Weite gesucht hat, rufe ich bei Edelbert an und lasse ihn wissen, dass es mir heute nicht möglich sein wird, aus dem Hause zu gehen. Der Professor seufzt in einer Tour und meint, dass ich unbedingt kürzer treten und mich von meiner Nachbarin umsorgen lassen sollte.
11.30 Uhr Fünfundvierzig Minuten später kehrt meine Bekannte zurück. Die Alte überreicht mir eine Tube “Neuragen” und legt mir nahe, den Knöchel mit dieser Salbe einzureiben. Ich komme der Aufforderung anstandslos nach und werde Zeuge, wie mein Gast eine grosse Familienpizza zerteilt und einen gemischten Salat mit Thousand Island Dressing (löblich: 1.000 Insel Sauce) auffährt. Natürlich greife ich sogleich zu und bemerke, dass das italienische Schmankerl ganz vorzüglich mundet. Meine Tischnachbarin schenkt mir ein Lächeln und beteuert, dass sie nach dem Essen mit Hund Dixon einen Spaziergang unternehmen wird – das ist phantastisch.

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Wir essen Pizza

12.30 Uhr Als endlich Ruhe in der kleinen Villa eingekehrt ist, lege ich die Beine hoch und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von der diesjährigen Appalachian Trail Wanderung.
13.30 Uhr Ich öffne die Augen und stelle fest, dass der Schmerz etwas nachgelassen hat. Um mir etwas Gutes zu tun, schlendere ich in die Küche und nehme die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb. Zudem schneide ich einen Zitronenkuchen aus dem PUBLIX an und decke den Wohnzimmertisch mit dem besten Geschirr ein.
14.15 Uhr Endlich kommen Frau Pontecorvo und Hund Dixon vom Gassigang zurück. Die lotse meine Nachbarin in die Wohnstube und animiere sie, mir beim Kaffeekränzchen Gesellschaft zu leisten. Darüber hinaus gebe ich zu Protokoll, dass die Salbe Wunder gewirkt und mich von den höllischen Schmerzen erlöst hat. Meine Bekannte strahlt wie ein Honigkuchenpferd und meint, dass ich ihr 12 Dollars schulde – wie unlöblich.
15.00 Uhr Schlussendlich bringe ich meine Nachbarin zur Türe und bedanke mich für alles. Im Anschluss folge ich Dixon in den Garten und ziehe es vor, auf der Hollywood Schaukel die Seele baumeln zu lassen. Unter anderem blättere ich in der Zeitung und bringe heraus, dass am Mittwoch der “Kick Off” (löblich: Anstoss) zur Football Saison 2015/2016 erfolgen wird – das wird spannend.

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Bier ist sehr gesund

16.00 Uhr Nachdem ich zwei Flaschen Budweiser getrunken und meinen Knöchel noch einmal mit der Salbe eingerieben hat, hole ich den Gartenschlauch hervor und versorge die Pflanzen mit Wasser. Ausserdem tratsche ich mit Herrn Booth und vernehme, dass sein Ausflug nach Miami prima war. Der Kriegsveteran schnalzt mit der Zunge und berichtet, dass er die Nacht von Freitag auf Samstag in einem “Days Inn” Motel verbracht hat.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 zugeht, kehre ich ins klimatisierte Eigenheim zurück und fülle Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Zudem koche ich Nudelwasser auf und zaubere im Handumdrehen vitaminreiche Langnudeln mit Pesto aus dem Glas – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der Hausarbeit mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und fröne in Gesellschaft meines Haustieres den FOX Nachrichten. Ich folge den Aussagen des Moderators ganz genau und höre, dass sich die Terroranschläge des 11. September 2001 in diesem Jahr zum vierzehnten Mal jähren.
18.45 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich auf den Premiumkanal “Showtime” und gebe mich dem Fernsehspiel “The Affair” (löblich: Die Affäre) hin. Die preisgekrönte Serie erzählt von der heimlichen Affäre zwischen einem verheirateten Lehrer und einer leichtlebigen Kellnerin – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Episoden beende ich den Fernsehabend und verabschiede mich ins Schlafzimmer. Gute Nacht.