2. Juni 2014 – Im JEEP nach Florida?

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und freue mich, eine weitere Woche in Kanada verbringen zu dürfen. Weil das milde Klima zu einem Spaziergang einlädt, hüpfe ich ausgelassen aus dem Bett und absolviere am geöffneten Fenster die Morgengymnastik – wer rastet, der rostet.
08.30 Uhr Im Anschluss scheuche ich Hund Dixon ins Parterre und lasse es mir nicht nehmen, die Seele bei einem Vollbad baumeln zu lassen. Nebenher tippe ich Frau Pontecorvos Handtelefonnummer in die Schwarzbeere und erzähle, dass ich erst am kommenden Wochenende nach Naples zurückkehren werde. Meine Bekannte seufzt laut und entgegnet, dass sie unter diesen Umständen ihren Aufenthalt in Jacksonville, FL ebenfalls um einige Tage ausdehnen wird – das soll mir Recht sein.

schwarzbeere
Meine praktische Schwarzbeere

09.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf halb 10 deutet, rutsche ich auf dem Treppengeländer nach unten und begrüsse meine Verwandten sowie Prof. Kuhn recht herzlich. Ferner nehme ich am Küchentisch Platz und höre, wie die lieben Leute den Abschied meines Cousins Robert Revue passieren lassen. Ausserdem blättert mein Bruder in einem JEEP Prospekt und berichtet, dass er mit der Idee spielt, einen JEEP WRANGLER zu kaufen.
10.00 Uhr Während ich mir das Frühstück munden lasse, komme ich aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und gebe zu Protokoll, dass in der Garage ein GRAND CHEROKEE sowie ein Mercedes stehen. Georg nickt eifrig und behauptet, dass es sich anbieten würde, den Cherokee als Zweitwagen im Sonnenscheinstaat zu nutzen. Auch Maria schlägt in die gleiche Kerbe und setzt mich darüber in Kenntnis, dass es auf Dauer kein Vergnügen ist, in Florida nur ein Auto zur Verfügung zu haben – wo soll das noch hinführen.

naples
Im Auto nach Naples, FL

10.30 Uhr Just als meine Schwägerin brühfrischen Bohnentrunk nachschenkt, meldet sich Edelbert zur Wort und meint, dass es ein Spass wäre, am Wochenende nicht per Flugzeug, sondern im Auto nach Florida zu reisen. Der schlaue Mann schwärmt in den höchsten Tönen und sagt, dass wir durch den Bundesstaat New York krusen, Philadelphia besichtigen und einen Zwischenstopp im grossen Apfel einlegen könnten. Bevor ich Worte finde, klopft mein Bruder Edelbert auf die Schulter und kündigt an, noch heute beim JEEP Vertreter Nägel mit Köpfen zu machen. HEUREKA – an diesem Beispiel sieht man anschaulich, dass auf meine Meinung überhaupt kein Wert gelegt wird.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten nehme ich Hund Dixon an die Leine und breche in Edelberts Gesellschaft zu einem Spaziergang auf. Selbstverständlich strafe ich den Professor mit bösen Blicken ab und erinnere, dass zwischen Toronto und Naples 1.800 Meilen liegen. Edelbert zuckt nur mit den Schultern und unterbreitet, dass er es kaum erwarten kann, den “Palmetto State” wiederzusehen und fangfrische Meeresfrüchte am Atlantik zu fressen.

palmetto
Bald krusen wir durch North Carolina

12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit stehen wir vor dem Centerpoint Einkaufszentrum und fassen den Entschluss, ins hauseigene “Caribbean Queen” Gasthaus einzukehren. Eine freundliche Kellnerin mit Tätowierung begrüsst uns zuvorkommend und lotst uns zu einem Tisch an der Glasfassade. Weil ich vom reichhaltigen Frühstück immer noch gesättigt bin, ordere ich einen Gemüseteller mit Brokkoli, Reis und Spare Ribs. Edelbert folgt meinem Beispiel und plappert während der Mahlzeit unentwegt über unsere anstehende Reise – das kann ja heiter werden.
13.00 Uhr Nach dem Mittagessen folgen wir der Yonge Street gen Süden und finden uns bald im gepflegten Centre Park wieder. Ich lasse Dixon von der Leine und ziehe es vor, mir bei einem fliegenden Händler ein köstliches Weicheis (unlöblich: Soft Ice) sowie einen Becher Wurzelbier (unlöblich: Rootbeer) zu kaufen. Anschliessend lasse ich mich auf einer Parkbank nieder und beobachte Tauben, die im hohen Gras nach Futter Ausschau halten. Unterdessen navigiert Edelbert mit seinem strahlenden Handtelefon durchs Internetz und berichtet, dass wir die Gelegenheit beim Schopf packen und meinem Studienkollegen Thomas Kronach in New York einen Besuch abstatten könnten – das ist gar keine schlechte Idee.

newyork
Der grosse Apfel / Bild: AngMoKio / CC BY-SA 2.5

13.45 Uhr Nachdem Dixon ein Eichhörnchen durch die Grünanlage gejagt hat, verlassen wir den Park. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen schlendern wir nach Hause und kommen zu dem Schluss, dass es doch eine Gaudi werden könnte, in einem geräumigen JEEP bis nach Florida zu fahren. Edelbert reibt sich die Hände und sagt, dass er den Nachmittag nutzen wird, um die Flüge nach Fort Myers zu stornieren – wie schön.
14.30 Uhr Zurück im Stadthaus meines Bruders, gehe ich völlig erschöpft ins Gästezimmer. Während mir der Schweiss von der Stirn tropft, schlüpfe ich aus den Kuhnjungenstiefeln und freue mich auf eine kleine Pause. Schon nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum auf einen verstaubten Highway versetzt.
15.30 Uhr Leider wird die Ruhe bald durch David (8) gestört. Mein Grossneffe stösst plärrend die Türe auf und meint, dass er jetzt im Garten spielen will. Da Widerworte keine Wirkung zeigen, komme ich der Bitte nach und folge dem Dreikäsehoch nach unten. Dort treffe ich auch auf Amanda und James und erfahre, dass uns die Kinder beim Abendessen Gesellschaft leisten werden – das ist phantastisch.
16.00 Uhr Während die Frauen in der Küche schuftet, mache ich es mir mit James und Edelbert auf der Terrasse bequem. Wir trinken eiskalte Hopfenkaltschalen und tratschen angeregt über Dies und Das. Unter anderem kommt Prof. Kuhn auf unsere 1.800 Meilen lange Autofahrt zu sprechen und meint, dass wir für die Strecke mindestens 4 Tage einplanen müssen.
17.00 Uhr Als ich drei weitere Labatt Blau Biere aus dem Eiskasten hole, kommt Georg von seinem Ausflug zur JEEP Vertretung zurück. Mein Bruder strahlt über das ganze Gesicht und teilt uns auf Anfrage mit, dass er soeben 35.000 kanadische Dollars in einen JEEP SAHARA mit V6 Motor investiert hat.

italnudel
Farfalle mit Tofu – schmeckt gar nicht schlecht

17.30 Uhr Endlich ruft uns Maria in die Küche. Wir kommen dem Aufruf anstandslos nach und freuen uns über italienische Schmetterlingsnudeln (unlöblich: Farfalle) mit deftiger Hackfleischsauce. Ich greife spornstreichs zum Besteck und lobe meine Schwägerin wegen ihrer Kochkünste über den Schellenkönig. Maria bedankt sich und wirft ein, dass sie für die Fleischbeilage Tofu verwendet hat – das ist ja allerhand.
18.15 Uhr Nach dem Essen verabschieden sich die Kinder. Ich kneife David zum Abschied in die Wange und wünsche ihm eine gute Nacht. Im Anschluss mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und schaue mir die Nachrichten an.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit verfrachtet Georg eine DVD ins Abspielgerät und ich komme in den Genuss, die preisgekrönte Erwachsenenkomödie “Ted” zu sehen, die von einem sprechenden Teddybären erzählt. Ich mache grosse Augen und werde Zeuge, wie der Plüschgeselle Haschgift konsumiert und derbe Witze reisst – wie furchtbar.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden flimmert der Abspann über den Schirm und ich strecke mich redlichst. Zu guter Letzt reiche ich die Fernbedienung an Georg weiter und wünsche den Leuten eine angenehme Nachtruhe. Danach rufe ich den Vierbeiner ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.