08.00 Uhr Ich werde durch lautes Telefonläuten aus einem schönen Traum gerissen. Als ich das Gespräch annehme, meldet sich mein Bruder und begrüsst mich herzlich. Ferner berichtet Georg, dass er gerade am Lake Simcoe sitzt und Fische fängt. Ich bin erstaunt und lasse meinen Verwandten wissen, dass ich in Florida aus dem Schwitzen gar nicht mehr herauskomme. Georg lacht laut und schlägt vor, dass ich mein Ränzlein schnüren und noch heute nach Kanada ausfliegen könnte.
08.30 Uhr Nachdem ich erfahren habe, dass auch James, Amanda und David in Gilford Beach sind, klappe ich die Schwarzbeere zu und laufe nörgelnd auf die schattige Terrasse. Bei schweisstreibenden 89°F (32°C) absolviere ich die Morgengymnastik und tratsche mit Sandra, die sich just im Augenblick im Jacuzzi vergnügt. Die Maid plappert ohne Unterlass und sagt, dass sie mich gerne zum Frühstück einladen würde. Ich stimme prompt zu und lasse mich dazu überreden, mitzukommen und einen Stadtbummel zu unternehmen – das kann ja heiter werden.
09.00 Uhr Bevor wir losfahren, entspanne ich mich bei einem prima Wirbelbad. Nebenbei rufe ich bei Edelbert an und gebe zu Protokoll, dass er mich im “Cafe Luna” zum Frühstück treffen kann. Der schlaue Mann freut sich und verspricht, gegen halb 11 Uhr vor Ort zu sein – das ist phantastisch.
10.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, ins Stadtzentrum zu krusen. Mit knurrendem Magen scheuche ich Dixon zum Auto und fordere Sandra auf, mich sicher zur 5th Avenue zu kutschieren. Das Kind lässt sich nicht zweimal bitten und steuert den PS-strotzenden SUV hupend aus dem Wohngebiet. Unterdessen erfreue ich mich am Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und lerne, dass Gesangsstern Jimmy Buffett vor zwei Tagen ein nagelneues Studioalbum herausgebracht hat – wie aufregend.
10.30 Uhr Wir treffen Edelbert an einem einladenden Fenstertisch an und zögern nicht, bei einer feschen Bedienung (23) mit grosser Oberweite drei super Frühstücke zu ordern. Sandra bestellt dazu ein Glas Tomatensaft und erinnert, dass wir am Samstag nach Clearwater fahren werden. Edelbert macht grosse Augen und sagt, dass er zwar kein Freund von ohrenbetäubender Felsenmusik ist, aber trotzdem mitkommen wird. Ich seufze laut und entgegne, dass sich Frau Pontecorvo auch bereit erklärt hat, uns zu begleiten.
Keine Touristen in Naples, FL
11.15 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit vertreten wir uns die Beine und inspizieren die Auslagen in den Schaufenstern. Währenddessen fällt mir auf, dass von den vielen Touristen, die Naples im Frühsommer bevölkert haben, längst nichts mehr zu sehen ist. Der Professor nickt eifrig und unterbreitet, dass es viel zu heiss ist, um den Sommer in Südwestflorida zu verbringen – wie wahr.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, kehren wir ins “Island Trends” Gewandhaus ein und halten nach preiswerten Schnäppchen Ausschau. Nach kurzer Suche werde ich fündig und erwerbe zwei Polohemden für je 35 Dollars. Auch Edelbert macht etwas Geld locker und wählt ein modisches T-Hemd mit “Southern Tide” Aufdruck – da kommt Freude auf.
12.45 Uhr Um etwas Abkühlung zu bekommen, besuchen wir eine Starbucks Filiale und nehmen mit Eiskaffees und Kuchen Vorlieb. Nebenher führt Sandra mit ihrem strahlendem SAMSUNG Handtelefon ein Ferngespräch und tratscht mit ihrer Mitbewohnerin Bärbel. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und vermute, dass dieses Gespräch ein kleines Vermögen kostet. Sandra fällt mir jedoch ins Wort und informiert, dass sie vor ihrer Abreise einen günstigen BLAU.DE Auslandstarif gewählt hat.
13.30 Uhr Zu guter Letzt lotse ich meine Begleiter in ein Musikgeschäft und nehme mir das Recht heraus, das neue Jimmy Buffett Album mit dem Titel “Songs From St. Somewhere” (löblich: Lieder aus Sankt Irgendwo) zu kaufen. Danach verabschiede ich mich vom Professor und trete in Sandras und Hund Dixons Gesellschaft die Heimfahrt an.
Jimmy Buffett – Songs from St. Somewhere
14.15 Uhr Zurück in der kleinen Villa verfrachte ich die Musikscheibe ins Abspielgerät und fröne wunderschönen Klängen aus der Karibik. Sandra ist ebenfalls angetan und sagt, dass es ihr Wunschtraum ist, irgendwann ein Jimmy Buffett Konzert zu besuchen – wie schön.
15.00 Uhr Nachdem wir Kaffee getrunken und sämtliche Musikstücke gehört haben, lege ich die Beine hoch und entspanne mich redlichst. Sandra sonnt sich derweil im Garten und wirft Dixon Stöckchen zu.
16.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und nutze die Nachmittagsstunden, um meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nachzukommen. Ich rufe Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab und registriere, dass es die Jugend derzeit besonders bunt treibt. Natürlich helfe ich, wo ich nur kann und rate dazu, den Halbstarken nicht alles durchgehen zu lassen – wo kämen wir denn da hin.
17.00 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde fahre ich das Betriebssystem mausdrückend herunter und komme zu dem Schluss, dass man in Deutschland nicht mehr in Ruhe leben kann. HEUREKA – ich kann mich wirklich glücklich schätzen, in den Vereinigten Staaten von Amerika einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden zu haben.
17.30 Uhr Da mein Magen knurrt, eile ich in die Küche und richte eine vitaminreiche Käseplatte an. Dazu gibt es gesundes Weissbrot sowie süffigen Weisswein aus dem goldenen Kalifornien.
18.00 Uhr Nachdem ich zwei Käsebrote verzehrt und Sandra Witze aus der Tageszeitung vorgelesen habe, gehen wir zum gemütlichen Teil des Tages über.
19.00 Uhr Nach den FOX NEWS, schaltet Sandra auf den Spartenkanal FX um, wo just im Augenblick eine Doppelfolge der Gruselserie “American Horror Story” läuft. Ich folge den Geschehnissen und gebe meinem Hausgast zu verstehen, dass die dritte Staffel des Fernsehspiels im Oktober seine Premiere feiern wird.
21.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 9 deutet, wünsche ich Sandra angenehme Träume und lege mich schlafen. Gute Nacht.