29. Mai 2013 – Sandra und der marode Schornstein

pfaffenbergkl

07.30 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich bemerke beim Blick auf den Anrufbeantworter, dass ein Telefonat eingegangen ist. Neugierig betätige ich den Rückrufknopf und bin überrascht, meine Mieterin dran zu haben. Sandra plappert ohne Punkt und Komma und behauptet, dass die Villa im Waldweg 11 marode ist. Ich reibe mir die Augen und höre, dass die Wand im Treppenhaus von Schimmel befallen ist. Das Kind versorgt mich mit weiteren Schreckensnachrichten und plappert davon, dass es auch im Speicher nach Moder riecht – das ist ja allerhand.
08.00 Uhr Nachdem ich Sandra beauftragt habe, Herrn Darius über den Makel zu informieren, beende ich das Telefonat und laufe deprimiert in die Küche, um Dixons Napf mit Trockenfutter aufzufüllen.
08.30 Uhr Dreissig Minuten später rufe ich im Ferienhaus meiner Verwandten an. Als ich Maria bitte, den Hörer an Georg weiterzureichen, fällt mir die Gute ins Wort und erinnert, dass mein Bruder mit Herrn Wang nach Miami gefahren ist. Ich raufe mir die Haare und ziehe es vor, Georgs Handtelefonnummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) einzutippen. Wenig später meldet sich mein Bruder und ich zögere nicht, ihm von Sandras Beobachtungen zu erzählen. Der gute Mann beruhigt mich und ist sich sicher, dass die Feuchtigkeit durch den Schornstein eindringt. Georg kennt sich bestens aus und rät, ein Edelstahlrohr durch den Kamin einziehen zu lassen.
09.00 Uhr Im Anschluss kontaktiere ich meinen Bekannten Herrn Roman Brenngruber und frage nach, ob er an einem Tschob interessiert wäre. Der ehemalige Gas- und Wasserinstallateur ist hellauf begeistert und antwortet, dass er zwar schon 88 Jahre alt ist aber immer noch kleinere Gefälligkeiten für gute Freunde übernimmt. Ich gebe mich erleichtert und erwähne, dass in meiner löblichen Villa der Kamin saniert werden muss. Herr Brenngruber willigt ein und verspricht, meiner Mieterin einen Besuch abzustatten – wie schön.
10.00 Uhr Endlich kann ich mich ins Badezimmer verabschieden und die Seele bei einem Wirbelbad baumeln lassen. Unterdessen mache ich mir meine eigenen Gedanken und komme zu dem Schluss, dass die Instandsetzungsarbeiten eine Stange Geld verschlingen werden – wie unlöblich.
11.00 Uhr Nach dem Badespass spaziere ich mit dem Vierbeiner im Schlepptau zum Nachbarhaus und erkläre Frau Pontecorvo, dass ich grossen Hunger habe. Die gute Seele winkt mich zuvorkommend herein und versorgt mich mit vitaminreichen Käsebroten und einem Becher Kaffee.

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Ein Becher Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0

11.30 Uhr Ich beisse kraftvoll zu und berichte nebenher, dass ich mein ehemaliges Zuhause renovieren und Sandra in Zukunft mehr Miete abverlangen werde. Frau Pontecorvo straft mich mit skeptischen Blicken ab und meint, dass Sandra ganz bestimmt keine 4.000 Euros pro Monat aufbringen kann – das ist mir Wurst.
12.00 Uhr Pünktlich zum Zwölfuhrläuten lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und ziehe es vor, nach Hause zu gehen und mich von den Strapazen des Vormittages zu erholen. Bei angenehmen 72°F (22°C) lege ich auf der schattigen Terrasse die Beine hoch und döse bald ein.
13.00 Uhr Leider wird mein Nickerchen kurze Zeit später durch ohrenbetäubendes Telefonbimmeln unterbrochen. Erneut habe ich Sandras Stimme im Ohr und lerne, dass Herr Brenngruber da war und den Kamin vermessen hat. Das Kind meldet Bedenken an und meint, dass der Tattergreis viel zu alt ist, um auf das Dach zu steigen. Ich spreche Sandra gut zu und gebe zu Protokoll, dass mir das Geld fehlt, um eine Fachfirma zu beauftragen.
13.45 Uhr Danach nehme ich kaffeeschlürfend am Schreibtisch Platz und kümmere mich um die Anschnurseelsorge. Ich rufe Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und registriere, dass es die verlotterte Jugend derzeit besonders bunt treibt. Unter anderem schreibt Frau Elvira E. aus Leverkusen, dass ihre Tochter Linda (13) dem Alkohol verfallen ist und täglich 10 Flaschen Bier trinkt. Ich mache grosse Augen und animiere die alleinerziehende Mutter, den Frechdachs mit Stubenarrest nicht unter 4 Wochen zu bestrafen.
14.45 Uhr Zu guter Letzt schalte ich die neuen Beiträge im beliebten Gästebuch frei und gehe dann von der Leine. Um auf andere Gedanken zu kommen, entkorke ich eine Flasche Cristal Schaumwein und lausche dem Qualitätsradioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – da kommt Freude auf.

katzelandmusik

15.30 Uhr Weil Dixon unruhig wird, lege ich ihm die Leine um und breche zu einem Gassigang auf. Wir laufen zum nahegelegenen “La Playa” Golfplatz und machen es uns zur Aufgabe, nach Golfbällen zu suchen, die im hohen Bogen über den Zaun fliegen – das macht Spass.
16.30 Uhr Völlig verschwitzt kehre ich nach Hause zurück und genehmige mir ein weiteres Glas Sprudelsekt. Ausserdem koste ich vitaminreiche Pralines aus dem WINN DIXIE Supermarkt und lese auf dem Wandkalender, dass in Bayern morgen Fronleichnam gefeiert wird – wie schön.
17.00 Uhr Da mein Magen knurrt und nach einer Brotzeit verlangt, schlendere ich in die Küche und schlage mehrere Eier in die Pfanne. Darüber hinaus gebe ich etwas Speck dazu und zaubere in Minutenschnelle ein köstliches Omelett. Dazu gibt es einen Beilagensalat mit Thousand Island Dressing (löblich: 1.000 Insel Sauce) sowie im Ofen aufgebackenes Knoblauchbrot – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nachdem ich mich gestärkt und in der Küche für Sauberkeit gesorgt habe, beginnt der gemütliche Teil des Tages. Ich bette mich auf das Kanapee zur Ruhe und schaue mir in Dixons Gesellschaft die Nachrichten auf FOX an. Anschliessend gebe ich mich einer Call-In Quiz Show (löblich: Ruf hinein Ratesendung) hin und rufe mehrmals bei der eingeblendeten Heissleine (unlöblich: Hotline) an – leider ohne Erfolg.

shameless

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf den Bezahlsender Showview um und erfreue mich an der Sitcom (löblich: Sitzkomödie) “Shameless” (löblich: Schamlos), die von einer asozialen Familie in Chicago erzählt. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und schaufle lustige LAYS Kartoffelchips in mich hinein.
21.00 Uhr Nach zwei weiteren Episoden beende ich den Fernsehabend und lege mich schlafen. Gute Nacht.