9. August 2018 – Kambodscha ist mir Wurst

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und lausche dem schönen Merle Haggard Lied “Footlights” (löblich: Rampenlicht). Während der im Jahre 2016 verstorbene Sänger das einsame Leben eines Supersterns besingt, hüpfe ich aus den Federn und freue mich auf einen weiteren Sonnentag unter Palmen – was kann es schöneres geben.
08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik absolviert und mich bei Frau Pontecorvo zum Frühstück eingeladen habe, verabschiede ich mich ins Badezimmer. Wie es sich für einen kultivierten Menschen gehört, lasse ich lauwarmes Wasser in die Wirbelbadewanne laufen und wasche mich ordentlich heraus. Nebenher rufe ich bei meinem Bruder an und bringe in Erfahrung, dass Georg mit Maria und David (12) wunderschöne Tage im “Walt Disney World” Vergnügungspark in Orlando verbringt. Der gute Mann rückt mit allerhand Informationen heraus und beteuert, dass es meinem Grossneffen grosse Freude bereitet, sich im “Blizzard Beach” (löblich: Schneesturm Strand) Wasserpark zu tummeln und Zuckerwatte am laufenden Band zu essen – das hört man gerne.


Ich beisse kraftvoll zu

09.30 Uhr Frisch in Schale geworfen statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab und komme in den Genuss, nicht nur eine Tasse Bohnenkaffee, sondern auch lustige Pfannkuchen vorgesetzt zu bekommen. Die Perle freut sich über meinen Besuch und plappert während der wichtigsten Mahlzeit des Tages über die Wahlen in Kambodscha, die angeblich nicht rechtmässig abgelaufen sein sollen. Meine Tischnachbarin verweist in diesem Zusammenhang auf die Verkäuferin im “Circle K” Supermarkt an der Immokalee Road und erzählt, dass Frau Hu vor 17 Jahren aus dem besagten südostasiatischen Staat eingewandert ist. Ich zucke gelangweilt mit den Schultern und entgegne, dass ich mit Kambodscha nichts am Hut habe. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, wechsle ich das Thema und kündige an, dass ich gleich James und Amanda einen Besuch abstatten werde – da kommt Freude auf.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten wische ich mir den Mund an einer Serviette ab und biete der kleinen Frau an, mich in den Lowbank Drive zu begleiten. Leider erteilt mir Frau Pontecorvo eine Absage und meint, dass sie lieber in die Stadt krusen und sich in einem Schönheitssalon aufsteilen lassen wird – das soll mir auch Recht sein.
10.45 Uhr Nachdem ich Hund Dixons Fell gebürstet habe, hüpfe ich in den PS-strotzenden SUV und rase mit durchdrehenden Pneus vom Grundstück. Unterdessen zücke ich meine Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lasse es mir nicht nehmen, die Kinder über meinen Besuch in Kenntnis zu setzen. Mein löblicher Neffe ist hellauf begeistert und verspricht, dass er augenblicklich zwei kühle Hopfenkaltschalen aus dem Eiskasten holen wird.


Meine praktische Schwarzbeere

11.30 Uhr Wenig später erreiche ich mein Ziel und treffe die jungen Leute sonnenbadend am hauseigenen Schwimmbecken an. Während der Vierbeiner schnüffelnd durch den Garten streift, lasse ich mich in einem Liegestuhl nieder und vernehme, dass die Beiden am Abend in die städtische “Blackburn Hall” gehen wollen, um den Filmklassiker “Casablanca” aus dem Jahre 1942 zu sehen. Ich nicke zustimmend und gebe zu Protokoll, dass der abendfüllende Spielfilm während des zweiten Weltkriegs entstand und noch heute weltweit grösste Popularität geniesst. Amanda schlägt in die gleiche Kerbe und ermutigt mich, kurzerhand mitzukommen – das glaube ich kaum.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, serviert die junge Frau lustige Sandwiches (unlöblich: belegte Brote) und fährt ausserdem einen Krug mit hausgemachter Limonade auf. Ich lecke mir die Lippen und zögere nicht, kraftvoll zuzubeissen. Nebenbei erkundige ich mich bei James nach dem Rechten und höre, dass er am Samstag den Wochenendmarkt am Hafen besuchen und Grillfleisch besorgen wird. Darüber hinaus kommt der gute Junge auf seinen Sohn zu sprechen und unterbreitet, dass sein Stammhalter am Sonntag aus Orlando zurück kommen und sich über eine Willkommensfeier freuen darf – wie aufregend.
13.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Zelte im Lowbank Drive abzubrechen und die Heimreise anzutreten. Laut gähnend verabschiede ich mich von den Kindern und kann es kaum noch erwarten, in der kleinen Villa zurück zu sein und mich von den Strapazen des nervenaufreibenden Vormittages zu entspannen.


Mein Zuhause unter Palmen

13.45 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise im frischaufpolierten Chevrolet Suburban, stosse ich die Haustüre auf und mache es mir zur Aufgabe, Dixons Napf mit ROYAL CANIN Trockenfutter aufzufüllen. Anschliessend stecke ich auf dem bequemen Wohnzimmerkanapee die Beine aus und döse prompt ein – das tut gut.
14.45 Uhr Nach dem kleinen Päuschen fülle ich den Kaffeebecher mit Bohnentrunk auf und gehe Anschnur. Auch heute studiere ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher und stelle mit grosser Sorge fest, dass es die Jugend während der heissen Jahreszeit besonders bunt treibt – wo soll das noch hinführen.
16.00 Uhr Nachdem ich gut ein Dutzend Hilferufe abgearbeitet habe, gehe ich von der Leine und leiste dem Vierbeiner im Garten Gesellschaft. Während der Rüde ausgelassen mit Nachbarhund Joey spielt, blättere ich in der Tageszeitung und löse das grosse Kreuzworträtsel auf der letzten Seite – das macht Spass.


Ein kühles Bier tut gut

17.00 Uhr Um keinen Hitzeschlag zu riskieren, kehre ich in die Küche zurück und richte das Abendessen an. Ich backe im Handumdrehen eine Tiefkühlpizza auf und richte mir dazu einen bunten Salatteller an. Ausserdem beschalle ich die kleine Villa mit wunderschöner Landmusik und vergesse auch nicht, ein weiteres Bier aus dem Hause Anheuser & Busch zu trinken.
18.00 Uhr Als die geschmackvolle Wanduhr sechs mal schlägt, mache ich es mir vor der Glotze bequem und gebe mich den FOX Abendnachrichten hin. Da ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, wechsle ich auf HBO, um mich bei der beliebten Mafiaserie “Sopranos” zu amüsieren.
21.00 Uhr Nach dreistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und stelle das Bierglas in die Spüle. Zu guter Letzt rufe ich Dixon ins Haus und verabschiede mich ebenfalls ins Schlafzimmer. Gute Nacht.