08.00 Uhr Weil wir am Samstag das “Live On the Green” Freiluftkonzert am “Public Square Park” besucht und uns auch gestern in einschlägigen Musikkneipen in Nashville, TN vergnügt haben, fällt mir heute das Aufstehen besonders schwer. Erst nach kurzem Zögern werfe ich die Bettdecke beiseite und schleppe mich seufzend ins Bad.
Nashville muss man gesehen haben
09.00 Uhr Nachdem ich mich kalt abgeduscht und meinen trocknen Hals mit 7 UP Limonade gespült habe, werfe ich meine Habseligkeiten in die Reisetasche und gebe Hund Dixon zu verstehen, dass wir Nashville bald Lebewohl sagen werden. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, eile ich mit dem Gepäck zum WINNEBAGO und mache es mir anschliessend zur Aufgabe, mit der Faust gegen Edelberts Moteltüre zu hämmern. Der Professor öffnet spornstreichs die Pforte und beteuert, dass er in dreissig Minuten abfahrtbereit sein wird.
09.30 Uhr Da in unmittelbarer Nachbarschaft zum “Super 8 Motel” ein Wohngebiet angrenzt, nehme ich Dixon an die Leine und schlendere an lustigen Einfamilienhäusern vorbei, die mit wehenden Fahnen geschmückt sind. Nebenher rufe ich bei Sandra an und erfahre, dass das Kind noch immer im Kreisverwaltungsreferat schuften muss. Meine Mieterin gibt sich deprimiert und erzählt, dass sie unzählige Genehmigungen für das Oktoberfest ausstellen muss und fast in Minutentakt von Anrufern terrorisiert wird. Ich zucke mit den Schultern und lasse die Maid wissen, dass das Wochenende nicht mehr lange auf sich warten lässt. Sandra nickt eifrig und berichtet, dass sie sich entschlossen hat, im Oktober nach Florida auszufliegen – gleich platzt mir der Kragen.
Sandra möchte nach Florida ausfliegen
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten stehe ich wieder auf dem Motelparkplatz und werde Zeuge, wie Edelbert seinen Rollkoffer ins Wohnmobil hievt. Der schlaue Mann schnauft wie ein Walross und sagt, dass nun ein reichhaltiges Frühstück nicht schaden kann. Ich schlage in die gleiche Kerbe und steuere ruckzuck eine “Waffle House” Schnellgaststätte an der Trinity Lane an. Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, ordern wir zwei “Texas Bacon Breakfasts” mit Kaffee und frischgepresstem Orangensaft – schmeckt gar nicht schlecht.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, hüpfen wir in den WINNEBAGO und vereinbaren, dass uns die heutige Tagesetappe nach Birmingham in Alabama führen soll. Voller Vorfreude fahren wir auf die Interstate 65 auf und preschen radiohörend nach Süden. Nebenbei lassen wir die letzten Tage Revue passieren und kommen überein, dass es immer wieder ein grosser Spass ist, durch Nashville zu flanieren und angesagte Bars zu besuchen – wie aufregend.
Wir folgen der Interstate 65 nach Süden
12.00 Uhr Während wir Cornersville passieren und der Grenze zum Nachbarstaat Alabama immer näher kommen, erfahre ich vom Professor, dass sich die I-65 von Chicago bis nach Mobile am Golf von Mexiko schlängelt. Ich schnalze anerkennend mit der Zunge und trete das Gaspedal bis zum Anschlag durch – da kommt Freude auf.
13.00 Uhr Eine Stunde später erreichen wir Decatur am Tennessee River und fassen den Entschluss, eine kleine Pause einzulegen. Wir parken den TRAVATO vor “Milo’s Hamburger Restaurant” und nehmen uns das Recht heraus, saftige Hamburger mit gekringelten Kartoffelstäben zu bestellen.
13.30 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, kommt Edelbert auf das östlich gelegene Huntsville zu sprechen und belehrt, dass dort in den frühen 1960er Jahre ein wichtiges NASA Testgelände beheimatet war. Ich mache grosse Augen und lerne weiter, dass die Einrichtung unter Wernher von Brauns Leitung stand – das ist ja allerhand.
14.15 Uhr Um keine Wurzeln zu schlagen, bezahlen wir die Zeche in Bar und verschaffen Dixon etwas Auslauf. Danach setzen wir unsere Reise fort und erfreuen uns an der üppigen Vegetation des wunderschönen Staates. Nebenbei frönen wir dem Programm eines lokalen Nachrichtensenders und bringen heraus, dass sich in der Karibik ein verheerender Tropensturm zusammenbraut. Laut aktuellen Messungen hat Hurrikan Irma während der letzten Stunden dramatisch an Kraft gewonnen und scheint sich zu dem stärksten Sturm entwickeln, der jemals auf dem offenen Atlantik gemessen wurde – wie furchtbar.
Der Hurrikan Irma wütet in der Karibik
15.15 Uhr Nach 200 Meilen endet unsere Reise vor einer einladenden “Days Inn” Herberge an der Arkadelphia Road in Birmingham. Hund Dixon springt kläffend aus dem Wohnmobil und lässt es sich nicht nehmen, die begrünte Umgebung zu inspizieren. Währenddessen werden wir am Empfang vorstellig und mieten zwei Zimmer im dritten Obergeschoss zu je 85 Dollars an.
16.00 Uhr Nachdem ich nach Dixon gerufen habe, fahren wir mit dem Aufzug nach oben und sind von den Räumlichkeiten sehr angetan. Um etwas Ruhe zu bekommen, schlüpfe ich aus den Flip Flops und falle erschöpft aufs Bett. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner lieben Familie im fernen Kanada.
Ich schlüpfe aus den Flip Flops
17.00 Uhr Kurze Zeit später pocht Edelbert an die Türe und sagt, dass er die Spendierhosen angezogen hat und mich ins benachbarte “Popeye’s” Restaurant einladen wird. Als ich demonstrativ abwinke und klarstelle, dass ich keinen Spinat esse, klopft sich der Professor lachend auf die Schenkel und informiert, dass in besagtem Restaurant köstliche Hähnchen serviert werden – das hört sich verlockend an.
18.00 Uhr Während wir frittierte Hühnerklumpen mit frischen Bohnen und Softdrinks (löblich: Weichgetränke) geniessen, planen wir die kommenden Tage und beschliessen, dass wir Morgen bis nach Greenville in Alabama vorstossen werden – das wird ein Spass.
19.00 Uhr Nach der reichhaltigen Jause vertreten wir uns die Beine und statten einer CHEVRON Tankstelle einen Besuch ab, um mehrere Dosen Budweiser einzukaufen. Im Anschluss spazieren wir zum Motel zurück und ölen unsere staubtrocknen Kehlen am hauseigenem Schwimmbecken – das tut gut.
20.00 Uhr Ein langer und nervenaufreibender Tag neigt sich langsam aber sicher seinem Ende zu. Ich verabschiede mich vom Professor und serviere dem Vierbeiner zu guter Letzt eine stattliche Portion ROYAL CANIN Trockenfutter. Anschliessend dusche ich mich kalt ab und lege mich schlafen. Gute Nacht.