3. März 2017 – Ein Ausflug nach Berkeley

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und greife als erstes zum Telefon, um bei meiner lieben Familie im Toronto anzurufen. Im Handumdrehen habe ich meinen hustenden Bruder an der Strippe und lasse es mir nicht nehmen, ihm die besten Glückwünsche zu seinem Geburtstag zu übermitteln. Georg kommt aus dem Jammern gar nicht mehr heraus und lässt mich wissen, dass er seit zwei Wochen mit einer schweren Grippe zu kämpfen hat. Ich spende dem guten Mann Trost und ermutige ihn, positiv in die Zukunft zu blicken. Mein Bruder gibt mir Recht und meint, dass er bald wieder auf den Beinen sein und dann mit seiner Ehefrau nach Florida ausfliegen wird – das ist phantastisch.


Georg und Maria müssen nach Florida kommen

08.30 Uhr Nachdem ich verraten habe, dass bald mein Geschenk ankommen wird, beende ich das Telefonat und eile mit Dixon im Schlepptau auf die Terrasse. Wie es sich gehört, ertüchtige ich mich mit der Morgengymnastik und lockere meine eingerosteten Glieder redlichst – da kommt besonders grosse Freude auf.
09.00 Uhr Bevor ich das Frühstück einnehme, entspanne ich mich bei einem prima Wirbelbad. Ferner rufe ich bei Prof. Kuhn an und fordere ihn auf, der Biscotti Farrugia Bäckerei einen Besuch abzustatten und lustige Cannolis für ein gemeinsames Frühstück zu besorgen. Der schlaue Mann ist hellauf begeistert und verspricht, in einer Stunde im Willoughby Drive zu sein.
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner Wanduhr auf 10 zugeht, beende ich das Badevergnügen und mache mich unter den fordernden Blicken des Haustieres in der Küche zu schaffen. Unter anderem stelle ich die DeLonghi Kaffeemaschine ein und vergesse auch nicht, gesunde Wurstwaren auf einem Porzellanteller anzurichten. Zudem decke ich den Terrassentisch und beschalle die kleine Villa mit wunderschöner George Strait Musik.
10.30 Uhr Wenig später kann ich den Professor recht herzlich in der kleinen Villa begrüssen. Der gute Mann präsentiert eine Tüte voller Schmankerl und sagt, dass er nicht nur Cannolis, sondern auch neapolitanische Sfogliatelles mitgebracht hat. Wie es sich gehört, lotse ich den Gast auf die Terrasse und serviere brühfrischen Kaffee sowie zwei Gläser Veuve Clicquot Schaumwein – das schmeckt.
11.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Edelbert auf den Anruf meiner Schwester zu sprechen und erkundigt sich, ob ich wirklich mit dem Gedanken spiele, Guido zu treffen. Selbstverständlich schüttle ich angewidert den Kopf und entgegne, dass ich dem Verbrecher unter keinen Umständen gegenüber treten werde. Prof. Kuhn atmet tief durch und meint, dass ich noch einmal mit Elsbeth sprechen und ihr klar machen muss, dass Guido in Naples unerwünscht ist – wie wahr.
12.00 Uhr Zur Mittagszeit wische ich mir den Mund an der Serviette ab und schlage vor, dass wir nun einen Spaziergang zum “La Playa” Golfplatz unternehmen sollten. Edelbert reibt sich die Hände und pfeift auf den Fingern nach Dixon. Der Rüde lässt nicht lange auf sich warten und folgt uns kläffend zur Haustüre.


Ein kühles Bier tut gut

12.30 Uhr Nach dreissig Minuten stehen wir vor der Golfanlage und fassen den Entschluss, kurzerhand in die Vereinsgaststätte einzukehren und ein kühles Bier zu trinken. Unterdessen plaudere ich angeregt mit Edelbert und erfahre, dass mein Bekannter noch immer mit der Idee spielt, zusammen mit Herrn Dr. Satesh ins kalifornische Berkeley zu reisen, um an der örtlichen Universität befreundete Wissenschaftler zu treffen. Ich nicke eifrig und stelle klar, dass ich jederzeit bereit bin, mich diesem Ausflug anzuschliessen.


Bald besuchen wir die Universität von Berkeley

13.30 Uhr Weil man auf einem Bein bekanntlich nicht stehen kann, ordern wir einen weiteren Pitcher (löblich: Krug) und bestellen dazu vitaminreiche Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit Fritten und Salat. Da Dixon ohne Unterlass fiept, lasse ich ihn kurzerhand vom Käseburger abbeissen und stecke ihm ausserdem einen Kartoffelstab ins Maul – das macht Spass.
14.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Hause zurückzukehren. Mit leichter Schlagseite machen wir uns auf den Heimweg und kommen zu dem Schluss, dass das schwülwarme Wetter sogar den stärksten Rentner aus der Bahn wirft. Trotz alledem lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und spülen unsere trockenen Kehlen auf der schattigen Terrasse mit süffigem Bourbon durch.
15.00 Uhr Als Edelbert endlich das Weite gesucht hat, falle ich erschöpft aufs Kanapee und entspanne mich von den Strapazen des Vormittages. Ich döse schnell ein und sehe mich im Traum nach Kanada versetzt.
16.00 Uhr Um nicht bis zum Abend auf der faulen Haut zu liegen, hüpfe ich vom Sofa und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Während aus dem ECHO Lautsprecher wunderschöne Alan Jackson Musik dröhnt, rufe ich Depeschen besorgter Eltern ab und stelle fest, dass es die Jugend immer bunter treibt – wie schrecklich.
16.45 Uhr Zum Abschluss der Anschnursitzung überprüfe ich die Einträge im Gästebuch und nehme auch noch den Warenbestand im beliebten Andenkenladen in Augenschein.
17.15 Uhr Ich beende mein Werk und laufe in die Küche, um köstliche Langnudeln aufzukochen. Dazu gibt es ein duftendes Pesto Sösschen sowie einen lustigen Beilagensalat und perfekt aufgeschnittene Zwiebelringen – das Auge isst bekanntlich immer mit.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam aber sicher seinem Ende zu. Ich nehme die leistungsstarke Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb und schalte dann die Glotze ein.

19.00 Uhr Nachdem ich die Nachrichten gesehen habe, wechsle ich auf HBO, um mir die seichte Komödie “Maggies Plan” anzuschauen. Der Film handelt von einer quirligen Dame, die einem selbstverliebten Universitätsprofessor verfällt und mit ihm den Bund der Ehe eingeht – das ist wieder typisch.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den heiteren Fernsehabend und lösche die Lichter. Im Anschluss streichle ich Dixon über den Kopf und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.