25. April 2016 – Geschenk für Sandra und Chicken Parmesan

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08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich stelle wohlwollend fest, dass auch heute die Sonne vom Himmel lacht. Um in Form zu bleiben, absolviere ich trotz des Gekreisches der Ajaja Vögel die Morgengymnastik auf der Terrasse und vergesse auch nicht, Hund Dixon einen schönen guten Morgen zu wünschen.

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Eine fliegende Ratte

08.30 Uhr Weil gutes Aussehen in der heutigen Zeit unerlässlich ist, ziehe ich mich nach dem Frühsport ins Bad zurück. Während das Wasser in die Wanne einläuft, trete ich vor den Spiegel und schneide mir die Nasenhaare. Ferner putze ich mir die Zähne und reinige die Zahnzwischenräume mit einer Zahnseide aus dem Hause TopCare.
09.30 Uhr Nachdem ich mich bei einem erfrischenden Wirbelbad entspannt habe, setze ich mich an den Küchentisch und lasse mir im Beisein des Haustieres ein reichhaltiges Frühstück schmecken. Nebenher erzähle ich dem Vierbeiner, dass er in zwölf Tagen nach Bayern ausfliegen darf. Bei dieser Gelegenheit greife ich zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und kontaktiere kurzerhand meine unterbelichtete Mieterin. Als Sandra den Anruf annimmt, erkläre ich ihr, dass sie den JAGUAR auftanken und zur Autowäsche bringen muss. Das Kind nickt eifrig und bittet mich im Gegenzug, zum WAL MART zu krusen und die aktuelle Staffel von “Heroes Reborn” (löblich: Helden Wiedergeboren) zu kaufen. Das Mädchen plappert ohne Unterlass und beteuert, dass dieses Fernsehspiel in Deutschland erst am 12. Mai auf den Markt kommt – das werden wir erst noch sehen.


Heroes Reborn

10.15 Uhr Ich beende das Frühstück und statte meiner Nachbarin einen Besuch ab. Frau Pontecorvo heisst mich herzlich Willkommen und lässt es nicht nehmen, mir einen Becher Kaffee zu kredenzen. Ich nippe zufrieden an der braunen Brühe und erkundige mich, ob sie mich zum WAL MART begleiten möchte. Die Perle freut sich sehr und entgegnet, dass sie heute sowieso einen Vorhang für das Badezimmerfenster einkaufen wollte.
10.45 Uhr Wenig später helfen wir Dixon auf die Ladefläche des Chevrolets und krusen zu stimmungsvollen Radioklängen zum vier Meilen entfernten Kaufhaus. Unterdessen erzähle ich von meinem Anruf in der alten Heimat und merke an, dass ich Sandra als kleine Aufmerksamkeit eine Fernsehserie mitbringen werde.
11.30 Uhr Während der Rüde brav im Auto wartet, schlendern wir durch die Markthalle und halten nach Schnäppchen Ausschau. Schon bald finden wir uns in der Elektronikabteilung wieder und werden auf einen überdimensionalen Werbeaufsteller aufmerksam, der den Kopf eines Tigers zeigt. Meine Begleiterin seufzt laut und setzt mich darüber in Kenntnis, dass die aus San Francisco stammende Combo “Santana” vor wenigen Tagen ein nagelneues Studioalbum herausgebracht hat. Darüber hinaus erhalte ich die Auskunft, dass meine Bekannte in den frühen 1970er Jahren zahlreiche Konzerte dieser langhaarigen Gammler besucht hat – das soll mir auch Recht sein.


Santana IV

12.15 Uhr Nachdem ich die gewünschte Serie gefunden habe, begleite ich Frau Pontecorvo in die Wohnabteilung und helfe bei der Auswahl einer schönen Gardine. Wie nicht anders zu erwarten, kann sich Frau Pontecorvo nicht entscheiden und bittet sogar einen Marktmitarbeiter, ihr weitere Vorhänge zu zeigen.
13.15 Uhr Sechzig Minuten später können wir uns endlich zur Kasse begeben und die Einkäufe bezahlen. Ich wische mir mit dem Handrücken über die Stirn und schlage vor, dass nun ein Mittagessen nicht schaden kann.
13.45 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, rasen wir spornstreichs zur benachbarten “Bob Evans” Wirtschaft und freuen uns, einen schönen Fenstertisch mit Ausblick auf die Immokalee Road zugewiesen zu bekommen. Wir fackeln nicht lange und ordern bei einem freundlichen Kellner “Chicken Parmesan” (löblich: Huhn Parmesan) mit italienischen Langnudeln (unlöblich: Spaghetti) und Haussalaten. Dazu gibt es durstlöschende Zitronenlimonade sowie etwas Speck für das ausgehungerte Haustier.
14.15 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, kommt Frau Pontecorvo erneut auf Santana zu sprechen und schwärmt von den 1970er Jahren. Unter anderem lerne ich, dass meine Nachbarin regelmässig Musikfeste im ganzen Land besucht und angesagte Combos wie Santana, Lynyrd Skynyrd oder Grateful Dead gesehen hat. Ich lege meinen Kopf schief und antworte, dass ich in den 1970er Jahren ein glühender Verehrer des Münchner Wirtshaussängers Fredl Fesl war. Um meiner Tischnachbarin die Musik des mittlerweile 69jährigen etwas näher zu bringe, stimme ich den “Anlass Jodler” aus dem Jahre 1978 an – das waren noch bessere Zeiten.

15.15 Uhr Nachdem wir die feine Mahlzeit mit Schaumkaffees und Erdbeerkuchen abgerundet haben, kehren wir zum KFZ zurück und treten die Heimreise an. Ich bringe meine Nachbarin sicher in den Willoughby Drive zurück und falle dann erschöpft aufs Kanapee – das tut gut.
16.15 Uhr Leider wird die Ruhe alsbald durch lautes Telefonläuten unterbrochen. Zu meiner Freude meldet sich mein Bruder im Rohr und teilt mir mit, dass er vom regnerischen Wetter genug hat und in drei Tagen nach Florida ausfliegen wird. Ich juchze laut und biete Georg an, dass ich ihn und Maria gerne vom Flughafen abholen kann. Der gute Mann lehnt jedoch ab und sagt, dass er erst gegen 23 Uhr in Miami landen wird.

bierkrug
Flüssiges Brot

17.00 Uhr Nachdem wir etwas getratscht habe, beende ich das Telefonat und eile in die Küche, um für ein prima Abendessen zu sorgen. Weil ich vom Mittagessen noch immer gesättigt bin, nehme ich mit einem Käsebrot und einem süffigen bayerischen Vollbier Vorlieb. Wie es sich gehört, verzehre ich das Nachtmahl auf der schattigen Terrasse und blättere in der Tageszeitung.
18.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, rufe ich Dixon ins Haus und stelle die Klimaanlage etwas höher. Danach mache ich es mir in der guten Stube bequem und folge den FOX Nachrichten. Natürlich wird ausführlich über die anstehenden Vorwahlen in Connecticut, Delaware, Maryland und Pennsylvania berichtet – wie aufregend.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf HBO und fröne der lustigen Serie “Veep”, die von den haarsträubenden Abenteuern der amerikanischen Vizepräsidentin Selina Meyer erzählt – das macht Spass.
21.00 Uhr Nach vier Episoden beende ich den heiteren Fernsehabend und lösche sämtliche Lichter. Im Anschluss verschliesse ich die Haustüre und lege mich gähnend ins Bett. Gute Nacht.