29. Januar 2015 – Urlaubsplanung

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08.00 Uhr Auch am 29. Tag des Jahres hüpfe ich fröhlich aus dem Bett und stähle meine Muskeln auf der Terrasse. Dummerweise schiebt just in diesem Augenblick mein Nachbar den Rasenmäher aus der Garage und erkundigt sich, ob ich mir am Wochenende das Superbowl Finale anschauen werde. Ich zucke mit den Schultern und antworte, dass ich diesbezüglich noch keine Pläne geschmiedet habe. Herr Booth mustert mich skeptisch und meint, dass wir Europäer vom Football sowieso keine Ahnung haben. Ich lege meinen Kopf schief und werfe ein, dass ich mit Fussball gross geworden bin und als aktiver Spieler grosse Erfolge feiern durfte.

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Superbowl 2015

08.30 Uhr Nach der Plauderei nehme ich ein Wirbelbad und gebe Dixon zu verstehen, dass Herr Booth schon wieder den Rasen mäht und einen Höllenlärm veranstaltet. Ich halte mir demonstrativ die Ohren zu und fasse den Entschluss, das Frühstück in Julies Restaurant einzunehmen.
09.30 Uhr Ich beende den Badespass und greife zum Telefon, um Edelbert über mein Vorhaben in Kenntnis zu setzen. Der Professor ist begeistert und sagt, dass er in fünfundvierzig Minuten im Gasthaus sein wird – wie schön.
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 deutet, fahre ich aus dem Wohngebiet und bahne mir meinen Weg nach Süden. Während Dixon vor Freude fiept, lausche ich dem Programm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und erfreue mich am Ryan Bingham Schlag “Nobody Knows My Trouble” (löblich: Niemand kennt meinen Ärger) – da kommt Freude auf.

10.30 Mit kurzer Verspätung betrete ich die Wirtschaft und werde von Edelbert und Frau Julie herzlich begrüsst. Die Wirtin begleitet uns zum letzten freien Tisch und verwöhnt uns mit brühfrischem Kaffee sowie super Frühstücken. Als ich meine ausgetrocknete Kehle durchspüle, bringt Edelbert unsere geplante Appalachian Trail Wanderung ins Spiel und meint, dass wir im Laufe der kommenden Woche Flüge nach Albany, NY buchen sollten. Ich stimme zu und erfahre weiter, dass wir in der Hauptstadt des Bundesstaates New York übernachten und Tags darauf mit einem Taxi in die Green Mountains fahren werden. Ich schwärme in den höchsten Tönen und verspreche meinem Tischnachbarn, dass ich den Nachmittag nutzen werde, um mich im Internetz über den Gebirgszug zu informieren.

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Der Appalachian Trail

11.30 Uhr Nachdem wir Kellnerin Peggy ein Trinkgeld beschert haben, hüpfen wir in die Autos und brausen mit quietschenden Pneus in Richtung Zentrum weiter. Wie nicht anders zu erwarten, schaffe ich es ohne grössere Probleme, Edelberts JEEP hinter mir zu lassen und mit grossem Vorsprung an der 5th Avenue anzukommen.
12.15 Uhr Bei angenehmen Temperaturen folgen wir der Prachtstrasse gen Westen und nehmen uns das Recht heraus, die Auslagen in den Schaufenstern unter die Lupe zu nehmen.
12.45 Uhr Um nicht zu dehydrieren, lade ich Edelbert kurzerhand ins “Paddy Murphy’s” Pub ein. Ich gebe mich grosszügig und bitte den Barmann, einen Pitcher Budweiser aufzutischen. Danach schiebe ich mir eine Handvoll Erdnüsse in den Mund und erinnere daran, dass wir in diesem Jahr nicht nur auf dem Appalachian Trail wandern, sondern auch schöne Tage im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) erleben werden. Mein Tischnachbar strahlt wie ein Honigkuchenpferd und kann es kaum noch erwarten, am 1. April nach New York auszufliegen – das wird phantastisch.

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Ein kühles Bier – das tut gut

13.45 Uhr Nach einer Stunde verlassen wir den Gasthof und vertreten uns die Beine. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf den anstehenden Super Bowl zu sprechen und unterbreite, dass wir uns das grösste nationale Sportereignis im “Boston Beer Garden” zu Gemüte führen könnten. Edelbert zeigt sich einverstanden und weiss zu berichten, dass das Football Finale zwischen den “Seattle Seahawks” und den “New England Patriots” im “University of Phoenix Stadium” in Glendale, AZ ausgetragen wird.
14.15 Uhr Nachdem mir Edelbert ein Eis in der Waffel spendiert hat, helfe ich dem Vierbeiner ins Auto und wünsche meinem Bekannten einen schönen Nachmittag. Im Anschluss trete ich das Gaspedal durch und rase nach Hause.
15.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive serviere ich meinem Haustier eine Trockenfuttermahlzeit und gönne mir im Wohnzimmer eine kleine Pause – was kann es schöneres geben.
16.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und setze mich kaffeeschlürfend an den Schreibtisch, um mich über den “Green Mountain National Forest” in Vermont schlau zu machen. Wissbegierig segle ich auf Wikipedia und lese, dass der Naturschutzpark 1.600 km² umfasst und zu den schönsten Landschaftszügen in den Vereinigten Staaten zählt.
17.00 Uhr Nachdem ich mir einige Fakten ausgedruckt und in einem Ordner abgeheftet habe, eile ich in die Küche und bereite das Abendessen vor. Weil ich vom Mittagessen immer noch gesättigt bin, richte ich eine kleine Wurstplatte an und garniere die Jause mit lustigen Gewürzgurken aus dem Glas. Anschliessend hole ich eine Flasche Bier aus dem Eiskasten und führe mir die Brotzeit auf der Terrasse zu Gemüte – schmeckt spitze.
18.00 Uhr Endlich beginnt der Feierabend. Ich lege in der guten Stube die Beine hoch und schaue mir die Nachrichten auf FOX an. Unter anderem lerne ich, dass sich morgen der Tod der Näherin Betsy Ross zum 179. Mal jährt. Wie jeder weiss, nähte die Dame Anno 1776 die erste Flagge der Vereinigten Staaten – wie aufregend.

19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf ABC um und entspanne mich bei der Kriminalserie “How to Get Away with Murder”, die von einer schlauen Universitätsprofessorin für Strafrecht erzählt. Ich amüsiere mich köstlich und werde Zeuge, die Frau Keating unentwegt ihre Studenten manipuliert.
21.00 Uhr Nach einer weiteren Episode schalte ich die Glotze aus und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und gehe ins Bett. Gute Nacht.