09.00 Uhr Ich werde sanft durch das hereinfallende Sonnenlicht geweckt und kann es kaum noch erwarten, das Krankenhaus am Nachmittag zu verlassen. Weil ich Kohldampf habe, betätige ich die Klingel und bitte eine Krankenschwester per Sprechdurchsage, mir endlich das Frühstück zu servieren.
09.30 Uhr Eine junge Pflegerin lässt nicht lange auf sich warten und versorgt mich mit brühfrischem Bohnentrunk, einem Frozen Yoghurt (löblich: gefrorener Joghurt) sowie einem köstlichen Müsli. Selbstverständlich stecke ich der Maid etwas Kleingeld zu und vergesse auch nicht, mich für Speis und Trank zu bedanken.
Kleingeld für die Krankenschwester
10.00 Uhr Nachdem ich mich gestärkt habe, lege ich die Beine hoch und greife zur aufschlussreichen Nikola Tesla Biografie. Leider wird die Ruhe bald durch ohrenbetäubendes Telefonläuten gestört. Zu allem Überfluss meldet sich mein löblicher Neffe und erkundigt sich, wann er mich abholen kann. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich heute noch gar nicht mit Dr. Rognatelli gesprochen habe. James plappert in einer Tour und meint, dass er gegen 14 Uhr ins Krankenhaus kommen wird – das soll mir Recht sein.
10.30 Uhr Obwohl mein rechter Fuss immer noch kribbelt, rapple ich mich auf und schlüpfe in den Bademantel. Danach verlassen ich das Zimmer und registriere während meines Spaziergangs, dass mein Rücken kaum noch schmerzt. Ich hüpfe von einem Bein aufs andere und treffe am Süssigkeitenautomaten Herrn Gordon (71). Der gute Mann begrüsst mich herzlich und sagt, dass unsere gestrige Wanderung durch den Garten sehr schön war. Ich nicke eifrig und lasse meine neue Bekanntschaft wissen, dass ich heute entlassen werde. Als Herr Gordon traurig dreinblickt, verrate ich ihm meine Anschrift und fordere ihn auf, sich nach seiner Genesung bei mir zu melden.
MegaLoad – schmeckt gar nicht schlecht
11.30 Uhr Ich kehre fix und foxi auf mein Zimmer zurück und beisse kraftvoll in einen MEGALOAD CARAMEL Schokoladenriegel. Ferner spähe ich aus dem Fenster und denke daran, wie ich am vergangenem Freitag auf allen Vieren zum Auto gekrochen bin – wie furchtbar.
12.00 Uhr Wenig später stösst Dr. Rognatelli die Türe auf und wünscht mir einen guten Tag. Bevor ich mich versehe, schiebt der Facharzt meinen Hemd nach oben und nimmt die Operationsnarbe in Augenschein. Der Doktor ist begeistert und unterbreitet, dass mir Schwester Abigail die Entlassungspapiere aushändigen kann – wie schön.
12.45 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, hüpfe ich aus dem Bett und werfe meine Habseligkeiten in die Reisetasche. Im Anschluss eile ich zum Schwesternzimmer und teile Frau Abigail mit, dass ich jetzt nach Hause fahren werde. Die Perle schenkt mir ein Lächeln und überreicht mir nicht nur den Entlassungsschein, sondern auch eine ellenlange Krankenhausrechnung. Ich mache grosse Augen und lese, dass der Klinikaufenthalt 7.000 Dollars kosten soll – wie unlöblich. Nur gut, dass meine private Krankenversicherung für die Operation bezahlen wird.
Meine eingeklemmte Bandscheibe
13.30 Uhr Nachdem ich Frau Abigail ein stattliches Trinkgeld überlassen habe, fahre ich mit dem Aufzug nach unten und warte ungeduldig auf die Ankunft meines löblichen Neffen.
14.15 Uhr Als der Minutenzeiger meiner ROLEX auf Viertel nach 2 deutet, schlendern James und David durch den Eingang. Ich kneife David in die Backe und erkläre James, dass ich grossen Hunger habe. Mein Neffe schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass uns seine Mutter in der kleinen Villa mit einer Mahlzeit überraschen wird.
15.00 Uhr Zuhause angekommen, werde ich von Hund Dixon stürmisch begrüsst. Ich greife mir nörgelnd ins Kreuz und fordere den Rüden zu mehr Rücksicht auf. Anschliessend streichle ich ihm über den Kopf und wünsche Frau Pontecorvo, Amanda sowie meiner Schwägerin einen schönen Nachmittag.
15.30 Uhr Wie nicht anders zu erwarten, löchern mich die Frauen mit Fragen und möchten wissen, wie lange ich mich noch schonen muss. Ich lasse mich am festlich gedeckten Terrassentisch nieder und flunkere, dass ich mindestens noch für vier Wochen eine ruhige Kugel schieben muss. Meine Schwägerin gibt sich jedoch skeptisch und meint, dass eine Lasagne (löblich: italienisches Nudelschichtgericht) angesichts meines schlechten Allgemeinzustands wohl doch nicht das richtige ist. Ich schüttle den Kopf und gebe zu Protokoll, dass mir Dr. Rognatelli keine Diät auferlegt hat – wo kämen wir denn da hin.
Edelbert, Georg und Admiral Bürstenbinder tummeln sich in Japan
16.00 Uhr Während ich meine Kehle mit einem vollmundigen Rotwein spüle, erzählt Maria von Georgs Japanreise und informiert, dass sich mein Bruder im “Land des Lächelns” pudelwohl fühlt. Darüber hinaus erfahre ich, dass Georg, Prof. Kuhn und Admiral a.D. Friedbert Büstenbinder gestern den 333 Meter hohen “Tokio Tower” (löblich: Tokio Turm) sowie den weltbekannten Meiji Schrein besichtigt haben – wie aufregend.
17.00 Uhr Nach der dritten Portion wische ich mir den Mund an einer Serviette ab und höre, dass Maria mit den Kindern ins Lichtspielhaus gehen möchte. Ich erhebe Einspruch und weise auf die Tatsache hin, dass irgendwer mit Hund Dixon Gassi gehen und mich bei guter Laune halten muss. Frau Pontecorvo meldet sich augenblicklich zu Wort und sagt, dass sie mir am Abend Gesellschaft leisten wird – wie schön.
17.30 Uhr Nachdem meine Verwandten das Weite gesucht haben, bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und nehme ein Schmerzmittel ein. Ausserdem schalte ich die Glotze ein und vertreibe mir die Langeweile mit einem spannenden Western. Unterdessen greift Frau Pontecorvo zur Hundeleine und kündigt an, dass sie nun einen ausgedehnten Spaziergang mit dem Vierbeiner unternehmen wird.
18.15 Uhr Just als ein namenloser Fremder in einer kleinen Goldminenstadt bösartige Ganoven zur Strecke bringt, kommt Frau Pontecorvo von ihrem Ausflug zurück. Die Dame macht sich prompt in der Küche nützlich und verwöhnt mich mit einem Glas Eistee und vitaminreichen Wurstbroten. Ich lecke mir die Lippen und gebe meiner Bekannten zu verstehen, dass ich deftige Hausmannskost in der Klinik vermisst habe.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf den Bezahlsender SHOWTIME um und gebe mich der Serie “Shameless” (löblich: Schamlos) hin. Frau Pontecorvo kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und meint, dass sie die Abenteuer des Frank Gallagher sehr gerne verfolgt – das ist phantastisch.
http://www.youtube.com/watch?v=FwkTMRrxgHQ
21.00 Uhr Nach zwei Episoden gähne ich ausgiebig und ziehe es vor, ins Bett zu gehen. Meine Nachbarin wünscht mir angenehme Träume und sichert zu, morgen gegen 8 Uhr wiederzukommen. Ich verabschiede die kleine Frau per Handkuss und falle dann fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.