5. März 2019 – Ich komme nicht zur Ruhe

08.30 Uhr Ich öffne die Augen und bemerke, dass der Wecker nicht geklingelt hat. Augenrollend hüpfe ich aus dem Bett und ärgere mich, eine halbe Stunde verschlafen zu haben. Weil ich meine Zeit nicht gestohlen habe, verzichte ich ausnahmsweise auf die Morgengymnastik und eile mit schnellen Schritten ins Bad. Zu allem Überfluss stellt sich mir meine Zugehfrau in den Weg und gibt zu Protokoll, dass sie heute den Hausputz erledigen wird. Ich staune nicht schlecht und lasse die Perle wissen, dass ich mit ihr erst am Mittwoch gerechnet habe. Frau Gomez nickt eifrig und beteuert, dass sie Morgen einen Arzttermin wahrnehmen muss – was muss ich denn noch alles ertragen.


Der Radiowecker hat nicht geklingelt

09.00 Uhr Während ich die Seele bei einem vitalisierenden Wirbelbad baumeln lasse, telefoniere ich mit dem Professor und merke an, dass meine Zugehfrau vor Ort ist und alsbald mit dem Staubsauger einen Höllenlärm veranstalten wird. Edelbert gibt sich betrübt und fordert mich auf, in die Stadt zu krusen und ihm beim Frühstück im “Bistro 821” Gesellschaft zu leisten – das ist eine hervorragende Idee.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten schlüpfe ich in modische Freizeitkleidung und scheuche den Vierbeiner zum Chevrolet. Wie es sich gehört, helfe ich den Vierbeiner auf die Ladefläche und vergesse auch nicht, meiner unkrautjätenden Nachbarin freundlich zuzuwinken. Im Anschluss lasse ich den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten und brettere ruckzuck in Richtung Zentrum davon – das macht Spass.
10.30 Uhr Wenig später betrete ich das Familienrestaurant an der 5th Avenue und nehmen an Prof. Kuhns Tisch an der Glasfassade platz. Der schlaue Mann legt beste Laune an den Tag und winkt einen gestriegelten Kellner herbei, um zwei grosse Frühstücke mit Kaffee und frischgepresstem Orangensaft zu ordern – wie aufregend.
11.00 Uhr Als ich mich über die Jause hermache, berichte ich von Sandras neuentdeckter Liebe zum Theater und verweise auf einen diesbezüglichen Tagebucheintrag. Unter anderem verrate ich meinem Tischnachbarn, dass das Kind mit ihrer Mitbewohnerin Bärbel regelmässig die “Münchner Kammerspiele” besucht und dort zwielichtige Aufführungen wie “Trommeln in der Nacht” anschaut. Prof. Kuhn wird augenblicklich hellhörig und informiert, dass Berthold Brecht das besagte Drama im Jahre 1919 geschrieben hat – das soll mir auch Recht sein.
11.45 Uhr Nach der Mahlzeit kehren wir zu den Autos zurück und kommen überein, dass wir nun zum Strand krusen und Dixon etwas Auslauf bescheren sollten. Ich klemme mich ruckzuck hinters Lenkrad des PS-strotzenden Chevrolets und folge Edelberts schneeweissen JEEP in Richtung Golf von Mexiko.


Diese Idylle muss man erlebt haben

12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, stellen wir die Autos auf einem gebührenpflichtigen Stellplatz in Strandnähe ab und nehmen den Vierbeiner an die Leine. Anschliessend streben wir tratschend zum azurblauen Ozean und zögern nicht, unsere Füsse im kühlen Nass zu baden – was kann es schöneres geben.
13.00 Uhr Während der Wanderung entlang des Golfs kommt Edelbert erneut auf die “Münchner Kammerspiele” zu sprechen und setzt mich darüber in Kenntnis, dass diesem im Jahre 1911 eröffneten Schauspielhaus auch die renommierte “Otto Falckenberg Schule” angehört. Mein Bekannter ist bestens informiert und erzählt, dass dort unter anderem bekannte Darsteller wie Katia Riemann, Beatrice Richter oder Jörg Hube Abschlüsse erlangt haben.
14.00 Uhr Weil der Vierbeiner aus dem Hecheln gar nicht mehr herauskommt, statten wir kurzerhand dem “Vanderbilt Beach Resort” einen Besuch ab und genehmigen uns an der “Poolbar” süffige Langgetränke. Da auch das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, nehme ich die Tageskarte zur Hand und bestelle lustige Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit Kartoffelstäben. Nebenher tauschen wir uns über Georgs Geburtstagsfeier am vergangenen Sonntag aus und kommen überein, dass die Grillfeier ein voller Erfolg war.


Wir beissen kraftvoll zu

15.00 Uhr Nach der Stärkung bezahlen wir die Zeche in Bar und ziehen es vor, zu den Autos zurück zu kehren. Edelbert steckt sich eine stinkende Zigarette an und behauptet, dass es nicht schöneres geben kann, als am Strand zu spazieren und die salzige Luft einzuatmen. Ich schlage in die gleiche Kerbe und deute in Richtung eines Öltankers, der weit draussen in Richtung Süden schippert – diese Idylle muss man erlebt haben.
15.45 Uhr Nachdem ich mich von Edelbert händeschüttelnd verabschiedet habe, trete ich die Heimreise in den Willoughby Drive an und freue mich auf ruhige Abendstunden in meinem kultivierten Zuhause.
16.30 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann mich von den Strapazen der letzten Stunden erholen. Nachdem ich Dixons Näpfe aufgefüllt habe, bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und schliesse zufrieden die Augen.


Mein Zuhause unter Palmen

17.30 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und mache es mir zur Aufgabe, das Nachtmahl vorzubereiten. Mit flinken Fingern bringe ich Wasser zum Kochen und zaubere lustige Tortellini mit Spinatfüllung. Zudem schütte ich eine fertige Tomatensauce aus dem Glas in einen Kochtopf und verfeinere die Pampe mit Petersilie aus eigenem Anbau.
18.00 Uhr Nach den extraordinären Gaumenfreuden sorge ich in die Küche für Sauberkeit und lasse dann den langen Tag vor der Glotze ausklingen. Wie es sich gehört, fröne ich den FOX Nachrichten und informiere mich über die tagesaktuellen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf NETFLIX und erfreue mich an der Serie “The Crown” (löblich: Die Krone). Die Eigenproduktion aus dem vergangenen Jahr beschäftigt sich mit dem englischen Königshaus und bietet dem Zuschauer einen Einblick in die Machtstrukturen der Königsfamilie – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei Episoden beende ich den Fernsehabend und unternehme mit Hund Dixon einen letzten Rundgang durch den Garten. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.