08.00 Uhr Die siebte Woche des noch jungen Jahres bricht an und ich mache mir grosse Sorgen wegen Georg und Maria. Weil die lieben Leute in der vergangenen Woche in die Everglades gekrust sind und sich seitdem nicht mehr gemeldet haben, nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und kontaktiere kurzerhand meinen Bruder. Der gute Mann meldet sich nach dem dritten Tuten und berichtet, er mit dem WINNEBAGO Wohnmobil bis nach Flamingo Beach gekrust ist und seitdem wunderschöne Tage an der sogenannten “Snake Bight” verbringt. Ich mache grosse Augen und bringe weiter heraus, dass es sich hierbei um einen Küstenabschnitt handelt, an dem besonders viele Campingplätze zu finden sind – das hört man gerne.
Die Verwandtschaft tummelt sich in den Everglades
08.30 Uhr Nach dreissig Minuten beende ich das Telefonat und lasse Hund Dixon wissen, dass die lieben Leute am Donnerstag zurück sein werden. Erleichtert ziehe ich mich ins Bad zurück und nehme mir das Recht heraus, die Wirbelbadwanne mit lauwarmen Wasser volllaufen zu lassen – was kann es schöneres geben.
09.30 Uhr Im Anschluss setze ich mich an den reich gedeckten Frühstückstisch und verzehre geröstete Weissbrotscheiben mit Nutella. Dazu gibt es Frozen Yoghurt (unlöblich: Gefrorenen Joghurt) sowie zwei Pfirsiche aus dem Nachbarstaat Georgia. Darüber hinaus telefoniere ich mit dem Professor und vernehme, dass er das Mittagessen im “Caffee Milano” einnehmen möchte. Zudem gibt mein Bekannter zu Protokoll, dass wir das schöne Wetter ausnutzen sollten und einen Stadtbummel unternehmen könnten – dazu sage ich nicht nein.
10.15 Uhr Um den schlauen Mann nicht warten zu lassen, leere ich das Kaffeehaferl und rufe den Vierbeiner auf, mir unauffällig zum Chevrolet zu folgen.
Ich könnte ein Schnitzel vertragen
11.00 Uhr Nach einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt treffe ich in der Innenstadt ein und parke den frischaufpolierten SUV direkt vor Edelberts Wohnadresse an der 5th Strasse. Mein Bekannter lässt nicht lange auf sich warten und streichelt meinen tierischen Begleiter über den Kopf. Ferner merkt Edelbert an, dass sein knurrender Magen ein Steak (unlöblich: Schnitzel) vertragen könnte – das ist die beste Nachricht des Tages.
11.30 Uhr Wenig später betreten wir das gutbesuchte “Caffee Milano” und nehmen einen Fenstertisch in Beschlag. Eine beschürzte Kellnerin mit strohblonder Mähne versorgt uns mit den Tageskarten und meint, dass wir das Gericht des Tages wählen sollten. Ich winke jedoch ab und ziehe es vor, anstatt eines hausgemachten Nudelschichtgerichts (unlöblich: Lasagne) ein vitaminreiches Porterhouse Steak mit Kartoffeln und Gemüse zu wählen. Edelbert folgt meinem Beispiel und ringt sich dazu durch, zuvor einen Shrimp Cocktail zu geniessen.
12.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt mein Tischnachbar auf die benachbarte “Barnes & Noble” Buchhandlung zu sprechen und sagt, dass er sich gerne das erst kürzlich erschienene Sachbuch “Wild Bill: The True Story of the American Frontier’s First Gunfighter” (löblich: Wilder Bill: Die wahre Geschichte des ersten Schützen der amerikanischen Grenze) kaufen würde. Ich werde augenblicklich hellhörig und lerne, dass Bill Hickock anno 1837 in Illinois das Licht der Welt erblickte und alsbald zu einem der berüchtigsten Revolverhelden des Wilden Westens aufstieg. Edelbert geht noch weiter und informiert, dass der Heini mindestens sieben Menschen ermordete und im Sommer 1876 in Deadwood während eines Kartenspiels erschossen wurde – jaja.
13.00 Uhr Nachdem wir die opulente Mahlzeit mit Kaffee und Käsekuchen abgeschlossen haben, brechen wir zu einem lustigen Stadtbummel auf. Wir folgen bei angenehmen Temperaturen der 5th Avenue gen Westen und registrieren, dass die Ladeninhaber derzeit mit unschlagbaren Rabatten locken – wie aufregend.
13.45 Uhr Schlussendlich finden wir uns in der besagten Buchhandlung wieder und erfahren, dass das gewünschte Buch vorrätig ist. Während mein Begleiter seine Geldklammer aus der Hosentasche fischt und grüne Scheine auf die Ladentheke zählt, wende ich mich den Neuerscheinungen zu und bemerke, dass die ehemalige First Lady (löblich: Erste Frau) Michelle Obama einen Roman auf den Markt gebracht hat – das hat gerade noch gefehlt.
14.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, dem Professor die Hand zu schütteln und den Heimweg anzutreten. Wie es sich gehört, wünsche ich Edelbert einen schönen Nachmittag und hüpfe dann ins Auto.
Mein Zuhause unter Palmen
15.15 Uhr Zurück im Willoughby Drive, falle ich erschöpft aufs Kanapee und lege die Beine hoch. Nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum ins verschneite Gilford Beach versetzt.
16.15 Uhr Nach der wohlverdienten Pause rufe ich das Amazon Musikabspielgerät ECHO auf, das kultivierte Zuhause mit stimmungsvoller Georg Strait Landmusik zu beschallen. Zudem nehme ich den Rasensprenger in Betrieb und vergesse auch nicht, Dixons Näpfe mit Trockenfutter und H²O zu befüllen.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 zugeht, mache ich mich in der Küche nützlich und brate ein Dutzend Fischstäbe im Fett heraus. Dazu gibt es Kartoffelbrei aus der Tüte sowie einen farbenfrohen Beilagensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen und Oliven – das keusche Auge isst bekanntlich immer mit.
Ich beisse kraftvoll zu
18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich nun seinem Ende zu. Ich sorge in der Küche für Sauberkeit und setze mich dann in die gute Stube, um in Hund Dixons Beisein die Abendnachrichten auf FOX anzuschauen.
19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, wechsle ich auf AMC, um mich bei der Serie “The Walking Dead” (löblich: Der wandelnde Tod) zu amüsieren. Missmutig folge ich den Geschehnissen und erfahre, dass die Hauptfigur Rick Grimes im Laufe der aktuellen Staffel schwer verletzt wurde. Ich kratze mich entnervt an der Schläfe und entschliesse mich, diesem Unsinn ein Ende zu bereiten und auf einen anderen Kanal umzuschalten.
21.00 Uhr Nach einer aufschlussreichen Dokumentation auf PBS beende ich den Fernsehabend und betätige den OFF (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung. Zu guter Letzt rufe ich Dixon ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.