17. Dezember 2018 – Vanillekipferl und selbstzubereitete Zimtsterne

08.00 Uhr Weil mich Georg und Maria zum Frühstück eingeladen haben, rolle ich mich pünktlich zum 8 Uhr Läuten aus den Federn. Danach trete ich auf die schattige Terrasse und lockere meine Glieder mit dem Frühsport.
08.15 Uhr Weil die Zeit drängt, flitze ich in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem prima Wirbelbad baumeln. Nebenher telefoniere ich mit dem Professor und bringe heraus, dass Edelbert uns bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft leisten wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
09.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 9 zugeht, schlüpfe ich in modische Freizeitkleidung und vergesse auch nicht, mir die NY YANKEES Mütze aufzusetzen. Im Anschluss scheuche ich den Rüden zum Chevrolet und schicke mich an, den CIRCLE K Supermarkt anzusteuern, um für meine Schwägerin einen Blumenstrauss zu besorgen. Ferner nehme ich eine Flasche Limonade vom Regal und stecke dem mexikanischen Knecht an der Kasse ein stattliches Trinkgeld zu – von den 12 Cent kann sich der Depp ein Eis kaufen.


Das Ferienhaus meiner Liebsten

09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten treffe ich im Lowbank Drive ein und freue mich, Georg, Maria sowie Prof. Kuhn begrüssen zu können. Mein Bruder führt mich plappernd ins frisch renovierte Esszimmer und sagt, dass die letzten Tage in Toronto kein Vergnügen waren. Als ich genauer nachfrage, rollt der gute Mann mit den Augen und berichtet, dass es ständig geregnet hat. Ich seufze laut und merke an, dass ich es mir kaum mehr vorstellen kann, in kalten Gefilden zu leben. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und beteuert, dass wir uns glücklich schätzen können, in Naples einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden zu haben – das kann man ruhig laut sagen.
10.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Maria auf die Ankunft der Kinder zu sprechen und sagt, dass wir James, Amanda und David leider erst am Samstag vom Flughafen abholen können. Ich blicke skeptisch drein und vernehme weiter, dass James derzeit viel zu tun hat und sich ausser Stande sieht, eher nach Florida zu fliegen. Ich zucke mit den Schultern und erwidere, dass uns trotzdem ein wunderschönes Weihnachtsfest bevorsteht.


Bald kommt das Christkind

11.15 Uhr Im weiteren Verlauf unseres Zusammenseins tratschen wir angeregt über Dies und Das und kommen überein, dass wir uns am Weihnachtsmorgen im Lowbank Drive treffen und Geschenke austauschen sollten. Maria kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und kündigt an, dass sie am Mittwoch zum Miromar Outlet Store (löblich: Miromar Auslassgeschäft) krusen wird, um letzte Präsente zu besorgen – das kann ja heiter werden.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat beenden wir das Frühstück und trinken süffigen Schaumwein auf der Terrasse. Georg und Edelbert stecken sich kubanische Zigarren an und kommen überein, dass die Sargnägel aus dem Hause “Cohiba Robusto” sehr würzig daherkommen. Ich rümpfe angeekelt die Nase und weise auf die Tatsache hin, dass Rauchwaren aus dem besagten kommunistischen Staat in den Vereinigten Staaten verboten sind. Georg zeigt mir jedoch den Vogel auf und legt mir nahe, noch ein Weihnachtsplätzchen zu fressen – gleich platzt mir der Kragen.


Rauchen ist sehr schädlich

13.00 Uhr Weil Georg und Maria nun den Christbaum schmücken wollen, ziehe ich es vor, meine Kappe zu lüften und den Heimweg anzutreten. Darüber hinaus wünsche ich auch Edelbert einen schönen Nachmittag und stelle klar, dass ich Morgen im PUBLIX abschoppen werde. Maria begleitet mich schmunzelnd zum Auto und überreicht mit eine Tüte mit Vanillekipferl und selbstzubereiteten Zimtsternen – wie aufmerksam.


Leckere Kipferl

13.15 Uhr Wenig später sitze ich im PS-strotzenden SUV und rase zügig nach Hause. Hund Dixon kläfft während der Autofahrt ohne Unterlass und schreckt auch nicht davor zurück, seine nasse Schnauze gegen die Seitenscheiben zu drücken – wie furchtbar.
14.00 Uhr Zuhause angekommen, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und bette mich dann auf dem Kanapee zur Ruhe. Ich döse schnell ein und träume von wunderschönen Weihnachten im Kreise meiner Liebsten.
15.00 Uhr Sechzig Minuten später öffne die Augen und entschliesse mich, mit dem Vierbeiner einen Spaziergang zum “La Playa” Golfplatz zu übernehmen. Dummerweise treffe ich vor dem Haus meine Nachbarin und erfahre, dass sich Frau Pontecorvo ein neues Kleid gekauft hat. Die Dame von nebenan lässt mich in eine prallgefüllte Einkaufstüte spähen und verrät, dass sie sich auch ein Satin Nachthemd geleistet hat – wo soll das noch hinführen.
16.00 Uhr Nach dem schweisstreibenden Gassigang genehmige ich mir ein kühles Bier und rufe im Lowbank Drive an. Mein Bruder meldet sich nach dem zweiten Tuten und sagt, dass er mittlerweile den Weihnachtsbaum im Wohnzimmer aufgestellt und mit einer Lichterkette ausgestattet hat. Ich freue mich und informiere, dass ich mein Bäumchen erst am Wochenende schmücken werde – das wird ein ganz grosser Spass.


Ein kleines Steak am Abend

16.45 Uhr Zufrieden beende ich das Telefonat und sorge in der Küche für ein reichhaltiges Abendessen. Unter den fordernden Blicken meines tierischen Mitbewohners brate ich ein Steak (löblich: Schnitzel) im heissen Fett heraus und richte mir ausserdem einen farbenfrohen Beilagensalat an. Dazu gibt es im Ofen aufgebackene Kartoffelstäbe sowie ein lustiges Budweiser aus der Flasche.
17.45 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich verfrachte das schmutzige Geschirr in die Spüle und schalte dann die Glotze ein, um mich über die Geschehnisse in der Welt schlau zu machen.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich zur Prime Time (löblich: Hauptfernsehzeit) auf den Bezahlkanal HBO, um mir die Neuverfilmung des “Rosaroten Panthers” aus dem Jahre 2006 anzuschauen. Der Klamaukfilm handelt von einem tollpatschigen Polizisten, der nach Paris geschickt und mit dem Auftrag betraut wird, den Tod eines Fussballtrainers aufzuklären – so ein Schmarrn.
21.00 Uhr Um keine runden Augen zu bekommen, beende ich den Fernsehabend und stecke mir ein letztes Plätzchen in den Mund. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre sorgsam und lege mich ins Bett. Gute Nacht.