3. Dezember 2018 – Keine Reisen in das kommunistische Ausland

08.00 Uhr Auch heute rolle ich mich sportlich aus dem Bett und zögere nicht, die 49. Woche des Jahres mit der Morgengymnastik auf der schattigen Terrasse zu begrüssen. Während die Sonne ihre wärmenden Strahlen zur Erde sendet, rudere ich mit den Armen und bemerke, dass sich zwei kreischende Ajajas im Garten eingefunden haben. Weil man sich nicht alles bieten lassen kann, schlüpfe ich aus einem Hausschuh und schleudere ihn gekonnt in Richtung der Schnabelträger – gleich platzt mir der Kragen.


Vorsicht vor Ajajas

08.30 Uhr Während ich die Seele bei einem lustigen Wirbelbad baumeln lasse, segle ich mit dem praktischen iPad durchs Internetz und studiere unter anderem den Tagebucheintrag meiner Mieterin. Mit grossen Augen überfliege ich die Zeilen und bringe heraus, dass Sandra “viel arbeitet und sich eine Auszeit gönnen wird”. Laut lachen lese ich weiter, dass das Kind am kommenden Wochenende ins tschechische Karlsbad krusen wird. Um schlimmeres Unheil abzuwenden, nehme ich spornstreichs die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und tippe die Nummer meiner Mieterin ins Tastenfeld. Alsbald meldet sich die Maid und ich informiere, dass es nicht anzuraten ist, ins kommunistische Ausland zu reisen. In diesem Zusammenhang verweise ich an den Prager Frühling des Jahres 1968 und merke an, dass damals die Russen in Prag einmarschierten und Tausende Menschen ins Gefängnis steckten. Anstatt mir Recht zu geben, bricht Sandra in schallendes Gelächter aus und entgegnet, dass seit damals 50 Jahre ins Land gezogen sind und Tschechien längst ein freies und demokratisches Land ist – papperlapapp.


Meine praktische Schwarzbeere

09.30 Uhr Weil bei Sandra augenscheinlich Hopfen und Malz verloren ist, beende ich das Telefonat und steige aus der Wanne, um mich im Gang mit meiner mexikanischen Zugehfrau konfrontiert zu sehen. Frau Gomez schreit wie am Spiess und fordert mich auf, augenblicklich in einen Bademantel zu schlüpfen. Ich komme dem Aufruf anstandslos nach und gebe der Putzperle zu verstehen, dass sie bei ihrem nächsten Besuch die Klingel betätigen sollte. Die Dame fuchtelt mit dem Staubwedel vor meiner Nase herum und beteuert, dass sie sich Morgen in den wohlverdienten Weihnachtsurlaub verabschieden und mir erst im Januar wieder einen Besuch abstatten wird – jaja.
10.15 Uhr Nach einem reichhaltigen Frühstück, setze ich mir die NY YANKEES Kappe auf und wünsche der Reinigungsfachfrau ein schönes Fest. Ferner stecke ich ihr als kleines Dankeschön eine druckfrische 20 Dollars Note zu und merke an, dass ich nun in die Gänge kommen und zum Supermarkt krusen werde.
11.00 Uhr Wenig später brettere ich mit quietschenden Pneus auf den Supermarktparkplatz und schaffe es gerade noch, einer Rentnerin auszuweichen, die behäbig einen vollbeladenen Einkaufswagen über einen Zebrastreifen schiebt. Ich tippe mir entnervt an die Schläfe und stelle den PS-strotzenden SUV vor einem Hydranten ab. Anschliessend schlendere ich durch die breiten Gänge und lade neben Weichgetränken (unlöblich: Softdrinks) auch mehrere Flaschen Weisswein sowie etliche Sechserpacks Budweiser in den Einkaufswagen.


Budweiser ist köstlich

12.00 Uhr Nachdem ich frisches Obst und Süssigkeiten ausgewählt habe, werde ich an der Kasse vorstellig und zücke meine Meisterkarte (unlöblich: Mastercard). Darüber hinaus gebe ich der übergewichtigen Marktmitarbeiterin zu verstehen, dass ich arm wie eine Kirchenmaus bin und mit einem stattlichen Rabatt rechne. Leider winkt die Dame gelangweilt ab und knöpft mir knapp 100 Dollars ab – wo soll das noch hinführend.
12.45 Uhr Nachdem ich die Einkäufe ins Auto verfrachtet habe, statte ich dem benachbarten “Italianissimo” Restaurant einen Besuch ab. Mit Hund Dixon im Schlepptau lasse ich mich an einem Tisch mit Ausblick auf den Parkplatz nieder und nehme mit einer vitaminreichen Thunfischpizzas sowie einem Eistee Vorlieb – das schmeckt.
13.15 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, mache ich mir Gedanken bezüglich des anstehenden Weihnachtsfests und komme zu dem Schluss, dass ich immer noch keine Geschenke besorgt habe. Stirnrunzelnd nippe ich am Kaltgetränk und spiele mit der Idee, meine Freunde und Verwandten mit Gutscheinen zu überraschen.
13.45 Uhr Mit vollem Bauch kehre ich zum Auto zurück und trete die Heimreise an. Unterdessen fröne ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und erfreue mich an prima Weihnachtslidern.
14.15 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich die Einkaufstüten ins Haus und mache es mir zur Aufgabe, die Lebensmittel im Eiskasten zu verstaunen. Danach serviere ich dem Vierbeiner etwas Trockenfutter und falle dann fix und foxi aufs Kanapee.


Hund Dixon geht Gassi

15.15 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, breche ich mit dem Haustier zu einem Gassigang zur “La Playa” Golfanlage auf. Mit einer lustigen Melodie auf den Lippen flaniere ich durch das beschauliche Wohngebiet und schrecke nicht davor zurück, dem Vierbeiner Stöckchen zuzuwerfen.
16.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann aus den Flip Flops schlüpfen. Im Anschluss setze ich mich an den Schreibtisch und helfe im Rahmen der Anschnurseelsorge verzweifelten Erziehungsberechtigten bei schwerwiegenden Problemen. Unter anderem rate ich, frechen Jugendlichen nichts zu Weihnachten zu schenken – das sollte den garstigen Kindern eine Lehre sein.
17.00 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, beende ich die Arbeit und mache mich in der Küche nützlich. Zu prima Martina McBride Weihnachtsmusik koche ich italienische Langnudeln (unlöblich: Spaghetti) mit Tomatensauce auf. Zudem rufe ich bei Prof. Kuhn an und vernehme, dass der schlaue Mann am Nachmittag schoppen war und sich eine neue Blautschiens aus dem Hause WRANGLER gekauft hat – das hört man gerne.
18.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 6 zugeht, lege ich in der klimatisierten Wohnstube die Beine hoch und schaue fern. Um auf den neuesten Stand zu kommen, gebe ich mich den FOX Nachrichten hin und informiere mich aus erster Hand über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC und erfreue mich am sehenswerten Weihnachtsfilm “Love Actually” (auf Deutsch: Tatsächlich Liebe). Der Episodenfilm aus dem Jahre 2003 erzählt die Geschichte von acht Liebespaaren, die just am Weihnachtsabend zueinander finden – wie romantisch.
21.00 Uhr Als nach 120 Minuten der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und gehe müde zu Bett. Gute Nacht.