26. September 2018 – Am Strand

08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und lausche auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) einem schönen Lied der aus Texas stammenden Sängerin Sunny Sweeney. Weil Morgenstund’ sprichwörtlich Gold im Mund hat, hüpfe ich spornstreichs aus dem Bett und lerne, dass Frau Sweeney im kommenden Frühjahr nach Florida kommen wird, um mehrere Konzerte in Tampa zu spielen – wie aufregend.


Katze Land – der beste Radiosender

08.30 Uhr Just als ich die Morgengymnastik absolvierte, kommt Frau Pontecorvo an die Grundstücksgrenze und lotet aus, ob ich ihr auch heute beim Frühstück Gesellschaft leisten möchte. Ich willige prompt ein und verspreche, nach dem Waschvorgang nach nebenan zu kommen und grossen Hunger mitzubringen.
09.00 Uhr Weil man sich nicht ungewaschen an den Esstisch setzen sollte, ziehe ich mich ins Bad zurück und wasche mir ordentlich aus. Während ich die Seele bei einem prima Wirbelbad baumeln lasse, telefoniere ich mit Edelbert und vernehme, dass wir uns gegen halb 12 mit meinen Verwandten am Strand treffen werden. Ich stimme uneingeschränkt zu und unterbreite, dass ich auch meine Nachbarin mitbringen werde – da kommt Freude auf.
09.45 Uhr Um nicht zu spät zu kommen, beende ich den Badespass und statte Frau Pontecorvo mit Hund Dixon im Schlepptau einen Besuch ab. Die Perle heisst mich herzlich Willkommen und serviert vitaminreiche KELLOGGS Zerealien mit lauwarmer Muhmilch. Dazu gibt es köstliche Rühreier sowie im Ofen aufgebackene Croissants (löblich: französische Hörnchen) – schmeckt gar nicht schlecht.
10.15 Uhr Als ich während der Jause auf das Telefonat mit Edelbert verweise, fällt mir meine Tischnachbarin ins Wort und gibt freudig zu Protokoll, dass sie mich selbstverständlich an den Strand begleiten wird. Ich schenke meiner Bekannten ein Lächeln und mutmasse, dass uns Georg sicher in ein schickes Restaurant einladen wird.


Meine goldene Rolex

11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, hüpfen wir in den Chevrolet Suburban und schicken uns an, mit quietschenden Pneus vom Grundstück zu brettern. Weil ich meine Zeit nicht gestohlen habe, bringe ich die Lichthupe zum Einsatz und schrecke ausserdem nicht davor zurück, zu waghalsigen Überholmanövern anzusetzen.
11.30 Uhr Nach einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt erreichen wir endlich unser Ziel und registrieren, dass der Professor sowie Georg und Maria auch schon vor Ort sind. Da der örtliche “Vanderbilt Beach” (löblich: Vanderbilt Strand) zu den schönsten Strandabschnitten in Südflorida zählt, fackeln wir nicht lange und folgen dem Boardwalk (löblich: Strandweg) gen Süden. Unterdessen plaudern wir angeregt über das anstehende Lady Antebellum Konzert in Tampa und kommen überein, dass wir Hund Dixon zu diesem Konzertspektakel kaum mitnehmen können. Prompt meldet sich Frau Pontecorvo zu Wort und bietet an, dass sie während meiner Abwesenheit gerne auf den Vierbeiner aufpassen kann – wie beruhigend.


Wir tummeln uns am Golf von Mexiko

12.30 Uhr Um nicht Hunger leiden zu müssen, kehren wir nach einem sechzigminütigen Marsch in eine einladende Strandgaststätte ein und nehmen einen Tisch mit Ausblick auf den azurblauen Ozean in Beschlag. Nach wenigen Sekunden wird eine freundliche Kellnerin namens Bobbie (33) vorstellig und erkundigt sich, ob wir etwas von der Tageskarte bestellen wollen. Nach kurzem Zögern willigen wir ein und ordern saftige Cheeseburger (unlöblich: Käseburger) mit Fritten und Krautsalat – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
13.00 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, kommt der Professor plötzlich auf meine Schwester und sprechen und erinnert, dass Elsbeth am kommenden Samstag Geburtstag feiert. Ich nicke zustimmend und entgegne, dass ich mit der guten Seele am vergangenen Samstag telefoniert habe. Darüber hinaus kündige ich an, dass ich meiner Schwester einen Amazon Gutschein zukommen lassen werde.
14.00 Uhr Nach der Stärkung setzen wir den Spaziergang fort und werfen Dixon Stöckchen zu. Ausserdem löchere ich meine Schwägerin mit Fragen und bringe heraus, dass meine Verwandten auch den goldenen Oktober in Florida verbringen wollen. Ich freue mich und ermutige meinen Bruder, seine Zelte im kalten Kanada abzubrechen und kurzerhand ins Rentnerparadies zu immigrieren – immerhin scheint in Florida an über 300 Tagen die Sonne.


Im Sonnenscheinstaat lässt es sich leben

14.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Heimfahrt anzutreten. Zum Abschied schütteln wir Hände und vereinbaren für Morgen ein gemeinsames Frühstück in Julies Restaurant. Im Anschluss halte ich Frau Pontecorvo als Kavalier der alten Schule die Beifahrertüre auf und rase zügig von dannen.
15.15 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich mich mit letzter Kraft in die klimatisierte Stube und falle erschöpft aufs Kanapee – das tut gut.
16.15 Uhr Ich öffne die Augen und sehe, dass sich der Nachbarshund im Garten eingefunden hat. Um Dixon etwas Gutes zu tun, öffne ich die Terrassentüre und werfe den Hunden einen Tennisball zu. Ferner stelle ich den Rasensprenger an und vergesse auch nicht, die hochgewachsene Petersilie zu giessen.


Ich spiele mit den Hunden

17.00 Uhr Nach getaner Arbeit mache ich mich in der Küche nützlich und sorge für ein nahrhaftes Abendessen. Da ich auf meine schlanke Linie achten muss, nehme ich mit einem Salat sowie einem klitzekleinen Schnitzel (unlöblich: T Bone Steak) Vorlieb.
18.00 Uhr Nachdem ich die Hausarbeit erledigt habe, verabschiede ich mich in den Feierabend und schaue mir biertrinkend die Nachrichten auf FOX an. Ich informiere mich aus erster Hand über die Geschehnisse und stelle wohlwollend fest, dass ausnahmsweise keine Breaking News (löblich: brechende Neuigkeiten) vorliegen.
19.00 Uhr Redlichst informiert wechsle ich auf den Filmkanal AMC, um dem Western “The Timber” zu frönen. Die amerikanische Produktion aus dem Jahre 2015 handelt von zwei Brüder, die sich auf eine gefährliche Reise ins eisige Alaska begeben – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und putze mir die Zähne. Danach lösche ich sämtliche Lichter und wünsche Dixon süsse Träume. Gute Nacht.