08.00 Uhr Auch heute lacht die Sonne vom Himmel und lässt das Thermometer auf schwindelerregende 98°F (36°C) ansteigen. Ich rolle mich geschwind aus dem Bett und nehme mir das Recht heraus, den zweiten Junitag mit dem Frühsport im Garten zu beginnen – was kann es schöneres geben.
08.30 Uhr Just als ich in die klimatisierte Villa zurückkehre, schellt das Telefon besonders aggressiv. Zu meiner Freude meldet sich Maria und lässt mich wissen, dass sich Georg alsbald auf den Golfplatz verabschieden wird. Ferner erfahre ich, dass meine Schwägerin Prof. Kuhn und mich zum Frühstück einladen möchte. Natürlich sage ich augenblicklich zu und verspreche, in zwei Stunden vor Ort zu sein.
09.00 Uhr Ruckzuck verabschiede ich mich in die Nasszelle und erfrische mich bei einem Wirbelbad. Unterdessen blättere ich in der Zeitung und stelle fest, dass Pfingsten in den Vereinigten Staaten keine grosse Rolle spielt. Laut seufzend überfliege ich die bevorstehenden Feste im Collier County und lerne, dass in der örtlichen “Saint Williams Church” am sogenannten “Whit Sunday” (löblich Pfingstsonntag) ein Gottesdienst stattfinden wird.
Wir gehen zum Gottesdienst
10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten schwinge ich mich hinters Lenkrad des PS-strotzenden SUVs und schicke mich an, in Hund Dixons Gesellschaft in Richtung Lowbank Drive davon zu preschen. Nebenher stelle ich das Radio lauter und singe zum stimmungsvollen Jason Isbell Welterfolg “Palmetto Rose” laut mit.
10.30 Uhr Dreissig Minuten später komme ich vor dem Ferienhaus meiner Verwandten zum Stehen. Ich lasse Dixon von der Ladefläche hüpfen und eile dann zur Pforte, um beherzt die Klingel zu betätigen. Wenige Augenblicke später öffnet mein Bruder die Pforte und unterbreitet, dass er nun mit Herrn Wang zum Golfplatz krusen wird. Bevor ich antworten kann, wünscht mir der gute Mann schöne Stunden und verabschiedet sich winkend. Ich werfe die Haustüre kopfschüttelnd ins Schloss und leiste Edelbert und Maria in die Küche Gesellschaft.
11.00 Uhr Während die Dame des Hauses Eierkuchen, gerösteten Speck und Kaffee auftischt, wende ich mich dem Professor zu und stelle klar, dass es viel zu heiss ist, um auf dem satten Grün des “Tiburon Golfplatzes” den Schläger zu schwingen. Mein Bekannter gibt mir Recht und unkt, dass Georg bald der Schlag treffen wird.
Georg spielt Golf – wie langweilig
11.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, komme ich auf die anstehende Grillfeier zu sprechen und lasse Edelbert wissen, dass wir nach der Brotzeit zum PUBLIX Supermarkt fahren sollten, um vitaminreiches Fleisch und Gemüse einzukaufen. Maria wird sogleich hellhörig und versichert, dass sie zum sonntäglichen Barbecue leckere Partysalate beisteuern wird – wie schön.
12.00 Uhr Schlussendlich nippe ich am Kaffeehaferl und rufe Edelbert auf, seine Tasse ebenfalls zu leeren. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, bedanke ich mich bei Maria und erwähne, dass nun die Zeit gekommen ist, um ein kleines Vermögen im Supermarkt zu lassen. Meine Schwägerin schenkt mir ein Lächeln und bittet mich, etliche Flaschen Rotwein einzukaufen.
Zur Grillfeier wird Wein getrunken
12.30 Uhr Am Ziel angekommen, streichle ich dem Vierbeiner übers Köpfchen und trage ihm auf, während meiner Abwesenheit brav im Auto zu warten. Danach schlendere ich an Edelberts Seite in die Markthalle und zögere nicht, ordentlich abzuschoppen. Der Professor legt während des Einkaufsvergnügens beste Laune an den Tag und schlägt vor, dass wir in der kommenden Woche einen Abstecher nach Aventura an Floridas Ostküste unternehmen könnten. Als ich grosse Augen mache, setzt mich Edelbert darüber in Kenntnis, dass in besagter Gemeinde die “Aventura Mall” zu finden ist. Darüber hinaus erfahre ich, dass in vielen Geschäften Preisrabatte von bis zu 50% gewährt werden – das ist phantastisch.
13.30 Uhr Sechzig Minuten später rollen wir den Einkaufswagen zur Kasse und sehen uns genötigt, knapp 170 Dollars für Getränke und Lebensmittel ausgeben zu müssen. Mein Begleiter zückt spornstreichs seine Geldbörse und meint, dass er sich nicht lumpen lassen und 70 Dollars beisteuern wird – wie schön.
Hund Dixon schwitzt
14.15 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann die Waren in den Eiskasten verfrachten. Anschliessend versorge ich Dixon mit Trockenfutter und falle dann schnaufend aufs Kanapee. Schon nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Campus der Berkeley Universität versetzt.
15.15 Uhr Leider wird die Ruhe zeitnah durch Frau Pontecorvo gestört. Meine Nachbarin hämmert gegen die Terrassentüre und plappert davon, dass sie einen Käsekuchen gebacken hat. Ich stehe nörgelnd auf und mache mich an der DeLonghi Kaffeemaschine zu schaffen.
15.45 Uhr Nachdem ich Kaffee aufgebrüht habe, setze ich mich zu meiner Nachbarin auf die schattige Terrasse und registriere, dass der Käsekuchen gar nicht schlecht schmeckt. Meine Tischnachbarin klatscht freudig in ihre Hände und informiert, dass sie unter den Quark etwas Kondensmilch gemischt hat – das soll mir auch Recht sein.
16.30 Uhr Als der Stundezeiger meiner ROLEX auf halb 5 zugeht, verabschiedet sich Frau Pontecorvo und vertellt, dass sie nun ins Lichtspielhaus gehen und dort Freundinnen treffen wird – wie unlöblich.
17.00 Uhr Im Anschluss begebe ich mich fingerschnippend in die Küche, um eine Wurst- und Käseplatte anzurichten. Ich garniere die vitaminreichen Spezialitäten mit Gurkenscheiben aus dem Glas und vergesse auch nicht, ein Sträusschen Petersilie zwischen die lustigen Käsescheiben zu legen.
18.00 Uhr Zum Abschluss des Tages nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und mache es mir dann in der Wohnstube gemütlich.
19.00 Uhr Nach den FOX Nachrichten, schalte ich auf den Film- und Serienkanal Showtime um, wo just im Moment die zweite Episode der nagelneuen Krimiserie “Twin Peaks” anläuft. Ich lehne mich bierschlürfend zurück und komme prompt zu dem Schluss, dass dieses Fernsehformat gar nicht nach meinem Geschmack ist. Um nicht ganz zu verblöden, wechsle ich schnell auf CMT, um mir aktuelle Landmusikvideos anzuschauen.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden beende ich den Fernsehabend und rufe Hund Dixon ins Haus. Zu guter Letzt lösche ich das Licht und gehe zu Bett. Gute Nacht.