22. Mai 2017 – Zurück im Sonnenscheinstaat

08.00 Uhr Die Amazon ECHO Musiksäule springt an und ich rolle mich gähnend aus dem Wasserbett. Während ich mir die Augen reibe, schlendere ich mit Dixon an die frische Luft und nehme mir das Recht heraus, die Morgengymnastik zu absolvieren. Ferner erkläre ich dem Vierbeiner, dass ich froh bin, die nervenaufreibende Forschungsreise nach Kalifornien unbeschadet überstanden zu haben. Der Rüde legt seinen Kopf schief und flitzt ausgelassen zum Teich, um seine Pfoten im kühlen Nass zu baden – wie schön.


In Kalifornien war es sehr aufregend

08.30 Uhr Wenig später kommt Herr Booth daher und lotet aus, ob ich spannende Abenteuer in San Franzisko erlebt habe. Ich nicke zustimmend und gebe vor, die “University of California” erkundet und ausserdem auf den Spuren des sagenumwobenen Zodiac Killers gewandert zu sein – das war ganz schön aufregend.
09.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Seele bei einem Wirbelbad baumeln zu lassen. Ich wünsche dem Tattergreis einen schönen Tag und ziehe mich in die Nasszelle zurück. Während meine Glieder vom Sprudelwasser massiert werden, rufe ich bei Edelbert an und lote aus, ob wir im Stadtzentrum frühstücken wollen. Mein Bekannter schlägt die Einladung jedoch aus und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er den Vormittag ausnutzen wird, um Wäsche zu waschen und mit seinem Sohn zu telefonieren – wie schade.
10.00 Uhr Um nicht selbst die wichtigste Mahlzeit des Tages vorbereiten zu müssen, statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Meine Nachbarin haucht mir ein schmatzendes Bussi auf die Wange und lädt mich ein, mit ihr vitaminreiche Pfannkuchen zu essen. Ich lecke mir die Lippen und lasse mich prompt am Küchentisch nieder.


Ich beisse kraftvoll zu

10.30 Uhr Just als ich kraftvoll zubeisse und am Kaffeehaferl nippe, fährt Georgs Wohnmobil vor. Neugierig eile ich zur Pforte und lasse meine Verwandten wissen, dass ich bei Frau Pontecorvo bin. Die netten Leute folgen mir plappernd in die Küche und erzählen, dass sie sich kurzfristig entschlossen haben, einen Ausflug nach Tallahassee zu unternehmen. Bevor ich Widerworte einlegen kann, schnappt sich Georg mein Haferl und gönnt sich einen kräftigen Schluck. Nebenher berichtet Maria, dass sie am Abend in Tampa eintreffen und Tags darauf an der Apalachee Bay übernachten werden. Ich seufze laut und entgegne, dass ich gestern von einer spannenden Forschungsreise zurückgekehrt bin und mich ausser Stande sehe, schon wieder zu verreisen. Mein Bruder lacht laut und sagt, dass ich mich unter keinen Umständen dieser Reise anschliessen werde – wie unlöblich.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten verabschieden sich die Beiden und beteuern, dass sie spätestens am Samstag in Naples zurück sein werden. Wie es sich gehört, begleite ich die lieben Menschen zum WINNEBAGO und rate, vorsichtig zu fahren. Anschliessend kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und lasse mir von Frau Pontecorvo weitere Pfannkuchen auf meinen Teller laden – schmeckt gar nicht schlecht.
11.45 Uhr Da im Eiskasten gähnende Leere herrscht, fasse ich den Entschluss, mich herzlich für die feinen Speisen zu bedanken und zum Supermarkt zu krusen. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen scheuche ich Dixon zum Chevrolet und lausche während der kurzweiligen Autofahrt dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – was kann es schöneres geben.


Katze Land – der beste Radiosender

12.15 Uhr Am Ziel angekommen, mache ich einem glatzköpfigen Rentner einen Einkaufswagen streitig und strebe dann durch die breiten Gänge, um Waren aller Art auszuwählen. Unter anderem erwerbe ich zwei Tiefkühlpizzas aus dem Hause Tombstone, etliche Tüten Lay’s Kartoffelchips sowie gesunde Erdnussbutter im Glas.
13.15 Uhr Nach geschlagenen sechzig Minuten werde ich an der Kasse vorstellig und erfahre, dass ich knapp 70 Dollars bezahlen muss. Missmutig krame ich meine GOLDEN HEAD Geldbörse aus der Hosentasche und informiere die Kassiererin, dass ich bald im Armenhaus landen werde – was muss ich denn noch alles ertragen.
13.30 Uhr Im Anschluss begebe ich mich mit Hund Dixon in die benachbarte “Dairy Queen” Gaststätte und ordere an der Essensausgabe zwei Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit Kartoffelstäben – das tut gut.


Auch zur Mittagszeit beisse ich kraftvoll zu

14.15 Uhr Redlichst gestärkt trete ich die Heimfahrt an und singe zum neuen Chris Stapleton Lied “Broken Halos” (löblich: Gebrochene Heiligenscheine) laut mit. Zudem lerne ich, dass der 39jährige Musikant vor wenigen Wochen sein zweites Studiowerk “From A Room” veröffentlicht hat – das hört man gerne.
15.00 Uhr Zuhause angekommen, räume ich die Lebensmittel in den Kühlschrank und falle dann erschöpft aufs Kanapee. Ich döse schnell ein und sehe mich im Traum auf den Campus der Berkeley Universität versetzt.
16.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze den Nachmittag, um elektronische Briefe zu beantworten. Neben der Anschnurseelsorge, verfasse ich auch eine Depesche an James und frage nach, wann die Sommerferien beginnen werden. Darüber hinaus lade die jungen Leute ein, ihren Urlaub in Florida zu verbringen – das wäre eine Gaudi.
16.45 Uhr Nachdem ich die neuesten Gästebucheinträge überflogen habe, beende ich die Arbeit und breche mit Dixon zu einem Spaziergang durchs Wohngebiet auf. Ich werfe dem Lausbuben Stöckchen zu und ermutige ihn, die vorlauten Nachbarskinder Emily und Francis anzubellen – da kommt besonders grosse Freude auf.


Dixon geht Gassi

17.30 Uhr Völlig verschwitzt stosse ich die Haustüre auf und mache es mir zur Aufgabe, Dixons Napf mit Futter aufzufüllen. Anschliessend mache ich mich in der Küche nützlich und schiebe eine Fertigpizza ins Ofenrohr.
18.00 Uhr Ein stressiger Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Schnaufend räume ich das Geschirr in die Spülmaschine und verabschiede mich dann in den Feierabend. Wie es sich gehört, läute ich den Fernsehabend mit den FOX Nachrichten ein und informiere mich über die tagesaktuellen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: Hauptfernsehzeit) nehme ich mit dem NETFLIX Programm Vorlieb und gebe mich dem Spielfilm “Handsome” (löblich: Gut aussehend) hin. Die Kriminalkomödie erzählt von einem verwirrten Inspektor, der den heimtückischen Mord an einer Schauspielerin aufklären muss – wie aufregend.
20.30 Uhr Nach neunzig mässig spannenden Minuten flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich betätige gelangweilt den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und rufe Dixon ins Haus. Danach reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.