17. November 2016 – Johnstonville Marketplace

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und habe mit Sodbrennen zu kämpfen. Um weiteres Unheil abzuwenden, eile ich mit schnellen Schritten ins Bad und nehme ein Alka-Seltzer ein. Zudem greife ich zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und rufe kurzerhand bei Edelbert an, um ihn über mein Leiden in Kenntnis zu setzen. Ferner verrate ich meinem Bekannten, dass ich gestern bei Frau Pontecorvo zum Abendessen eingeladen war und ein Glas Wein zu viel getrunken habe. Der Professor lacht laut und erinnert, dass in einer Woche “Thanksgiving” (löblich: Erntedankfest) gefeiert wird. Ich staune nicht schlecht und entgegne, dass ich mich am kommenden Donnerstag am Herd beweisen und ein prima Mittagessen zaubern werde.

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Bald wird Thanksgiving gefeiert

09.00 Uhr Nachdem wir ausgeplaudert haben, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem löblichen Wirbelbad. Unterdessen lege ich meine Stirn in Falten und fasse den Entschluss, den heutigen Tag zu nutzen, um im neu eröffneten “Johnsonville Marketplace” am Naples Boulevard zu schoppen.
10.00 Uhr Redlichst herausgeputzt setze ich mich an den Küchentisch und navigiere während des Frühstücks mit dem praktischen iPad durch das Internetz. Unter anderem segle ich auf die Heimseite des Feinkostgeschäfts und bringe heraus, dass Kunden jederzeit die Möglichkeit haben, erlesene Weine zu kosten – wie aufregend.
10.30 Uhr Dreissig Minuten später geniesse ich einen letzten Schluck Kaffee und lasse es mir nicht nehmen, dem Nachbarhaus einen Besuch abzustatten und Frau Pontecorvo zu einer erquickenden Ausfahrt einzuladen. Natürlich ist die Dame begeistert und folgt mir prompt zum Auto.
11.15 Uhr Während Hund Dixon auf dem Rücksitz alle Viere von sich streckt, gleite ich auf der Livingston Road gen Süden und merke an, dass der “Johnstonville Marketplace” seit einigen Woche grossflächige Anzeigen in der Tageszeitung schaltet. Meine Begleiterin nickt eifrig und vertellt, dass das Unternehmen in Wisconsin beheimatet ist und zahlreiche Fachgeschäfte im ganzen Land unterhält – das ist phantastisch.
11.45 Uhr Wenig später betreten wir das gutbesuchte Ladenlokal und registrieren, dass hier nicht nur Gemüse und Spirituosen, sondern auch Fleischwaren feilgeboten werden. Ich lecke mir die Lippen und lasse meine Bekannte wissen, dass ich nächste Woche gross aufkochen und ein leckeres Thanksgiving Essen auf den Tisch bringen werde. Frau Pontecorvo ist ganz aus dem Häuschen und schlägt vor, dass wir einen Truthahn kaufen könnten. Ich schüttle jedoch den Kopf und ziehe es vor, aus einer Kühltruhe abgepacktes Rindfleisch zu holen. Währenddessen schnalze ich mit der Zunge und beteuere, dass ich mich an einem Ungarischen Kesselgulasch versuchen werde.

rotwein
Ein edler Wein darf nicht fehlen

12.30 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, werfe ich Zwiebeln, eine Tüte Kümmel sowie Paprikapulver in den Einkaufswagen. Danach nehmen wir die Weinflaschen in Augenschein und ringen uns dazu durch, einen vollmundigen Rotwein aus Kalifornien zu kosten. Der Verkäufer lobt das edle Tröpfchen über den Schellenkönig und verdeutlicht, dass der 2012er Twin Oaks Zinfandel zu den herausragendsten Weinen der letzten Jahre zählt. Wir nicken eifrig und stellen zwei Flaschen zu den anderen Einkäufen.
13.00 Uhr Nach dem Bezahlvorgang kehren wir in das benachbarte “Johnsonville Bistro” ein und ordern Bratwürste mit hausgemachtem Sauerkraut. Natürlich lasse ich Hund Dixon von der Wurst abbeissen und berichte meiner Begleiterin, dass sie sich am kommenden Donnerstag auf ein ganz feines Essen freuen darf. In diesem Zusammenhang verweise ich auf ein altes Familienrezept und unterbreite, dass ein Kesselgulasch mindestens 5 Stunden auf kleiner Flamme schmoren muss.
14.00 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und kann das tiefgefrorene Fleisch im Eiskasten verstauen. Danach falle ich völlig erschöpft aufs Kanapee und strecke genüsslich die Beine aus – das tut gut.

budweiser
Budweiser ist sehr gesund

15.00 Uhr Ich öffne die Augen und stelle beim Blick aus dem Fenster fest, dass Nachbarhund Joey herübergekommen ist und mit Dixon spielt. Weil ich sonst nichts zu tun habe, mache ich es mir auf der schattigen Terrasse bequem und beobachte die beiden Haustiere ganz genau. Ausserdem trinke ich ein Bier und nutze die Gelegenheit, um in der alten Heimat anzurufen. Ich tratsche angeregt mit Mieterin Sandra und vernehme, dass das Kind gerade die neu erschienene Bruce Springstein Autobiografie ausgelesen hat – wie unlöblich.
15.45 Uhr Als der Minutenzeiger meiner ROLEX auf Viertel vor Vier zugeht, komme ich in die Gänge und stelle den Rasensprenger an. Zudem jäte ich Unkraut und vergesse auch nicht, die Mangroven an der Grundstücksgrenze zu stutzen.
16.30 Uhr Entnervt beende ich die Arbeit und schlendere in die Küche, um für ein nahrhaftes Abendessen zu sorgen. Ich fackle nicht lange und schiebe eine Tiefkühlpizza in den Ofen. Dazu gibt es einen vitaminreichen Gurkensalat mit etwas Dill – wie gut das duftet.

pizza
Pizza ist sehr vitaminreich

17.30 Uhr Zum Abschluss des langen Tages lege ich in der klimatisierten Wohnstube die Beine hoch und schaue fern. Ich folge gespannt den Abendnachrichten auf FOX und lerne, dass just heute vor 46 Jahren der amerikanische Erfinder Douglas Engelbart ein Patent auf die erste Heimrechner Maus erhalten hat – wie aufregend.
18.30 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, nehme ich mit dem AMAZON Videoangebot Vorlieb und fröne dem Zukunftsfilm “Interstellar”. Obwohl ich den Streifen bereits kenne, amüsiere ich mich köstlich und werde Zeuge, wie ein Raumfahrer an den Rand des Universums reist, um neue Lebensräume zu erkunden – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach fast dreistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.