27. Oktober 2016 – Schopping und Gaumenfreuden

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08.00 Uhr Ich werde durch aggressives Telefonschellen geweckt und habe Edelbert an der Strippe. Der Professor kommt ohne Umschweife auf sein Anliegen zu sprechen und schlägt vor, dass wir heute an den Strand fahren und hübsche Frauen begaffen könnten. Natürlich erteile ich dem schlauen Mann eine Absage und stelle klar, dass ich gleich zum Supermarkt krusen muss. Edelbert seufzt laut und sagt, dass er mich gegen 11 Uhr vor dem PUBLIX treffen wird – das soll mir Recht sein.
08.30 Uhr Beschwingt durch stimmungsvolle WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik absolviere ich auf der schattigen Terrasse die Morgengymnastik und lasse Hund Dixon wissen, dass nun der Wocheneinkauf sowie ein Mittagessen bei “Bob Evans” ansteht – darauf freue ich mich jetzt schon.
09.00 Uhr Anschliessend ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und läute den sonnigen Morgen mit einem Wirbelbad ein. Nebenher segle ich mit dem iPad auf die PUBLIX Heimseite und bringe heraus, dass die Supermarktkette allerhand Schnäppchen feilbietet – da kommt besonders grosse Freude auf.
10.00 Uhr Nach dem Badespass lasse ich mich am Küchentisch nieder und verzehre im Beisein des Vierbeiners eine Schüssel Kelloggs Frosted Flakes (löblich: Frostflocken) mit frischer Muh. Zudem nippe ich genüsslich am Kaffeehaferl und komme zu dem Schluss, dass mir Sandra schnellstmöglich deutschen Kaffee zuschicken muss. Da die amerikanischen Sorten ungeniessbar sind, greife ich spornstreichs zum Telefon und kontaktiere meine Mieterin. Als sich das Kind endlich meldet, fordere ich sie unmissverständlich auf, noch heute zu einer JACOBS Filiale zu rasen und acht Pfund Qualitätskaffee einzukaufen.


Jimmy Buffett – This is the SeaSon

10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten lasse ich den Motor des Chevrolet aufheulen und gleite zufrieden aus dem Wohngebiet. Darüber hinaus erfreue ich mich am Programm von WCKT CAT COUNTRY und bin überrascht, ein neues Jimmy Buffett Weihnachtslied zu hören. Der Moderator freut sich und berichtet, dass Herr Buffett morgen seine Weihnachtsscheibe “Tis The SeaSon” veröffentlichen wird – wie aufregend.
11.15 Uhr Mit kurzer Verspätung treffe ich am Ziel ein und werde von Edelbert herzlich begrüsst. Mein Bekannter wedelt mit einem Reklameheftchen vor meinem Gesicht herum und beteuert, dass Kunden im PUBLIX Supermarkt die Möglichkeit haben, zwei Sechserpacks Budweiser zum Preis von einem zu erstehen. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und entgegne, dass wir uns dieses Angebot nicht entgehen lassen sollten.

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Wir schoppen bei PUBLIX

11.45 Uhr Während Dixon im artig Auto wartet, schlendern wir durch die Gänge und werfen Waren des täglichen Bedarfs in den Einkaufswagen. Ausserdem erzähle ich meinem Begleiter, dass gestern Frau Gomez die kleine Villa auf Vordermann gebracht und über Hillary Clinton geschimpft hat. Ich lache laut und unterbreite, dass die Politikerin nicht nur Tausende elektronische Briefe über einen privaten Anbieter versendet, sondern auch in einem Investmentskandal verstrickt war. Edelbert nickt eifrig und fährt fort, dass die Clintons in den 1970er Jahren Geld in ein Grundstück investiert und sich eine goldene Nase verdient haben – das ist ja allerhand.
11.30 Uhr Nach einer Stunde schleppen wir die schweren Einkaufstüten zum Auto und schicken uns an, als nächstes die “Bob Evans” Gaststätte nördlich der Vineyards anzusteuern. Um schneller voran zu kommen, überhole ich Edelberts JEEP und schrecke auch nicht davor zurück, die anderen Verkehrsteilnehmer anzuhupen.
12.00 Uhr Hungrig und durstig finden wir uns in der Gaststätte unseres Vertrauens wieder und laben uns an gesunden “Farmhouse Salads” (löblich: Bauernhaus Salate) sowie saftigen Baconburgern (löblich: Speckburger). Ich beisse kraftvoll zu und setze meinen Tischnachbarn darüber in Kenntnis, dass Gesangsstern Jimmy Buffett morgen ein Weihnachtsalbum herausbringen wird. Edelbert rollt gelangweilt mit den Augen und meint, dass er sich diese Scheibe ganz bestimmt nicht kaufen wird – wie schade.

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Ich beisse kraftvoll zu

13.00 Uhr Nachdem Dixon etwas Speck gefressen hat und wir das Mittagessen mit italienischem Schaumkaffee abgerundet haben, verlassen wir die gutbesuchte Wirtschaft. Wie es sich gehört, wünsche ich Edelbert einen schönen Nachmittag und hüpfe dann winkend ins Auto.
13.45 Uhr Zuhause angekommen, falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke die Beine aus. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum ins luxuriöse Stadthaus meines Bruders versetzt.
14.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen. Als erstes rufe ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und stosse dabei auf eine Nachricht meines Grossneffens David. Der Bube schickt mir schöne Grüsse von der Amherst Insel und schreibt, dass er derzeit auf Klassenreise ist und bis zum Wochenende die schöne Insel inmitten des Ontario Sees erkunden wird – das ist prima.
15.45 Uhr Nachdem ich eine virtuelle Landkarte überflogen und mich über das besagte Eiland schlau gemacht habe, gehe ich von der Leine und sehe im Garten nach dem Rechten. Ich treffe Dixon am künstlich angelegten Teich an und habe auch das Vergnügen, die handzahme Echse Billy im Dickicht der Mangroven zu erblicken – wie schön.
16.30 Uhr Während ich die Pflanzen bewässere und Unkraut jäte, gesellt sich Frau Pontecorvo dazu und nölt, weil ihr Schlafzimmerfernsehgerät defekt ist. Ich lege meinen Kopf schief und biete der Perle an, dass ich sie morgen gerne zum WAL MART begleiten kann. Meine Nachbarin ist begeistert und nimmt das Angebot prompt an.
17.00 Uhr Zum Abschluss des Tages mache ich mich in der Küche nützlich und brate ein T Knochen Schnitzel heraus. Ferner fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und wünsche dem Rüden einen guten Appetit.
18.00 Uhr Nach dem schmackhaften Nachtmahl lege ich vor der Glotze die Beine hoch und schaue fern. Unter anderem bringe ich heraus, dass ein Tiefdruckgebiet Kurs auf Florida genommen hat und uns zum Wochenende kühlere Temperaturen bescheren wird – das soll mir Recht sein.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf AMC und erfreue mich am Kriminalfilm “Bridge of Spies”. Während ich Dixon streichle und ein Bier trinke, tauche ich in das Leben eines Rechtsanwalts ein, der von der amerikanischen Regierung beauftragt wird, einen Gefangenaustausch mit der Sowjetunion in die Wege zu leiten.
21.00 Uhr Als nach zwei nervenaufreibenden Stunden der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich den AUS Knopf auf der neumodernen Fernbedienung. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.