14. Juni 2016 – Zurück in Florida

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08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich schwinge mich juchzend aus dem Wasserbett. Voller Elan eile ich mit Dixon im Schlepptau nach draussen und freue mich, seit drei Tagen wieder im Sonnenscheinstaat zu sein. Auch der Vierbeiner ist kaum zu bändigen und rennt kläffend nach nebenan, um den Nachbarshund Joey zu besuchen.
08.30 Uhr Wenig später gesellt sich Frau Pontecorvo an die Grundstücksgrenze und lädt mich ein, mit ihr die wichtigste Mahlzeit des Tages einzunehmen. Obgleich ich lieber in einem Restaurant frühstücken würde, willige ich ein und versichere, dass ich bald nach nebenan kommen werde.
09.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Seele bei einem Wirbelbad baumeln zu lassen. Ich mache schnell kehrt und lasse lauwarmes Wasser in die Wanne einlaufen. Darüber hinaus rufe ich bei Edelbert an und erkundige mich, ob er in den Willoughby Drive kommen möchte. Der schlaue Mann lehnt jedoch ab und meint, dass er heute Wäsche waschen und zum Einkaufen fahren muss – wie schade.

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Wir schoppen bei PUBLIX ab

10.00 Uhr Nachdem ich auch mit Georg telefoniert und ein gemeinsames Schoppingvergnügen im PUBLIX angeregt habe, steige ich aus der Wanne und schlüpfe in farbenfrohe Freizeitkleidung. Danach setze ich mir meine NY YANKEES Mütze auf und statte Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Die kleine Frau begrüsst mich herzlich und beteuert, dass sie soeben vitaminreiche Pancakes (löblich: Eierkuchen) vorbereitet hat. Ich reibe mir die Wampe und lasse es mir nicht nehmen, am Terrassentisch platz zu nehmen.
10.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und meine trockne Kehle mit brühfrischen Bohnentrunk spüle, erzähle ich von meinen Abenteuern in der alten Heimat. Natürlich komme ich auch auf meine spannenden Ausflüge nach München zu sprechen und informiere, dass sich die bayerische Landeshauptstadt in den letzten Jahren sehr verändert hat. Bei dieser Gelegenheit verweise ich auf den unkontrollierten Flüchtlingszustrom und mutmasse, dass meine Heimat kurz vor dem Kollaps steht. Meine Nachbarin schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und erwidert, dass ich mich glücklich schätzen kann, eine kleine Villa im Rentnerparadies Florida zu besitzen – wie wahr.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten klatsche ich in die Hände und gebe zu Protokoll, dass in meinem Eiskasten gähnende Leere vorherrscht. Um nicht zu verhungern, lüfte ich mein Kappe und ziehe es vor, den Vierbeiner zum Chevrolet zu scheuchen. Mit einer lustigen Melodie auf den Lippen helfe ich dem Lausbuben in den PS-strotzenden SUV und kruse zielstrebig zum Supermarkt am Tamiami Trail.

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Hund Dixon ist ein Lausbube

11.45 Uhr Ich treffe meine Verwandten am Haupteingang an und schrecke nicht davor zurück, einer blauhaarigen Seniorin einen Einkaufswagen streitig zu machen. Georg und Maria folgen mir kopfschüttelnd in den klimatisierten Flachbau und nehmen sich das Recht heraus, Waren des täglichen Bedarfs auszuwählen. Ich schiebe den klapprigen Wagen spornstreichs in die Süssigkeitenabteilung und schnappe mir drei Tüten Lay’s Kartoffelchips aus dem Regal. Nebenher erkläre ich meinem Bruder, dass die Auswahl an Knabbereien in Deutschland sehr begrenzt ist. Georg lacht laut und legt mir nahe, auch gesunde OREO Kekse einzukaufen.

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Lays Chips schmecken prima

12.45 Uhr Nach einer Stunde werden wir an der Kasse vorstellig. Ich zücke meine praktische Kreditkarte und bitte die Kassiererin, den Rechnungsbetrag von meinem Konto abzubuchen. Ferner deute ich nach nebenan und lasse es mir nicht nehmen, meine Begleiter zu einer reichhaltigen Brotzeit ins “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Schnellgasthaus einzuladen.
13.15 Uhr Völlig verschwitzt kehren wir in die gutbesuchte Wirtschaft ein und ordern an der Essensausgabe gesunde Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit Fritten und Krautsalat. Anschliessend lassen wir uns an einem Fenstertisch nieder und tratschen über dies und das. Unter anderem kommt Maria auf den Abend zu sprechen und beteuert, dass sie mit Georg ins Lichtspielhaus gehen wird. Mein Bruder nickt eifrig und kündigt an, dass er sich mit Knallmais voll stopfen und Classic Coke (löblich: Klassisches Cola) bis zum Abwinken trinken wird – wie unlöblich.
14.00 Uhr Nach der Stärkung kehren wir gesättigt zum Auto zurück und wünschen einander schöne Abende. Im Anschluss lasse ich den Motor aufheulen und gleite zufrieden nach Hause.
14.30 Uhr Zurück im Willoughby Drive, räume ich die Lebensmittel in den Kühlschrank und vergesse auch nicht, Dixons Näpfe mit Wasser und Trockenfutter zu füllen. Danach falle ich gähnend aufs Kanapee und döse prompt ein.

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Die kleine Villa unter Palmen

15.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze die Nachmittagsstunden, um die Pflanzen im Garten zu giessen. Zudem tratsche ich mit Herrn Booth und lasse den hochdekorierten Vietnamveteran wissen, dass man als Hausbesitzer immer etwas zu tun hat. Mein Nachbar schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass er morgen in aller Frühe den Rasen mähen wird – das kann ja heiter werden.
16.30 Uhr Verschwitzt beende ich die Arbeit und unternehme mit Dixon einen Spaziergang durchs Wohngebiet. Ich werfe dem Rüden Stöckchen zu und ermahne ihn, die vorlauten Nachbarskinder ausser Acht zu lassen.
17.15 Uhr Endlich kann ich die Haustüre zur kleinen Villa aufstossen und klimatisierte Luft einatmen. Ich wische mir die Schweissperlen von der Stirn und komme zu dem Schluss, dass mich diese Affenhitze bald ins Grab bringen wird. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und bereite das Abendessen vor. Heute gibt es eine lustige Fertigpizza sowie einen gesunden Tomatensalat – schmeckt gar nicht schlecht.
18.15 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich die Glotze ein und gebe mich den FOX Nachrichten hin.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: Beste Sendezeit) nehme ich mit dem NETFLIX Internetzprogramm Vorlieb und fröne der neuesten Staffel des preisgekrönten Serienspiels “Orange is the New Black” (löblich: Orange ist das neue Schwarz). Ich amüsiere mich köstlich und werde Zeuge, wie Frau Piper ihren Alltag in einem Frauengefängnis meistert – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Als nach der dritten Folge der Abspann über den Flachbildschirm flimmert, beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.