8. Februar 2016 – Ich bringe die kleine Villa auf Vordermann

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08.00 Uhr Ich öffne die Augen und stelle beim Blick auf den Wandkalender fest, dass die Ankunft meiner unterbelichteten Mieterin nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Deprimiert rolle ich mich aus dem Bett und gebe Hund Dixon zu verstehen, dass ich bis zum 20. Februar die kleine Villa ins rechte Licht rücken muss. Ich führe den Vierbeiner in die Nasszelle und stelle klar, dass Frau Gomez am Mittwoch die vergoldeten Armaturen auf Hochglanz polieren und die Duschkabine reinigen muss. Darüber hinaus nehme ich die ausgebrannten Halogenlampen im Wohnzimmer ins Visier und mutmasse, dass mir nichts anderes übrig bleiben wird, als im WAL MART nach Ersatzleuchten zu suchen – was das wieder kostet.

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Die kleine Villa unter Palmen

08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik stecke ich Dixon einen Kauknochen ins Maul und verabschiede mich ins Bad, um mich zu waschen. Unterdessen telefoniere ich mit Edelbert und lade ihn ein, mich zum WAL MART zu begleiten. Der Professor sagt umgehend zu und meint, dass wir uns gegen 11 Uhr vor dem Eingang des WAL MART Supercenters am Collier Boulevard treffen könnten – das soll mir Recht sein.
09.30 Uhr Ich beende den Badespass und registriere, dass bis zur Abfahrt noch etwas Zeit bleibt. Um keine Langeweile zu bekommen, schlendere ich in die Küche und mache es mir zur Aufgabe, vitaminreiche Pfannkuchen vorzubereiten. Ich vermenge gesundes Mehl mit vier Eier, Butter, etwas Zucker sowie Milch und schütte die Pampe pfeifend in die Pfanne mit Teflonbeschichtung. Das brave Haustier weicht währenddessen nicht von meiner Seite und freut sich, als ich seinen Napf mit Trockenfutter auffülle.

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Hund Dixon ist sehr brav

10.00 Uhr Wenig später kann ich es mir am Esstisch bequem machen und mir die mit Erdbeermarmelade bestrichenen Pfannkuchen schmecken lassen. Dazu trinke ich Kaffee und studiere lesenswerte Berichte in der Naples Daily News (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) – immerhin muss man stets auf dem Laufenden bleiben.
10.30 Uhr Redlichst gestärkt stelle ich das Geschirr in die Spüle und schicke mich an, den Rüden zum Auto zu scheuchen. Voller Elan gleite ich auf den Fahrersitz und kruse zügig in Richtung des 12 Meilen entfernten Gemischtwarenladens davon. Während ich stetig hupe, lausche ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY und lerne, dass Gesangsrabauke Bruce Springstein in acht Tagen in Florida zu Gast sein wird. Der Moderator schwärmt in den höchsten Tönen und ruft alle Zuhörer auf, zum Telefon zu greifen und an einem Gewinnspiel teilzunehmen. Da ich an Konzertbilletts nicht interessiert bin, verfrachte ich eine Carpenters Kompaktscheibe in die Musikanlage und erfreue mich an der Komposition “Rainy Days And Mondays” (löblich: Regnerische Tage und Montage) – was kann es schöneres geben.

11.15 Uhr Mit kurzer Verspätung erreiche ich mein Ziel und kann Edelbert herzlich begrüssen. Gemeinsam begeben wir uns in die Elektronikabteilung und fordern einen Knecht auf, 50 Watt Halogenlampen herauszurücken. Der Wal Mart Mitarbeiter nickt eifrig und legt uns nahe, drei Lampen im Sparpack zu nehmen – jaja.
11.45 Uhr Schlussendlich finden wir uns in der Home Entertainment (löblich: Heimunterhaltung) Abteilung ein und zögern nicht, die neuerschienenen DVDs in Augenschein zu nehmen. Mein Begleiter schnappt sich den zwielichtigen Film “The Blue Lagoon” (auf deutsch: Die blaue Lagune) vom Regal und ermutigt mich, dieses Meisterwerk für 5 Dollars zu erwerben. Selbstverständlich zeige ich dem Professor den Vogel auf und informiere, dass dieser Schundfilm die freie Liebe propagiert. Augenrollend lege ich die DVD auf ihren Platz zurück und präsentiere stattdessen den Qualitätsfilm “Three Amigos” aus dem Jahre 1986.


Drei Amigos

12.30 Uhr Nachdem ich zwei Paar Socken, DURACELL Batterien, TIDE Waschmittel, Kibbles Bisquits für Hund Dixon, Rasierklingen sowie Schuhwichse in den Einkaufswagen verladen habe, laufe ich zielsicher zur Kasse. Wie es sich gehört, bezahle ich die Waren in Bar und nehme mir das Recht heraus, der übergewichtigen Kassiererin ein stattliches Trinkgeld in Höhe von 27 Cents zu bescheren.
13.15 Uhr Im Anschluss rasen wir zur benachbarten “Cracker Barrel” Gaststätte und nehmen das Mittagessen ein. Um nicht vom Fleisch zu fallen, ordere ich ein Rib Eye Steak mit grünen Bohnen und Kartoffelstäben. Prof. Kuhn folgt meinem Bespiel und beteuert, dass Fleisch ein Stück Lebenskraft ist – das kann man laut sagen.
14.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Hause zurückzukehren. Ich klopfe Edelbert zum Abschied auf die Schulter und lade ihn für Morgen zum Frühstück in die kleine Villa ein. Danach presche ich mit durchdrehenden Pneus von dannen und freue mich auf unbeschwerte Stunden in meinem kultivierten Zuhause.
14.45 Uhr Zurück im Willoughby Drive, schleppe ich die Einkäufe ins Haus und falle dann fix und foxi aufs Kanapee. Hund Dixon macht es sich ebenfalls im kühlen Wohnzimmer bequem und schlummert bald ein.
15.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und schraube die Leuchten in die Halogenstrahler. Dabei vergesse ich auch nicht, die Reflektoren mit einem Tuch zu reinigen. Der Vierbeiner folgt meinem Tun mit Argwohn und zieht es nach wenigen Minuten vor, mit hängendem Kopf in den Garten zu trotten.

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Georg meldet sich aus dem kalten Toronto

16.30 Uhr Nachdem ich auch noch die Fenster geputzt habe, genehmige ich mir ein kühles Budweiser. Leider wird mein Müssiggang zeitnah durch sehr lautes Telefonbimmeln unterbrochen. Zu meiner Freude meldet sich Georg im Rohr und gibt zu Protokoll, dass es im fernen Toronto bitterkalt ist. Mein Bruder nölt in einer Tour und beteuert, dass auch dicke Schneeflocken vom Himmel fallen. Ich lache laut und lasse Georg wissen, dass in Naples die Sonne erbarmungslos vom Himmel brennt.
17.00 Uhr Nach dem Telefonat schufte ich in der Küche und zaubere ein prima Nachtmahl. Weil ich vom Mittagessen immer noch gesättigt bin, schlage ich fünf Eier auf und bereite mir ein nahrhaftes Omelette mit Petersilie aus heimischen Anbau zu – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um endlich zur Ruhe zu kommen, mache ich es mir in der guten Stube bequem und fröne den Nachrichten auf FOX. Natürlich wird ausgiebig über den gestrigen Super Bowl berichtet und ich habe das Vergnügen, noch einmal die besten Spielzüge zu sehen.
19.00 Uhr Im Anschluss schiebe ich die “Three Amigos” DVD ins Abspielgerät und tauche in das Leben der lustigen Kuhjungen Lucky, Dusty und Ned ein, die in einer mexikanischen Gemeinde als Hilfsscherriffe anheuern – da kommt besonders grosse Freude auf.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Dauerlachen schalte ich die Glotze aus und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.