30. September 2015 – Arthur Fellig Ausstellung im Baker Museum

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08.00 Uhr Der neumodische Radiowecker springt an und ich lausche einer Komposition des aus Valdosta in Georgia stammenden Musikers Thomas Rhett. Beschwingt werfe ich die Bettdecke zur Seite und erfahre, dass Herr Rhett vor wenigen Tagen sein zweites Studioalbum veröffentlicht hat – das soll mir auch Recht sein.

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Der neumodische Radiowecker springt an

08.30 Uhr Nach dem Frühsport streichle ich Dixon über den Kopf und animiere ihn, brav vor der kleinen Villa auf die fleissige Zugehfrau zu warten. Anschliessend eile ich in die Nasszelle, um die Seele bei einem löblichen Wirbelbad baumeln zu lassen – das tut richtig gut.
09.30 Uhr Ich beende die Morgenwäsche und registriere, dass die Gomez mittlerweile zugegen ist und die gute Stube auf Vordermann bringt. Wie es sich gehört, begrüsse ich die kleinwüchsige Mexikanerin herzlich und gebe zu Protokoll, dass ich am übernächsten Freitag nach Atlantic City ausfliegen werde. Während die Putzfrau grosse Augen macht, reibe ich mir die Hände und stelle klar, dass ich viel Geld in die Münzspielautomaten werfen und höchstwahrscheinlich als reicher Mann aus New Jersey zurückkehren werde. Frau Gomez tippt sich an die Schläfe und sagt, dass es schlauer wäre, mein Glück beim “Black Jack” (löblich: Schwarzer Jakob) herauszufordern.

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Zerealien mit fischer Muh – das schmeckt

10.00 Uhr Als ich mich an den Küchentisch setze und mich über eine Schüssel Kelloggs Maisflocken mit frischer Muh hermache, klingelt es plötzlich an der Pforte. Zu allem Überfluss stehen Georg und Maria vor dem Haus und erkundigen sich, ob ich sie ins örtliche “Baker Museum” begleiten möchte. Bevor ich antworten kann, hält mir meine Schwägerin eine Hochglanzbroschüre unter die Nase und erzählt, dass in der besagten Ausstellungshalle derzeit Photografien des weltbekannten Kunstschaffenden Arthur Fellig zu sehen sind. Da ich nichts besseres zu tun habe, willige ich ein und bitte die lieben Leute auf einen Kaffee herein.
10.45 Uhr Fünfundvierzig Minuten später setze ich mir meine NY YANKEES Kappe auf und schlage vor, dass wir in Georgs JEEP in die Stadt rasen sollten. Mein Bruder ist einverstanden und zögert nicht, Dixon auf die Ladefläche zu helfen. Danach preschen wir hupend aus dem Wohngebiet und freuen uns auf eine prima Kunstausstellung.
11.30 Uhr Nach langer Suche finden wir am Laurel Oak Drive einen Stellplatz und unternehmen einen kleinen Spaziergang. Mit dem Vierbeiner im Schlepptau laufen wir zum “Baker Museum” und verabreden, dass wir nach der Ausstellung im benachbarten “Waterside Shop” Einkaufszentrum zu Mittag essen könnten.
12.00 Uhr Pünktlich zum Zwölfuhrläuten betreten wir das Museum und haben das zweifelhafte Vergnügen, eintönige Schwarz-Weiss Photografien zu sehen. Unter anderem nehme ich auch eine Informationstafel in Augenschein und lerne, dass Herr Fellig Anno 1899 in der Westukraine das Licht der Welt erblickt hat und bald nach Amerika emigrierte. Im zarten Alter von 18 Jahren begann er als selbständiger Pressefotograf für die Zeitschriften “P.N.” sowie “Vogue” zu arbeiten. Obgleich er zur Zeit seines Todes im Jahre 1968 weitgehend vergessen war, zählen seine Photografien in der heutigen Zeit längst zu den bekanntesten der 1930er und 1940er Jahre – wie schön.
13.00 Uhr Nachdem wir alles gesehen haben, verlassen wir den Museumsbau und schicken uns an, dem Mary Janco Daniels Boulevard gen Süden zu folgen. Unterdessen lasse ich kein gutes Haar an der langweiligen Schau und erkläre meinen Verwandten, dass sogar Edelbert bessere Photos knipst. Maria straft mich mit skeptischen Blicken und sagt, dass Arthur Fellig zu den bekanntesten Künstlern des 20. Jahrhunderts zählt – papperlapapp.
13.45 Uhr Endlich kehren wir ins “Brio Tuscan” Gasthaus ein und nehmen an einem schönen Tisch mit Ausblick Platz. Ein freundlicher Kellner serviert durstlöschendes Wasser und nimmt sich das Recht heraus, uns die Tageskarten zu überreichen. Weil mein Magen rebelliert, fackle ich nicht lange und ordere ein vitaminreiches Porterhouse Steak mit Bohnen und würzigen Kartoffelspalten – da kommt Freude auf.

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Zu Mittag gibt es Schnitzel

14.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Georg auf morgen zu sprechen und kündigt an, dass er mit seiner Ehefrau nach Fort Myers krusen wird. Maria nickt eifrig und unterbreitet, dass sich mein Bruder in einem “BOSE” Geschäft eine sündteure Musikanlage anschauen möchte. Ferner bringe ich heraus, dass sich der erfolgreiche Unternehmer anschliessend im “Cole Haan” Geschäft neu einkleiden möchte – das ist ja allerhand.
15.15 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit Schaumkaffees und italienischem Kuchen (unlöblich: Zuccotto) abgerundet haben, kehren wir zum Auto zurück. Bei dieser Gelegenheit lasse ich meine Verwandten wissen, dass ich morgen viel um die Ohren habe und ganz bestimmt nicht nach Fort Myers fahren werde. Georg zuckt mit den Schultern und meint, dass ich am Abend gerne vorbeikommen und meine Lieblingskompaktscheibe auf seiner nagelneuen BOSE Stereoanlage anhören kann – wie unlöblich.
16.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive winke ich den lieben Leuten freundlich hinterher. Im Anschluss werfe ich die Haustüre krachend ins Schloss und falle erschöpft aufs Kanapee.
17.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und bemerke, dass es sich gar nicht mehr lohnt, die Anschnurseelsorge in Angriff zu nehmen. Wegen der vorgerückten Stunde verzichte ich ausnahmsweise auf meine Tätigkeit als Anschnurseelsorger und nehme gähnend in der Hollywood Schaukel Platz. Während die Sonne vom Himmel lacht, schmökere ich in der Tageszeitung und lese, dass Jimmy Carter morgen seinen 91. Geburtstag feiert – wie schön.
18.00 Uhr Schlussendlich kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und lasse den Tag wurstbrotverzehrend und biertrinkend vor dem überdimensionalen Farbfernsehgerät ausklingen. Um auf den neuesten Stand zu kommen, schaue ich mir die FOX Nachrichten an und informiere mich über die in Europa vorherrschende Flüchtlingskrise – wo soll das nur hinführen.

19.00 Uhr Anschliessend wähle ich den Premiumkanal von HBO aus und gebe mich dem abendfüllenden Kriminalfilm “Cold in July” hin. Die Erfolgsproduktion aus dem Jahre 2014 erzählt aus dem Leben eines Geschäftsmannes, der einen Einbrecher in Notwehr erschiesst und in eine Sinnkrise verfällt – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und rufe den Vierbeiner ins Haus. Danach lösche ich sämtliche Lichter und gehe ins Bett. Gute Nacht.