28. April 2015 – Ameisenbefall

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08.00 Uhr Ich werde durch aggressives Telefonläuten geweckt. Als ich mir den Hörer ans Ohr halte, meldet sich Sandra und berichtet, dass sie in drei Tagen nach Karlsruhe krusen wird. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und erkundige mich, ob sie beim Bundesverfassungsgericht Beschwerde gegen die im Jahre 1990 vollzogene Wiedervereinigung einlegen möchte. Meine Mieterin kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und berichtigt, dass sie lediglich mit Cousin Bernd und Mitbewohnerin Bärbel einen Wochenendausflug unternehmen wird.
08.30 Uhr Nachdem ich ausgiebig mit der unterbelichteten Maid getratscht habe, beende ich das Gespräch und komme zu dem Schluss, dass ich mir kostspielige Städtereisen beim besten Willen nicht leisten kann. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und eile in die Küche, um ein Glas Milch zu trinken.

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Eine böse Ameise

08.45 Uhr Just als ich die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb nehme, werde ich auf eine Feuerameise aufmerksam, die gemächlich über die Arbeitsfläche huscht. Ich staune nicht schlecht und lasse Hund Dixon wissen, dass ein Stich dieses Insekt Hautreizungen und sogar Allergien auslösen kann. Um schlimmeres Unheil abzuwenden, greife ich zum Küchenlappen und erschlage den Schädling.
09.15 Uhr Um auf Nummer sicher zu gehen, öffne ich die Schranktüren und stelle mit grosser Sorge fest, dass sich überall gefährliche Ameisen tummeln – gleicht platzt mir der Kragen.
10.00 Uhr Nach einer kalten Dusche laufe ich nach nebenan und frage Frau Pontecorvo, ob sie mir eine Dose Insektenmittel ausborgen kann. Meine Nachbarin beruhigt mich redlichst und legt mir nahe, den Küchenschrank mit Essig auszuwischen. Als ich meinen Kopf schieflege, klopft mir die Dame aufmunternd auf die Schulter und informiert, dass Ameisen den beissenden Essiggeruch nicht ausstehen können – wie interessant.
10.30 Uhr Natürlich setze ich den Ratschlag augenblicklich in die Tat um. Mit dem Vierbeiner im Schlepptau kehre ich in mein Zuhause zurück und mache es mir zur Aufgabe, eine Sprühflasche zu gleichen Teilen mit Wasser sowie Essigessenz aufzufüllen und die Arbeitsfläche zu reinigen.
11.00 Uhr Im Anschluss räume ich die Töpfe und das Besteck aus den Schränken und sprühe auch die Abstellflächen sorgsam ein. In diesem Augenblick stösst Edelbert die Terrassentüre auf und möchte wissen, warum ich nicht ans Telefon gehe. Ich winke meinen Bekannten spornstreichs herein und gebe zu Protokoll, dass mein Zuhause von gefährlichen Insekten befallen wurde.

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Edelbert lässt sich eine Halbe schmecken

11.15 Uhr Der Professor staunt nicht schlecht und nimmt sich das Recht heraus, ein bayerisches Vollbier aus dem Eiskasten zu stibitzen. Danach späht der schlaue Mann neugierig in die Schränke und meint, dass er keine Insekten sehen kann. Ich nicke eifrig und unterbreite, dass die Ameisen mittlerweile die Flucht ergriffen haben – wie schön.
11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit beende ich die Arbeit und richte eine Brotzeitplatte mit vitaminreicher Salami, hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo und Cheddarkäse an. Wie es sich zu einer zünftigen Jause gehört, spendiere ich meinem Gast eine weitere Hopfenkaltschale und erzähle, dass mich der Stress langsam ins Grab bringt. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und entgegnet, dass er mit dem Gedanken spielt, eine Putzfrau einzustellen. Ich nippe zufrieden am Bierglas und lasse meinen Tischnachbarn wissen, dass ich meine Zugehfrau bitten werde, ab sofort zweimal pro Woche den Haushalt zu erledigen.

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Wir beissen kraftvoll zu

12.45 Uhr Nachdem wir uns gestärkt haben, tippt Edelbert auf seine Armbanduhr und meint, dass er nun in die Stadt zurückkehren und in einer “Barnes & Nobles” Buchhandlung nach neuem Lesestoff suchen wird. Ich begleite meinen Bekannten zur Türe und wünsche ihm eine sichere Reise.
13.30 Uhr Endlich kann ich aus den Flip Flops schlüpfen und mich in der guten Stube von den Strapazen des Vormittags erholen. Während Dixon im Garten spielt, lege ich die Beine hoch und döse prompt ein – das tut gut.
14.30 Uhr Ich öffne die Augen und bemerke beim Blick auf die Wanduhr, dass es mittlerweile halb Drei geschlagen hat. Seufzend setze ich mich an den Heimrechner, um die Anschnurseelsorge zu erledigen. Im Posteingang stosse ich nicht nur auf Hilferufe besorgter Eltern, sondern auch auf eine Depesche meines Bruders. Georg schreibt, dass er das kühle kanadische Wetter statt hat und sich kurzfristig entschlossen hat, in der kommenden Woche nach Naples auszufliegen. Ich juchze laut und lerne weiter, dass meine Verwandten bereits am kommenden Dienstag im Sonnenscheinstaat ankommen werden.

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Die Verwandten kommen nach Florida

15.30 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die Einträge im Gästebuch in Augenschein und ärgere mich über garstige Jugendliche, die mich wüst beschimpfen. Bevor mir der Kragen platzt, fahre ich das Betriebssystem mausdrückend herunter und fasse den Entschluss, mit Dixon einen Spaziergang zu unternehmen.
16.00 Uhr Mit einem lustigen Lied auf den Lippen schlendere ich zum La Playa Golfplatz und habe das Vergnügen, auf halbem Weg Fernsehkoch Wayne Gregor zu treffen. Der Prominente begrüsst mich herzlich und berichtet, dass er gerade im CIRCLE K Supermarkt köstliche Marchmallows (löblich: Mäusespeck) eingekauft hat. Der gute Mann schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass er unter Hochdruck an einem neuen Kochbuch arbeitet und neue Rezepte ausprobieren wird. Als ich genauer nachfrage, rückt der Kochprofi mit der ganzen Wahrheit heraus und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er am Abend einen mit Marchmallows gefüllten Truthahn braten wird – wie unlöblich.

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Bunter Mäusespeck (unlöblich: Marshmallows)

17.00 Uhr Völlig verschwitzt treffe ich zu Hause ein und heize den Backofen vor. Danach hole ich eine TOMBSTONE Fertigpizza aus dem Kühlfach und vergesse auch nicht, als Beilage einen bunten Salat zu zaubern.
18.00 Uhr Nach dem Abendessen gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über und lasse mich neben dem Vierbeiner auf dem Kanapee nieder. Um auf dem Laufenden zu bleiben, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die Machenschaften der demokratischen Präsidentschaftsanwärterin Hillary Clinton schlau.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit schalte ich auf HBO um und erfreue mich an mehreren Episoden der preisgekrönten Serie “Game of Thrones” – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach der zweiten Folge schalte ich die Glotze ab und stelle das leere Bierglas in die Spüle. Anschliessend verriegle ich die Haustüre und lege mich ins Bett. Gute Nacht.