9. September 2014 – Auf den Spuren einiger Hollywoodsterne

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08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich höre weder Sandras Plappern, noch ohrenbetäubende Musik. Weil Morgenstund’ bekanntlich Gold im Mund hat, hüpfe ich aus dem Bett und schaue im Wohnzimmer nach dem Rechten. Bald wird mir klar, dass mein Gast schon aufgestanden ist und mit Dixon durch das Wohngebiet tschoggt.
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik laufe ich in die Nasszelle und erfrische mich bei einem prima Wirbelbad. Dummerweise wird mein Müssiggang zeitnah durch Frl. Corte gestört. Die Maid poltert pfeifend durchs Haus und setzt mich darüber in Kenntnis, dass der Vierbeiner seine Notdurft im Vorgarten der Nachbarn verrichtet hat – jaja.

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Hund Dixon ist frech

09.30 Uhr Im Anschluss schlüpfe ich in farbenfrohe Kleidung und leiste Sandra beim Frühstück Gesellschaft. Das Kind mustert mich skeptisch und behauptet, dass Hawaiihemden längst aus der Mode sind. Ich zeige meinem Tischnachbarn den Vogel und entgegne, dass ich eine Modeiikone bin und stets mit der Zeit gehe. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, schlage ich die Morgenzeitung auf und erfahre im Lokalteil, dass derzeit am Naples Pier Filmaufnahmen stattfinden. Ich zitiere aus dem Bericht und lasse Sandra wissen, dass möglicherweise angesagte Hollywoodsterne wie Sandra Bullock und Robert De Niro vor Ort sind – wie aufregend.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten fülle ich die Haferl mit Bohnentrunk auf und frage Sandra bezüglich ihrer heutigen Tagesaktivitäten aus. Das Mädchen legt den Kopf schief und wirft ein, dass es eine Gaudi wäre, zum Pier zu krusen. Ich beisse in eine mit Capocollo belegte Weissbrotscheibe und antworte, dass wir Frau Pontecorvo informieren und gleich losfahren könnten – wie aufregend.
11.00 Uhr Wenig später stehen wir vor dem Nachbarhaus und laden die Perle zu einer lustigen Ausfahrt ein. Frau Pontecorvo ist begeistert und verspricht, uns zu einem opulenten Mittagessen einzuladen – das hört man gerne.
11.45 Uhr Nachdem wir uns durch den zähfliessenden Verkehr quälen mussten, tut sich vor uns endlich der azurblaue Golf von Mexiko auf. Ich drossle die Geschwindigkeit und bemerke, dass das Hafengelände weitläufig abgesperrt ist. Trotzdem parken wir das Auto am Gulf Shore Boulevard und machen es uns zur Aufgabe, auf Schusters Rappen zum Meer zu laufen – da kommt Freude auf.
12.15 Uhr Dummerweise stellt sich uns bald ein Wachmann in den Weg und sagt, dass es nicht erlaubt ist, über die Absperrgitter zu klettern. Ich klopfe mir lachend auf die Schenkel und antworte, dass ich ein freier Bürger bin und das Recht habe, mich in diesem Land ohne Beschränkungen zu bewegen. Leider lässt der Neger nicht mit sich reden und informiert, dass Metro-Goldwyn-Mayer viel Geld investiert hat, um am Pier ungestört zu filmen.

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Ich stecke dem Wachmann Kleingeld zu

12.45 Uhr Obgleich ich dem Lackaffen etwas Kleingeld zustecke, bleibt er standhaft und fordert uns erneut auf, das Weite zu suchen. Letztendlich kommen wir dem Aufruf nach und entschliessen uns, mit dem Vierbeiner in “Tommy Bahama’s Grill & Bar” Restaurant einzukehren. Wir lassen uns an einem Tisch an der Glasfassade nieder und bestellen Caesar Salads (löblich: Cäsar Salate) sowie Tiger Shrimp Pasta (löblich: Tiger Garnelen Nudeln).
12.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, schimpfe ich wie ein Rohrspatz und erkläre meinen Begleitern, dass uns gerade das Grundrecht genommen wurde, angesehene Schauspieler zu beobachten. Frau Pontecorvo beruhigt mich redlichst und meint, dass Gaffen ganz bestimmt kein Grundrecht ist – papperlapapp.

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Ein herrlicher Blick aufs Meer

13.00 Uhr Nachdem sich mein Pulsschlag normalisiert hat, winke ich den Ober herbei und ordere als Nachspeise einen Eisbecher mit Sahne. Darüber hinaus komme ich auf das “Tommy Bahama” Unternehmen zu sprechen und gebe zu Protokoll, dass die Firma nicht nur Klamotten herstellt, sondern auch 12 Restaurants betreibt.
13.45 Uhr Während der Heimfahrt redet Sandra ohne Unterlass und sagt, dass sie am Abend mit John Avanzatti ein Tanzlokal besuchen wird. Ferner bringe ich heraus, dass die Maid morgen nach Tampa krusen wird, um einem Auftritt der Combo “ZZ Top” beizuwohnen – wo soll das noch hinführen.
14.30 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich mich mit letzter Kraft in die kleine Villa und bitte Sandra, mich während des Nachmittags nicht zu stören. Mein Hausgast nickt eifrig und bestätigt, dass sie sowieso gleich John Avanzatti treffen wird. Um endlich zur Ruhe zu kommen, ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und falle schnaufend ins Bett – das tut gut.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und fülle Dixons Napf mit ROYAL CANIN Trockenfutter auf. Anschliessend mache ich es mir auf der schattigen Terrasse bequem und schmökere in der Zeitung. Nebenher fällt mir auf, dass Sandra einen Aschenbecher auf dem Tisch stehen gelassen hat. Da ich Zigaretten in meinem kultivierten Zuhause nicht dulde, werfe ich die Plastikschale im hohen Bogen in die hochgewachsenen Mangrovensträucher.


Zigaretten – Pfui Teufel

16.30 Uhr Nachdem ich das Kreuzworträtsel gelöst und mit dem Vierbeiner Ball gespielt habe, kehre ich in die Küche zurück. Ich schwenke gesunde Butter in einer Pfanne und brate tiefgefrorene Fischstäbe an. Ausserdem backe ich würzige Kartoffelspalten im Ofen auf und zögere nicht, mir ein süffiges Budweiser zu genehmigen.
17.00 Uhr Just als ich meine Kehle durchspüle, stösst Sandra die Haustüre auf und sagt, dass sie ihre Geldbörse vergessen hat. Ich spähe neugierig nach draussen und werde auf Herrn Avanzatti aufmerksam. Weil mir das Wohl meiner Mieterin am Herzen liegt, winke ich den jungen Mann kurzerhand herein und fordere ihn mit Nachdruck auf, löblich zu sein und nicht mit Sandra zu schmusen.
18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Da ich nicht mehr der Jüngste bin, lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und schaue mir auf FOX die Nachrichten an.
19.00 Uhr Als die Wanduhr sieben Mal schlägt, wechsle ich auf den “Discovery Channel” und erfreue mich an einer neuen Episode der Serie “Destroyed In Seconds” (löblich: Zerstört in Sekunden). Ich lehne mich staunend zurück und sehe, wie ein Wirbelsturm Hochhäuser in Japan zum Einsturz bringt – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei unterhaltsamen Stunden schalte ich die Glotze ab und begleite den Rüden in den Garten. Danach lösche ich sämtliche Lichter und lege mich ins Bett. Gute Nacht.