08.00 Uhr Ich schrecke aus einem schönen Traum hoch und ärgere mich, weil Herr Booth zu früher Stunde den Rasen mäht. Entnervt werfe ich mir den Bademantel über und eile hinaus, um meinem Nachbarn die Leviten zu lesen. Als ich mich der Grundstücksgrenze nähere, bemerke ich, dass der Vietnamveteran nicht alleine im Garten arbeitet. Herr Booth wünscht mir einen guten Morgen und verzählt, dass Frau Melody auf Besuch ist. Ich begrüsse die Maid herzlich und erinnere mich, dass ich die 30jährige bereits im vergangenen Jahr kennen lernen durfte. Wie es sich gehört, tratsche ich mit dem Mädchen und bringe heraus, dass Frau Melody noch immer im “grossen Apfel” lebt und als Karikaturistin arbeitet – das ist phantastisch.
08.45 Uhr Weil ich mit meinen Verwandten zum Strand fahren möchte, verabschiede ich mich und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Unterdessen telefoniere ich mit Amanda und höre, dass wir uns um 11 Uhr im “Lowdermilk Park” treffen werden.
Ich fresse Zerealien
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten sitze ich am Küchentisch und lasse mir in Gesellschaft meines Haustieres knusprige KELLOGGS Flocken mit frischer Muh schmecken. Ausserdem beisse ich kraftvoll in ein Nutellabrot und zögere nicht, auch den Hund vom Brot abbeissen zu lassen. Weil es ihm schmeckt, tunke ich einen Kauknochen in die Haselnusskreme und fordere den Vierbeiner auf, sich das Schmankerl auf der Terrasse munden zu lassen.
10.30 Uhr Um meine liebe Familie nicht warten zu lassen, stelle ich das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und schicke mich an, Dixon zum Auto zu scheuchen. In einer halsbrecherischen Hochgeschwindigkeitsfahrt presche ich gen Westen davon und telefoniere während der Reise mit Edelbert. Als ich auf den Ausflug zu sprechen komme, seufzt der Professor laut und wirft ein, dass er leider nicht mitkommen kann. Mein Bekannter gibt sich deprimiert und unterbreitet, dass er gestern zu tief ins Glas geschaut hat – das ist ja allerhand.
11.00 Uhr Pünktlich erreiche ich die Parkanlage und registriere, dass sich meine Verwandten bereits am Strand tummeln. Ich wünsche meiner Familie einen guten Morgen und fordere Amanda mit erhobenem Zeigefinger auf, David nicht zu lange in der Sonne spielen zu lassen. James beruhigt mich sofort und sagt, dass er gestern ein Sonnenöl (auf englisch: Tanning Oil) mit Lichtschutzfaktor 200 gekauft hat – wie schön.
Wir vergnügen uns am Strand
11.45 Uhr Nachdem ich etwas Lotion auf meine Beine geschmiert habe, lasse ich mich neben meinem Bruder nieder und spähe auf den Ozean. Georg studiert währenddessen den Wirtschaftsteil in der Zeitung und plappert davon, dass er mit dem Gedanken spielt, seine NOKIA Aktien zu veräussern. Ich zucke mit den Schultern und antworte, dass ich auf Wertpapiere nichts gebe und einen Teil meines Vermögens in Goldmünzen investiert habe. Der erfolgreiche Bauunternehmer zieht an seiner Zigarre und unkt, dass Gold in naher Zukunft an Wert verlieren wird – wie unlöblich.
12.30 Uhr Während Maria mit David (8) und Hund Dixon spielt, entschliesse ich mich, mir die Füsse zu vertreten. Georg und James begleiten mich kurzerhand und lotsen mich unter Amandas skeptischen Blicken in eine einladende Strandgaststätte. Da meine Kehle ausgetrocknet ist, ordere ich eine Pitcher Coors Light (löblich: Coors Leicht) und lasse mich neben meinen Verwandten an der Bar nieder – da kommt Freude auf.
Eine kühle Halbe – das tut gut
13.00 Uhr Wir ölen unsere Hälse mit kräftigen Schlucken und tratschen über James ins Stocken geratene Gesangskarriere. Mein löblicher Neffe schmunzelt in einer Tour und behauptet, dass er als Studiomusiker gutes Geld verdient. Bei dieser Gelegenheit verweist der Bube auf ein neues Projekt und sagt, dass er mit Sam Dietz ein Dutzend Lieder komponiert hat und spätestens im Dezember eine neue Kompaktscheibe veröffentlichen wird – wie aufregend.
14.00 Uhr Nachdem wir Hamburger mit Kartoffelstäben (unlöblich: Fries) gegessen haben, kehren wir zu den Frauen zurück und werden Zeugen, wie sich Amanda mit David in die Fluten stürzt. Ich lasse die beiden nicht aus den Augen und gebe James zu verstehen, dass im Golf garstige Haie leben. Mein Neffe schlüpft lachend aus seinem T-Hemd und genehmigt sich ebenfalls ein kühles Bad.
14.45 Uhr Als ich das grosse Kreuzworträtsel in der Tageszeitung löse, meldet sich Maria zu Wort und kündigt an, dass sie am Abend mit Georg das Theaterstück “Gypsy” (löblich: Zigeuner) in der “Blackburn Hall” sehen wird. Ich rolle mit den Augen und entgegne, dass mich keine Tausend Pferde ins Theater bringen. Meine Schwägerin mustert mich skeptisch und sagt, dass ich von Kultur anscheinend keine Ahnung habe – wie unlöblich
15.30 Uhr Nach einem kleinen Nickerchen rücke ich meine Sonnenbrille zurecht und klage über das schwüle Wetter. Amanda gibt mir Recht und schlägt vor, dass wir unsere Zelte abbrechen sollten. Ich nicke eifrig und rufe laut nach Dixon. Das Haustier lässt nicht lange auf sich warten und freut sich, als ich einen letzten Schluck aus einer Dr. Pepper Getränkedose nehme und zum PS-strotzenden SUV deute.
Dr Pepper – das erfrischt ungemeint
16.00 Uhr Nachdem ich mich von meinen Liebsten verabschiedet habe, lasse ich den Motor aufheulen und gleite zufrieden nach Hause.
16.45 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und schiebe eine Pizza in den Backofen. Ausserdem zaubere ich einen farbenfrohen Salat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.
17.45 Uhr Nach der Mahlzeit sorge ich in der Küche für Sauberkeit und schleppe dann die Mülltüten zur Tonne. Dummerweise kommt Frau Pontecorvo daher und lotet aus, ob wir gemeinsam Fernsehschauen wollen. Ich willige ein und entkorke zur Feier des Tages eine Flasche Cristal Schaumwein.
18.30 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, schalten wir nach den FOX Nachrichten auf den Bezahlkanal “Showtime” um, wo just im Moment der Abenteuerfilm “The three Musketeers” (löblich: Die drei Musketiere) anläuft. Ich lehne mich zurück und erfreue mich an den nervenaufreibenden Abenteuern des Charles d’Artagnan.
21.00 Uhr Nach zweieinhalbstündiger Spitzenunterhaltung flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Weil ich müde bin und kaum noch die Augen aufhalten kann, begleite ich meine Nachbarin zur Türe und wünsche ihr angenehme Träume. Danach reguliere ich die Klimaanlage und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.