2. Juli 2014 – Brotzeit bei Herrn Wongler

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08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich habe ein schönes Lied der 31jährigen Ausnahmemusikerin Miranda Lambert im Ohr. Weil Morgenstund’ sprichwörtlich Gold im Mund hat, stehe ich auf und läute den Tag mit dem Frühsport auf der Terrasse ein.
08.30 Uhr Während Dixon freudig zum künstlich angelegten Teich rennt, bewässere ich das Petersilienbeet und tratsche mit Herrn Booth. Selbstverständlich komme ich auf meine anstehende Forschungsreise zu sprechen und informiere, dass ich in 10 Tagen nach Tokio ausfliegen werde. Der hochdekorierte Veteran ist hellauf begeistert und entgegnet, dass er im Zuge des Vietnamkriegs für einige Monate auf der “Yokota Air Base” stationiert war und die japanische Hauptinsel Honshū wie seine eigene Westentasche kennt.

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Bald geht’s los – Japan wir kommen

09.00 Uhr Als ich ins Haus zurückkehre und die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb nehme, stösst Frau Gomez die Haustüre auf. Meine Zugehfrau legt besonders schlechte Laune an den Tag und erzählt, dass sie am Nachmittag das Eigenheim eines 47jährigen Schriftstellers auf Vordermann bringen muss. Als ich genauer nachfrage, rückt die Perle mit der Wahrheit heraus und unterbreitet, dass der Heini seine Lebensgefährtinnen täglich wechselt und auch nicht davor zurückschreckt, splitternackt durch die Wohnung zu stolzieren – das ist ja allerhand.
09.30 Uhr Nachdem ich der Putzfrau geraten habe, das Schwein wegen sexueller Belästigung anzuzeigen, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück. Laut seufzend entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad und erinnere mich, dass ich zum Einkaufen fahren und Lebensmittel für meine Verwandten einkaufen muss.
10.30 Uhr Bevor ich jedoch das Haus verlasse, nehme ich in Gesellschaft der Reinigungsfachkraft eine kleine Mahlzeit ein. Ich labe mich an vitaminreichen KELLOGGS Flocken und teile Frau Gomez mit, dass ich vom 12. bis zum 19. Juli in Tokio sein werde. Meine Tischnachbarin nippt am Kaffeebecher und sagt, dass sie sich solche Luxusurlaube beim besten Willen nicht leisten kann.
11.00 Uhr Bei schweisstreibenden 91°F (32°C) lotse ich den Vierbeiner zum Auto und schicke mich an, zum PUBLIX Supermarkt zu krusen. Unterdessen rufe ich mir das Telefonat mit meiner Schwägerin ins Gedächtnis und lasse das Haustier wissen, dass ich neben Eiern und Gemüse auch Limonade für David kaufen muss.

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Ich schoppe bei PUBLIX ab

11.30 Uhr Kurz vor der Mittagszeit betrete ich die Markthalle und werfe allerhand Waren des täglichen Bedarfs in den Einkaufswagen. Um meinem 8jährigen Grossneffen etwas Gutes zu tun, wähle ich auch ein Sechserpack RED BULL sowie SNICKERS Schokoladenriegel aus. Danach schlendere ich zur Kasse und sehe mich gezwungen, der übergewichtigen Kassiererin knapp 90 Dollars auszuhändigen – wie unlöblich.

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Snickers sind sehr vitaminreich

12.30 Uhr Mit knurrendem Magen stelle ich die Einkaufstüten auf die Ladefläche des Chevrolets und rase zum Ferienhaus meiner Familie in den Lowbank Drive. Nebenher fröne ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das Vergnügen, schöne Lieder namhafter Landmusikanten zu hören.
13.15 Uhr Ich komme mit quietschenden Bremsen im Lowbank Drive zum Halten und freue mich, Herrn Wongler cadillacwaschend auf dem Nachbargrundstück anzutreffen. Der Tattergreis begrüsst mich überschwänglich und zögert nicht, mich zu einer Brotzeit auf seine Terrasse einzuladen. Ich nicke eifrig und flitze schnell in Georgs Villa, um die Lebensmittel in den Eiskasten zu stellen und sämtliche Fenster zu öffnen.
14.00 Uhr Nachdem ich im Haus nach dem Rechten gesehen habe, statte ich Herrn Wongler einen Besuch ab. Der alte Mann hat in der Zwischenzeit köstliche Sandwiches (löblich: Wurstbrote) vorbereitet und eiskaltes Bier bereitgestellt. Ich nehme einen grossen Schluck und erkläre Georges Nachbarn, dass meine Familie am Samstag nach Naples kommen wird.
15.00 Uhr Nach dem dritten Leichtbier reiche ich Herrn Wongler die Hand und ziehe es vor, den Heimweg anzutreten. Ich schliesse die Fenster im Ferienhaus und kruse dann gemächlich nach Hause.
15.45 Uhr Zurück in der kleinen Villa, stelle ich den PS-strotzenden SUV in der Garage ab und kann es kaum noch erwarten, eine ruhige Kugel zu schieben. Ich bette mich gähnend auf dem Kanapee zur Ruhe und döse schnell ein.
16.45 Uhr Nach sechzig Minuten erwache ich ausgeruht und nutze den späten Nachmittag, um meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nachzukommen. Sorgsam nehme ich Depeschen besorgter Eltern in Augenschein und animiere eine 43jährige Hausfrau aus Cloppenburg, ihrem Sohn (14) Lichtspielhausbesuche strikt zu untersagen.
17.30 Uhr Zu guter Letzt überprüfe ich die neuen Einträge im Gästebuch und gehe dann von der Leine. Anschliessend versorge ich den Rüden mit gesundem Trockenfutter und richte eine Wurstplatte an. Dazu gibt es Weissbrotschnitten sowie eine weitere Hopfenkaltschale aus dem Hause Anheuser-Busch – das schmeckt.

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Sehr süffig: BUDWEISER

18.15 Uhr Endlich habe ich die Hausarbeit erledigt und kann im Wohnzimmer die Beine hochlegen. Um stets auf dem Laufendem zu bleiben, schaue ich mir die Nachrichten an und bringe heraus, dass ein Tiefdruckgebiet am Wochenende für kühlere Temperaturen sorgen wird – wie schön.

19.00 Uhr Nach den FOX NEWS (löblich: Fuchs Nachrichten), wechsle ich auf den Bezahlsender HBO, wo just im Augenblick der Vorspann zum Kriminalfilm “Torment” über die Mattscheibe flimmert. Ich öffne eine Packung Lays Kartoffelchips und werde Zeuge, wie ein Ehepaar mit seinem siebenjährigen Sohn aufs Land fährt. Anstatt jedoch eine unbeschwerte Zeit im Grünen zu erleben, wird der Bube entführt – wie unlöblich.
21.00 Uhr Völlig verstört beende ich den Fernsehabend und eile mit dem Revolver im Anschlag durch die Villa, um sicherzustellen, dass sich keine Schwerverbrecher in meinem Zuhause tummeln. Danach rufe ich Dixon ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.