23. Juni 2014 – Eine Wanderung und Mini-Bikinis

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08.00 Uhr Der Wecker bimmelt und reisst mich aus einem schönen Traum. Wie es sich für einen rüstigen Rentner gehört, stehe ich augenblicklich auf und bemerke beim Blick nach draussen, dass es während der Nacht geregnet hat. Obgleich es sehr schwül ist, öffne ich die Terrassentüre und lasse Dixon in den Garten hinaus.
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik spähe ich besorgt auf meinen rechten Oberarm und erkenne, dass vom Zeckenbiss kaum noch etwas zu sehen ist. Ich atme tief durch und verabschiede mich in die Nasszelle, um meine Lebensgeister bei einem erfrischenden Wirbelbad zu wecken. Nebenher rasiere ich mir die Bartstoppeln ab und fasse den Entschluss, das Frühstück bei Frau Pontecorvo einzunehmen.
09.30 Uhr Nach dem Badespass ziehe ich ein modisches Hawaiihemd sowie eine Bermudahose an und statte meiner Nachbarin einen Besuch ab. Frau Pontecorvo freut sich und lotst mich plappernd ins klimatisierte Wohnzimmer. Ich lasse mich zungeschnalzend am Tisch nieder und erfreue mich an aufgeschnittenem Capocollo, vitaminreichen Rühreiern und Grits (auf deutsch: Griesbrei) – wie das duftet.

capocollo
Sehr vitaminreich: Capocollo

10.00 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, fragt mich meine Bekannte ganz genau aus und erkundigt sich, ob der Zeckenbiss noch schmerzt. Ich wische mir den Mund an einer Serviette ab und entgegne, dass ich dem Tode gerade noch von der Schippe gesprungen bin. Darüber hinaus mache ich meinen Ärger Luft und rechne vor, dass die Behandlung eine Stange Geld gekostet hat. Frau Pontecorvo nickt eifrig und sagt, dass sie demnächst auch einen Arzt aufsuchen und sich wegen ihrer Krampfadern behandeln lassen muss – wie furchtbar.
10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten nippe ich ein letztes Mal am Kaffeehaferl und kündige an, dass ich nun Hund Dixon etwas Auslauf verschaffen muss. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und bin mir sicher, dass der Gassigang bei diesen Rekordtemperaturen bestimmt kein Vergnügen werden wird. Als kleines Dankeschön hauche ich meiner Nachbarin ein Bussi auf die Wange und eile ruckzuck zum Auto.
11.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise komme ich mit quietschenden Pneus am “Lowdermilk Park” zum halten und lasse Dixon von der Ladefläche springen. Anschliessend schlendere ich zum Strand und stelle fest, dass heute besonders viele Badegäste vor Ort sind. Trotz der Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und schlüpfe aus den Flip Flops, um meine Füsse im kühlen Nass zu baden – das macht Spass.

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Diese Idylle muss man erlebt haben

12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit setze ich mich unter eine schattenspendende Palme und rufe kurzentschlossen bei Mieterin Sandra an. Das Kind meldet sich prompt und berichtet, dass am Abend spannende Fussballspiele im Fernsehen gezeigt werden. Die Maid redet ohne Unterlass auf mich ein und unterbreitet, dass just im Moment die Weltmeisterschaftspartie Niederlande gegen Chile angepfiffen wird. Ich seufze laut und lasse die Maid wissen, dass mir die WM in Brasilien gestohlen bleiben kann.


Ich sage Nein zur Fussball WM

12.45 Uhr Weil meine ausgetrocknete Kehle geölt werden muss, setze ich meine Wanderung fort und kehre mit dem Vierbeiner ins luxuriöse “Naples Beach Hotel” ein. Voller Vorfreude lasse ich mich an der Strandbar nieder und ordere beim Barmann ein lustiges Bud Light sowie panierte Chickenfingers (löblich: Hühnerfinger) mit Fritten – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
13.15 Uhr Während ich es mir schmecken lasse, bimmelt plötzlich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und ich sehe mich genötigt, mit Edelbert sprechen zu müssen. Der Professor nölt in einer Tour und erzählt, dass ihm ein Hexenschuss ins Kreuz gefahren ist. Ich mache mir die grössten Sorgen und biete dem schlauen Mann, sofort vorbeizukommen. Edelbert lehnt jedoch ab und sagt, dass er mittlerweile eine Salbe aufgetragen hat – wie schön.
14.00 Uhr Nach dem zweiten Bier beschere ich dem Kellner ein stattliches Trinkgeld und laufe schnaufend zum PS-strotzenden SUV zurück. Unterdessen nehme ich leichtbekleideten Frauenzimmer in Augenschein und werde sogar auf eine platinblonde Dame in einem Mini-Bikini aufmerksam – das ist ja allerhand.
15.00 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann es mir in der Wohnstube bequem machen. Ich lege die Beine hoch und döse bald ein, um von meiner bevorstehenden Reise nach Tokio zu träumen – das wird ein Spass.

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Bald fliege ich nach Japan

16.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und nehme spornstreichs am Schreibtisch platz. Auch heute kümmere ich mich um Anfragen besorgter Heimseitenbesucher und erfahre, dass viele Schüler in Deutschland bereits Ferien haben. Unter anderem klagt mir Frau Susanne K. aus Kiel ihr Leid und schreibt, dass ihr 15jähriger Sohn frühmorgens aus dem Haus geht, um sich an einem Badesee zu amüsieren. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und rate der armen Frau, ihrem Sohn die Leviten zu lesen – wo kämen wir denn da hin.
17.00 Uhr Nach getaner Arbeit gehe ich von der Leine und bereite das Abendessen vor. Um nicht stundenlang am heissen Herd stehen zu müssen, schiebe ich eine Fertigpizza ins Backrohr und bereite einen Tomatensalat zu. Danach köpfe ich eine Flasche Schaumwein und verzehre die Jause im Wohnzimmer – schmeckt gar nicht schlecht.
18.00 Uhr Nachdem ich die Küche geputzt habe, beginnt endlich der Feierabend. Ich rufe Hund Dixon ins Haus und schalte dann die Glotze ein. Um auf den neuesten Stand zu kommen, fröne ich den FOX Nachrichten und habe sogar das Vergnügen, eine Zwischenschau (unlöblich: Interview) mit Jürgen Klinsmann, seines Zeichens Übungsleiter der amerikanischen Fussballnationalmannschaft zu sehen.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Bezahlsender SHOWTIME und schaue mir zwei Episoden der neuen Gruselserie “Penny Dreadful” an. Dabei komme ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und sehe mich ins viktorianische London des Jahres 1880 versetzt.
21.00 Uhr Nach 120minütiger Spitzenunterhaltung beende ich den spannenden Fernsehabend und lasse Dixon noch einmal in den Garten hinaus. Anschliessend lösche ich das Licht und gehe zu Bett. Gute Nacht.