29. April 2014 – Frühstück bei Edelbert

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08.00 Uhr Ich rolle mich graziös aus dem Wasserbett und sehe, wie sich Dixon einen meiner Josef Seibel Hausschuhe schnappt. Selbstverständlich rufe ich den Frechdachs zur Ordnung und stelle klar, dass ich ihn bei weiteren Verfehlungen ins Tierasyl bringen werde – was muss ich denn noch alles ertragen.
08.15 Uhr Nach der Morgengymnastik setze ich mich schnaufend an den Heimrechner und segle auf die Internetzpräsenz meiner Hausbank. Ich überprüfe den Kontostand und bemerke, dass Expedia ein kleines Vermögen abgebucht hat. Seufzend schalte ich das Arbeitsgerät aus und lasse Dixon wissen, dass die Forschungsreise nach Japan knapp 3.000 Dollars gekostet hat. Angesichts der hohen Ausgaben muss ich wohl den Gürtel etwas enger schnallen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.

3000
3.000 Dollars für eine Japan Reise

08.45 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben. Ich läute den sonnigen Morgen mit einem Wirbelbad ein und nutze die himmlische Ruhe, um bei Edelbert anzurufen. Der Professor meldet sich nach dem dritten Tuten und erzählt, dass er gestern mit Herrn und Frau Satesh im Lichtspielhaus war, um die von Kritikern hochgelobte Komödie “The Grand Budapest Hotel” zu sehen. Bei dieser Gelegenheit bringt Edelbert ein gemeinsames Frühstück zur Sprache und lädt mich für 11 Uhr in seine Stadtwohnung ein – wie schön.
09.45 Uhr Um nicht zu spät zu kommen, beende ich den Badespass und schlüpfe in legere Freizeitkleidung. Anschliessend kämme ich mir die Haare und fasse den Entschluss, die “Biscotti Farrugia” Bäckerei anzusteuern.
10.30 Uhr Nachdem ich vitaminreiche Croissants (löblich: französische Hörnchen), Cannolis sowie lustige Profiteroles eingekauft habe, setze ich die Reise fort und finde mich bald vor Edelberts Wohnhaus wieder.

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Sehr vitaminreich: Cannoli

11.00 Uhr Pünktlich auf die Minute betätige ich die Klingel und werde herzlich hereingebeten. Wir machen es uns auf dem schattigen Balkon bequem und laben uns an den Backkreationen, schmackhaften Rühreiern sowie italienischem Parmaschinken – schmeckt gar nicht schlecht.

11.30 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, lässt mein Tischnachbar seinen gestrigen Lichtspielhausbesuch Revue passieren und plappert davon, dass “Grand Budapest Hotel” die Geschichte eines Concierge erzählt, der ein wertvolles Gemälde erbt. Ich winke gelangweilt ab und entgegne, dass ich mich gestern vor der Glotze amüsiert und im Japanreiseführer gelesen habe. Edelbert wird sogleich hellhörig und meint, dass wir grossen Spass im “Land der aufgehenden Sonne” haben werden. Ich nippe zustimmend am Kaffeebecher und belehre, dass Tokio um das Jahr 1457 von Fürst Ōta Dōkan gegründet wurde. Ausserdem verweise ich auf die kulinarischen Spezialitäten und berichte, dass die Asiaten gerne deftige Fleischeintöpfe sowie rohen Fisch verzehren – wie aufregend.
12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten verlassen wir Edelberts Wohnung und unternehmen einen Spaziergang entlang der 5th Avenue. Während Dixon unentwegt sein Beinchen hebt, tratschen wir über Tokio und können es gar nicht mehr erwarten, am 14. Juli ins renommierte Park Hotel einzutschecken und Admiral a.D. Friedbert Bürstenbinder wiederzusehen – das wird eine Gaudi.
13.15 Uhr Zu guter Letzt lade ich den schlauen Mann zu einem Weicheis ein und gebe zu Protokoll, dass ich nun nach Hause fahren und mir einen entspannten Nachmittag in der kleinen Villa gönnen werde. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und kündigt an, während der Nachmittagsstunden Wäsche waschen zu wollen.
14.15 Uhr Zuhause angekommen, steige ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln und bette mich in der guten Stube zur Ruhe. Ich döse bald ein und sehe mich im Traum auf die verstaubten Pfade des Appalachian Trails versetzt.

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Entlang des Appalachian Trails

15.15 Uhr Leider wird mein Nickerchen zeitnah durch einen Telefonanruf gestört. Ich nehme das Gespräch gähnend an und bin überrascht, Georg dran zu haben. Mein Bruder wünscht mir einen guten Tag und erkundigt sich, ob ich im Juli wirklich nach Tokio ausfliegen werde. Ich nicke eifrig und erörtere, dass es ein grosser Wunsch war, durch die wunderschönen Parks der Stadt zu flanieren. Georg seufzt laut und sagt, dass er sich entschlossen hat, den Juli in Naples zu verbringen. Ich zucke mit den Schultern und erwidere, dass ich den Flug mittlerweile gebucht habe und ihn ganz bestimmt nicht mehr stornieren werde. Bei dieser Gelegenheit bringe ich Hund Dixon ins Spiel und frage meinen Bruder, ob er während meiner Abwesenheit auf den Vierbeiner aufpassen kann. Georg stimmt prompt zu und meint, dass es ein Vergnügen werden wird, mit dem vierbeinigen Rabauken Gassi zu sehen – das ist phantastisch.
16.15 Uhr Im Anschluss brühe ich frischen Bohnentrunk auf und setze mich an den Schreibtisch. Mit flinken Fingern navigiere ich durchs Internetz und studiere Anfragen besorgter Eltern. Unter anderem rate ich einer Mutter (55) aus Paderborn, ihrem Sohn Konzertbesuche zu verbieten – wo kämen wir denn da hin.
17.00 Uhr Danach schalte ich die neuen Einträge im beliebten Gästebuch frei und gehe von der Leine, um das Abendessen vorzubereiten. Da ich keinen grossen Hunger habe, erwärme ich Buttergemüse in der Pfanne und brate mir ein kleines Schweineschnitzel heraus – wie gut das duftet.

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Die beste Nachrichtensendung: FOX NEWS

18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb genommen haben, mache ich es mir fernsehschauend im Wohnzimmer gemütlich. Ich folge gespannt den FOX Nachrichten und fröne ausserdem einer Quizshow (löblich: Ratesendung) namens “Hot Button” (löblich: heisses Knopf) – da kommt Spannung auf.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: beste Fernsehzeit) schalte ich auf den Bezahlsender HBO um, wo just im Augenblick der Vorspann zur Serie “Game of Thrones” läuft. Obgleich ich mir nichts aus phantastischen Heldensagen mache, lehne ich mich budweiserschlürfend zurück und tauche in die Welt von drallen Burgfräuleins und feuerspeienden Drachen ein. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Nach drei Folgen tippe ich mir an die Schläfe und schalte entnervt ab. Anschliessend rufe ich Dixon ins Haus und gehe ins Bett. Gute Nacht.