07.45 Uhr Der Wecker klingelt und läutet den letzten Januartag ein. Ich wackle zufrieden mit den Zehen und bemerke, dass es im Schlafzimmer unangenehm kühl ist. Um einen genaueren Überblick zu bekommen, schaue ich auf das Aussenthermometer und erfahre, dass die Quecksilberanzeige auf 48°F (9°C) abgefallen ist – wie unlöblich.
08.15 Uhr Weil es viel zu kalt ist, um an der frischen Luft die Morgengymnastik zu absolvieren, lockere ich in der guten Stube meine Muskeln. Ausserdem stelle ich die Klimaanlage aus und erkläre Dixon, dass der Wetterdienst für das Wochenende eine Kaltfront angekündigt hat – das hat gerade noch gefehlt.
08.45 Uhr Vor dem Frühstück lasse ich die Seele bei einem heissen Wirbelbad mit Eukalyptusöl baumeln. Bei dieser Gelegenheit telefoniere ich mit Edelbert und gebe zu Protokoll, dass sich an meinem Küchenfenster Eisblumen gebildet haben. Der Professor erklärt mich für verrückt und sagt, dass er mir gegen 10 Uhr einen Besuch abstatten wird – das soll mir Recht sein.
09.45 Uhr Just als ich mich in eine frisch gewaschene WRANGLER Tschiens und ein langärmliges Holzfällerhemd zwänge, klingelt es an der Pforte. Ich winke Edelbert gutgelaunt herein und unterbreite, dass ich angesichts der kalten Witterung keinen Schritt vor die Türe machen werde. Mein Bekannter nickt eifrig und hilft mir, die wichtigste Mahlzeit des Tages vorzubereiten.
10.30 Uhr Während wir Rühreier mit Speck sowie brühfrischen Bohnentrunk geniessen, erzähle ich von meinem gestrigen Filmabend und lobe den Sergio Leone Western “Todesmelodie” über den Schellenkönig. Mein Tischnachbar gibt mir Recht und erörtert, dass besagter Film zu der sogenannten “Amerika Trilogie” des weltbekannten Regisseur zählt. Darüber hinaus lerne ich, dass der Klassiker als Fortsetzung des Lichtspielhauserfolges “Spiel mir das Lied vom Tod” zu verstehen ist – wie aufregend.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten machen wir es uns in der Wohnstube gemütlich und werden Zeugen, wie plötzlich ein Wolkenbruch niedergeht. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und bin mir ziemlich sicher, dass es spätestens am Abend schneien wird. Edelbert seufzt laut und greift zur Tageszeitung, um sich über das Finalspiel der diesjährigen NFL Saison schlau zu machen. Der gute Mann schwärmt in den höchsten Tönen und meint, dass wir den “Super Bowl” auf meiner Grossbildleinwand verfolgen könnten – das ist keine schlechte Idee.
Das Super Bowl Finale am 2. Februar 2014
11.45 Uhr Wenig später klopft Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und bittet um Einlass. Meine Nachbarin ist ganz aus dem Häuschen und unkt, dass uns womöglich eine Sintflut bevorsteht. Ich schlage entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und stelle klar, dass wir den Katastrophenschutz informieren sollten. Edelbert wirkt beruhigend auf mich ein und sagt, dass der Regen in Bälde nachlassen wird.
12.30 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, eile ich mit Hund Dixon im Schlepptau in die Küche und mache es mir zur Aufgabe, einen gemischten Salat vorzubereiten. Darüber hinaus verfrachte ich drei TOMBSTONE Tiefkühlpizzas ins Backrohr und lasse meine Gäste wissen, dass wir in dreissig Minuten essen können.
13.00 Uhr Als ich den Tisch mit dem besten Geschirr eindecke, lässt der Regen endlich nach. Ich atme tief durch entkorke eine Flasche Weisswein aus dem sonnigen Kalifornien.
13.45 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Schaumkaffees und lustigen Donuts abgerundet haben, erhebt sich der Professor vom Küchentisch und meint, dass er nun zur Buchhandlung seines Vertrauens fahren und sich mit Lesestoff eindecken wird. Auch meine Nachbarin verabschiedet sich und kündigt an, bei ihrer verrückten Freundin Blanche in Jacksonville anzurufen – das soll mir Recht sein.
14.00 Uhr Ich werfe die Haustüre ins Schloss und ziehe es vor, das Küchenfenster zu öffnen und mich aufs Kanapee fallen zu lassen. Dixon tut es mir gleich und gönnt sich ebenfalls ein kleines Nickerchen.
Meine praktische Schwarzbeere
15.00 Uhr Leider wird die Ruhe zeitnah durch das Schellen der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) gestört. Zu allem Überfluss meldet sich Mieterin Sandra und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie am Wochenende einen Flug nach Fort Myers buchen wird. Obgleich ich Einspruch einlege, lässt das Kind nicht mit sich reden und kündigt sein Kommen für Anfang April an – was muss ich denn noch alles ertragen.
15.30 Uhr Ich beende das Telefonat und setze mich spornstreichs an den Schreibtisch, um meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nachzukommen. Deprimiert rufe ich Depeschen besorgter Erziehungsberechtigter ab und sehe mich genötigt, einer Frührentnerin aus Mannheim zu helfen. Frau Tina R. (57) schreibt, dass ihre Tochter (34) aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen ist und sich in eine Wohngemeinschaft eingemietet hat. Ich fackle nicht lange und mache Frau R. auf den Umstand aufmerksam, dass ihre Tochter sicher bald mit gefährlichen Drogen in Kontakt kommen wird. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, verweise ich auf die berüchtigte “Kommune 1” und schreibe, dass sämtliche Mitglieder dieser politisch motivierten Gemeinschaft in der Gosse gelandet sind.
16.30 Uhr Nachdem ich weitere Briefe über den grossen Teich gesendet habe, gehe ich von der Leine und unternehme mit dem Vierbeiner einen Spaziergang durchs Wohngebiet – da kommt Freude auf.
17.15 Uhr Im Anschluss kümmere ich mich um das Abendessen und erwärme den Inhalt einer Suppendose auf dem Kochfeld. Zur italienische Gemüsesuppe (unlöblich: Minestrone) lasse ich mir köstliches Weissbrot und ein gesundes Bier aus dem Hause Anheuser Busch munden.
18.00 Uhr Nach der Hausarbeit beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich lege im Wohnzimmer die Beine hoch und fröne den FOX Nachrichten (unlöblich: FOX NEWS). Da ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, schalte ich auf AMC um und gebe mich dem lustigen Spielfilm “Hangover” hin, der von einem aus dem Ruder gelaufenen Junggesellenabschied erzählt.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich die Glotze aus und rufe Dixon ins Haus. Danach lösche ich sämtliche Lichter und gehe ins Bett. Gute Nacht.