28. Januar 2014 – Ich schwinge den Malerpinsel

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08.00 Uhr Ich hüpfe ausgelassen aus dem Bett und erkläre Dixon mit erhobenem Zeigefinger, dass es heute viel zu tun gibt. Weil der Rüde seine Ohren spitzt, lotse ich ihn ins Esszimmer und erläutere, dass ich die Zimmerdecke streichen werde. Als ich zum Farbkübel deute, macht der Vierbeiner prompt kehrt und rennt in den Garten.
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik lasse ich mich am Küchentisch nieder und lausche dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Ausserdem verzehre ich mehrere Weisbrotscheiben (unlöblich: Toast) mit Erdbeermarmelade und erfahre, dass gestern die amerikanische Folkmusiklegende Pete Seeger im Alter von 94 Jahren gestorben ist – wie traurig.

09.00 Uhr Da ich während der Malerarbeiten sowieso schmutzig werde, verzichte ich auf ein Wirbelbad. Stattdessen ziehe ich mich bis auf die Unterhose aus und mache es mir zur Aufgabe, die Schutzplane über das Mobiliar zu werfen. Danach klebe ich die Wände mit dem Kreppband ab und vergesse auch nicht, die Leiter aus der Garage zu holen. HEUREKA – an mir ist wirklich ein Malermeister verloren gegangen.

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Lustiges Kreppband aus dem Baumarkt

09.30 Uhr Just als ich die Farbe anrühre, stattet mir Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Meine Nachbarin mustert mich skeptisch und lotet aus, warum ich die Umgebung mit ohrenbetäubender Musik beschalle. Ich bitte die kleine Frau herein und informiere, dass ich gleich in die Hände spucken und das Esszimmer renovieren werde. Mein Gast kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und meint, dass es angebracht wäre, bei der Arbeit Kleidung anzuziehen – papperlapapp.
10.15 Uhr Nachdem ich mit der Dame Kaffee getrunken habe, verabschiede ich sie per Handkuss und greife zur Farbrolle. Während aus dem Radio wunderschöne Lieder dröhnen, schwinge ich gekonnt den Pinsel und kann es kaum noch erwarten, Morgen in einem frisch renovierten Zimmer das Abendessen einzunehmen.
11.00 Uhr Nach nicht einmal fünfundvierzig Minuten mache ich den letzten Pinselstrich und steige dann völlig verschwitzt von der Leiter. Ich atme tief durch und entschliesse mich, nach dem Stress eine kühle Halbe auf der schattigen Terrasse zu trinken.

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Ein kühles Bier – das tut gut

11.30 Uhr Dummerweise gesellt sich nach wenigen Augenblicken Herr Booth an die Grundstücksgrenze und plappert ohne Unterlass. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und lasse den Vietnamveteran wissen, dass ich heute die komplette Villa renoviert habe. Der Mann macht grosse Augen und erwidert, dass er demnächst auch den Baumarkt ansteuern und Holzpaneele für die Terrasse besorgen muss.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und zögere nicht, die Abdeckplane zu entsorgen und den Farbeimer sicher zu verschliessen. Unterdessen läuft Dixon durch die Wohnstube und animiert mich, mit ihm zu spielen – was muss ich denn noch alles ertragen.
13.00 Uhr Wenig später bimmelt das Telefon und ich habe das zweifelhafte Vergnügen, mit Edelbert plaudern zu müssen. Mein Bekannter lässt seinen Zahnarztbesuch Revue passieren und setzt mich darüber in Kenntnis, das sich der Mediziner entschlossen hat, einen seiner Backenzähne zu überkronen. Ich zucke gelangweilt mit den Schultern und unterbreite, dass ich wichtigeres zu tun habe und das Gespräch nun beenden werde.
13.30 Uhr Ich entspanne mich bei einem prima Wirbelbad und nutze die himmlische Ruhe, um mit dem iPad elektronische Depeschen abzurufen. Unter anderem schreibt Sandra, dass sie gestern mit der Personalscheffin des KVR gesprochen und Urlaub im April beantragt hat. Ferner bringe ich heraus, dass das Kind immer noch mit dem Gedanken spielt, mich im Frühling zu besuchen – wie unlöblich.
14.15 Uhr Nachdem ich legere Freizeitkleidung angezogen habe, mache ich mich in der Küche nützlich und brate köstliche Schweinswürstel im heissen Butterschmalz an. Dazu gibt es vitaminreichen Kartoffelbrei sowie Sauerkraut aus dem WINN DIXIE Supermarkt – schmeckt gar nicht schlecht.
15.00 Uhr Ganz nach dem Sprichwort “Nach dem Essen sollst du Ruh’n oder Tausend Schritte tun”, lege ich mich aufs Kanapee und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meinem weihnachtlichen Aufenthalt am Lake Simcoe – das war ein Spass.

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Lake Simcoe im Dezember 2013

16.00 Uhr Ich öffne redlichst ausgeruht die Augen und setze mich kaffeegeniessend an den Schreibtisch. Obwohl ich heute hart geschuftet habe, gebe ich mich der Anschnurseelsorge hin und sehe mich genötigt, verzweifelten Erziehungsberechtigten Ratschläge zu erteilen. Danach nehme ich die neuen Einträge im Gästebuch in Augenschein und verfasse eine Grussbotschaft an meinen Bruder.
17.00 Uhr Da mein Magen eigenartige Knurrlaute von sich gibt, eile ich in die Küche und bereite unter den fordernden Blicken meines Haustieres das Abendessen zu. Ich koche fachmännisch Nudelwasser auf und zaubere im Handumdrehen ein schmackhaftes Nudelgericht mit Pesto aus dem Glas – wie gut das duftet.
17.45 Uhr Nach der Jause fülle ich Dixons Napf mit Royal Canin Trockenfutter auf und animiere ihn, kraftvoll zuzubeissen. Währenddessen schliesse ich das Fenster im Esszimmer und registriere, dass ich die Decke perfekt gestrichen habe – das soll mir erst mal einer nachmachen.

18.30 Uhr Im Anschluss strecke ich im Wohnzimmer die Beine aus und nehme den Flachbildschirm in Betrieb. Wie es sich gehört, informiere ich mich auf FOX über die aktuellen Geschehnisse und lerne, dass in Thailand schon wieder Tausende auf die Strassen gegangen sind, um gegen die Regierung zu demonstrieren – das ist ja allerhand.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf AMC um und fröne den finalen Episoden der preisgekrönten Gruselserie “The Walking Dead” (löblich: Der wandelnde Tod). Darüber hinaus lese ich, dass das Fernsehspiel am 10. Februar 2014 mit weiteren Episoden fortgesetzt wird – wie schön.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich ab und begleite Dixon durch den Garten. Danach lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.