25. September 2013 – Im englischen Garten

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich werde durch laute Musik aus einem schönen Traum gerissen. Gähnend reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und erkläre Dixon, dass Edelbert ein Freund der klassischen Musik ist. Während sich der Vierbeiner unter der Bettdecke verkriecht, eile ich ins Wohnzimmer und werde Zeuge, wie sich der Professor an seiner Musikanlage zu schaffen macht. Edelbert deutet auf eine Kompaktscheibenhülle und sagt, dass es nichts schöneres geben kann, als Wolfgang Amadeus Mozarts kleine Nachtmusik zu hören – papperlapapp.

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Doris Stock zeichnete Herrn Mozart anno 1799

08.30 Uhr Um keinen Gehörsturz zu riskieren, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem Vollbad baumeln. Bei dieser Gelegenheit telefoniere ich mit Hildegard und erkläre, dass ich sie am Samstag besuchen werde. Meine Schwester bricht in Tränen aus und schlägt vor, dass ich einige Tage bleiben könnte.
09.30 Uhr Während Dixon im Garten spielt, nehme ich in Edelberts Gesellschaft das Frühstück ein. Ich labe mich an Rühreiern und bringe einen Ausflug in die Landeshauptstadt zur Sprache. Der schlaue Mann überlegt nicht lange und sagt, dass wir einen Spaziergang durch den Englischen Garten unternehmen könnten – das ist phantastisch.
10.15 Uhr Nachdem Dixon etwas Trockenfutter gefressen hat, greife ich zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lasse es mir nicht nehmen, bei der örtlichen Taxizentrale anzurufen. Ich stelle mich als Reinhard Pfaffenberg vor und beauftrage die Telefonistin, ein luxuriöses Taxi in den Haselnussweg zu entsenden.
10.45 Uhr Wenig später fährt ein nagelneuer VW Sharan vor und ein zuvorkommender Schoffeur wünscht uns einen guten Morgen. Wir fackeln nicht lange und bitten den Heini, uns schnellstmöglich nach München zu kutschieren. Ausserdem deute ich zum Radio und stelle klar, dass ich kein Interesse an ohrenbetäubender Felsenmusik habe. Der freundliche Herr hilft Dixon auf die Ladefläche und wechselt prompt auf das Qualitätsprogramm von ARABELLA. Danach krusen wir entspannt in Richtung Landeshauptstadt davon und haben während der Ausfahrt das Vergnügen, an der ALLIANZ Arena vorbeizukommen – wie aufregend.

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Ein Taxi mit Lederausstattung

11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten lässt uns der Knecht vor dem “Wirtshaus zur Brez’n” aussteigen. Da mein Magen knurrt, entschliessen wir uns, kurzerhand einzukehren und an einem Fenstertisch Platz zu nehmen. Wenige Augenblicke später sehen wir uns mit einer übergewichtigen Bedienung konfrontiert und können süffiges Weissbier, deftige Kartoffelsuppe und Almschnitzel mit Bergkäse und Kasspatzn ordern – wie das duftet.
12.30 Uhr Als ich zur Gabel greife, schellt das Handtelefon besonders laut. Zu allem Überfluss meldet sich Admiral a.D. Bürstenbinder in der Leitung und lässt uns wissen, dass er sich auf der Wiesn einen Rausch antrinken möchte. Ich schaue auf meine Armbanduhr und antworte, dass wir uns gegen halb Vier im Augustiner Biergarten treffen können.
13.15 Uhr Nach einem Rentnereisbecher verlassen wir das gutbesuchte Gasthaus und laufen bei strahlendem Sonnenschein in den Englischen Garten, um Hund Dixon etwas Auslauf zu verschaffen.

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Der Chinesische Turm im Englischen Garten

13.30 Uhr Als wir plaudernd den Chinesischen Turm passieren, werden wir plötzlich auf eine Kameramannschaft aufmerksam. Ich stelle einen zigaretterauchenden Kabelträger zur Rede und bringe heraus, dass das ZDF in der grössten Parkanlagen der Welt einen Kriminalfilm dreht. Achselzuckend setzen wir unsere Wanderung fort und sind einstimmig der Meinung, dass wir nicht als Komparsen an einer durch GEZ-Zwangsgebühren finanzierten Produktion teilnehmen wollen.
14.45 Uhr Nach einer Stunde finden wir uns an der Münchner Freiheit wieder. Edelbert hält Infos bereit und erzählt, dass der ehemalige Feilitzschplatz anno 1946 im Gedenken an die Widerstandsgruppe “Freiheitsaktion Bayern” in “Münchner Freiheit” umbenannt wurde. Ich nicke zustimmend und lotse Edelbert und Hund Dixon zu einem Taxi. Der schnauzbärtige Fahrer stellt sich jedoch quer und sagt, dass er keinen Hund befördern wird. Ich zeige dem Deppen mit Migrationshintergrund den Vogel und steige kurzerhand in eine andere elfenbeinfarbene Limousine ein.
15.30 Uhr Wegen des dichten Verkehrs erreichen wir das Oktoberfestgelände erst nach einer halben Ewigkeit. Ich rolle mit den Augen und sehe mich genötigt, dem Taxifahrer ein kleines Vermögen auszuhändigen – wie unlöblich.
16.00 Uhr Mit kurzer Verspätung treffen wir Friedbert im Augustiner Biergarten und freuen uns, auch Frederik von Braustein begrüssen zu können.
16.30 Uhr Wie es sich gehört, winken wir eine Bedienung herbei und bestellen kühle Massen sowie ein lustiges Jausenbrettl für vier Personen. Während wir bayerische Schmankerl essen und mit den Bierkrügen anstossen, komme ich auf den morgigen Tag zu sprechen und verkünde, dass ich Familie Omariba einen Besuch abstatten werde. Der ehemalige Seefahrer wischt sich den Bierschaum aus dem Bart und sagt, dass Herr Omariba mittlerweile der CSU beigetreten ist und im kommenden Jahr für einen Posten im Stadtrat kandidieren wird.

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Herr Omariba ist der CSU beigetreten – wie aufregend

17.15 Uhr Weil sich dunkle Wolken am Himmel zusammenbrauen, trinken wir die zweite Mass aus und ringen uns dazu durch, Admiral Bürstenbinder und Herrn Braustein auf Wiedersehen zu sagen. Um nicht in einen Platzregen zu geraten, rennen wir mit Dixon zur Schwanthalerstrasse und hüpfen in ein Taxi. Ruckzuck fahren wir nach Hause und hören vom Fahrer, dass er von der Wiesn bald genug hat und sich einige freie Tage gönnen wird – wie schön.
18.15 Uhr Zurück im Haselnussweg, machen wir uns in die Küche nützlich und backen im Ofen zwei RISTORANTE Fertigpizzas auf. Dazu gibt es farbenfrohe Beilagensalate mit Rotweinessig und echtem Olivenöl aus Italien.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit machen wir es uns in der Wohnstube gemütlich und schauen uns auf dem Privatsender “München TV” einen aufschlussreichen Bericht über das Oktoberfest an – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden reiche ich die Fernbedienung an den Professor weiter und verabschiede mich ins Bad. Zu guter Letzt stelle ich mir ein Glas Wasser ans Bett und lege mich schlafen. Gute Nacht.