29. April 2013 – Mit Hausgästen hat man es nicht leicht

pfaffenbergkl

07.30 Uhr Eine neue Woche beginnt und ich höre Frau Pontecorvo in der Küche mit dem Geschirr klappern. Um einen genauen Überblick zu bekommen, hüpfe ich aus dem Gästebett und sehe nach dem Rechten. Die kleine Frau begrüsst mich überschwänglich und sagt, dass sie sich für meine Gastfreundlichkeit revanchieren und einen Kuchen backen wird – jaja.
08.00 Uhr Just als ich Hund Dixon einen Kaukochen ins Maul stecke, deutet Frau Pontecorvo zum Deckenventilator und unterbreitet, dass auf den Blättern fingerdick Staub liegt. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich eine leistungsstarke Klimaanlage besitze und den Ventilator nie einschalte. Trotzdem bleibt die Perle stur und sagt, dass sie nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages die Küche auf Vordermann bringen wird.
08.30 Uhr Während ich in der Wirbelbadewanne liege und mich wasche, bimmelt plötzlich das NOKIA Handtelefon. Edelbert meldet sich im Rohr und gibt zu Protokoll, dass er von einer Sommergrippe geplagt wird. Als ich meinem Bekannten anbiete, im Laufe des Vormittages vorbeizukommen, bedankt er sich artig und sagt, dass es schlauer wäre, im Bett zu bleiben – das soll mir auch Recht sein.
09.30 Uhr Frisch in Schale geworfen kehre ich in die Küche zurück und bemerke, dass die Pontecorvo mittlerweile den Tisch gedeckt hat. Die Frau rückt mir einen Stuhl zurecht und serviert Pfannkuchen mit CLOVER CREST Sirup. Darüber hinaus plappert die gute Seele ohne Unterlass und macht mich darauf aufmerksam, dass Handwerker in ihrem Zuhause den Fussboden erneuern. Ich beisse kraftvoll zu und höre, dass die Instandsetzungsarbeiten am Donnerstag abgeschlossen sein werden – das will ich doch hoffen.
10.30 Uhr Da mein Gast unentwegt tratscht, ziehe ich es nach dem Frühstück vor, meine NY YANKEES Kappe aufzusetzen und das Weite zu suchen. Ich helfe Dixon auf den Rücksitz des SUV und fahre die MOBILE Tankstelle an der Immokalee Road an, um den Chevrolet waschen zu lassen.

nykappe

11.15 Uhr Als ich radiohörend in die Waschstrasse gleite, erfahre ich auf WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land), dass zwischen dem 3. und 5. Mai ein Musikfest in Tampa stattfindet. Der Moderator überschlägt sich vor Freude und kündigt an, dass am 5. Mai nicht nur Kix Brooks und Josh Thompson, sondern auch Gary Allan auf der Bühne des “Funshine Music Festival” pörformen wird – das ist prima.
11.45 Uhr Nach dem Tankvorgang rase ich ins Zentrum und telefoniere erneut mit Edelbert. Natürlich komme ich auf das Konzertspektakel zu sprechen und lote aus, ob ich zwei Eintrittskarten besorgen soll. Der Professor hustet in einer Tour und antwortet, dass es ein Vergnügen wäre, Gary Allan zu sehen – wie wahr.
12.15 Uhr Nachdem ich das Auto vor dem “Mercato Shopping Center” abgestellt habe, eile ich in die klimatisierte Markthalle und suche den “Concert Ticket Shop” (löblich: Konzertkarten Geschäft) im ersten Stock auf. Ich fackle nicht lange und bitte die übergewichtige Dame, zwei Billetts für das “Funshine Music Festival” herauszurücken. Die Verkäuferin macht sich sogleich ans Werk und fordert mich auf, 115 Dollars zuzüglich Steuern zu bezahlen – wenn sich die Preisschraube weiter dreht, muss ich wohl bald ins Armenhaus umziehen.
13.00 Uhr Im Anschluss kehre ich ins “BRAVO! Cucina Italiana” Gasthaus ein und labe mich an “Meatball Manicottis” (löblich: Fleischballen Manicottis) und süffigem Eistee. Selbstverständlich gebe ich dem Vierbeiner etliche Nudeln ab und bitte den Kellner, eine Schüssel Wasser zu kredenzen.
13.45 Uhr Weil zuhause Frau Pontecorvo wartet, entschliesse ich mich, es mir im begrünten Innenhof bequem zu machen. Ich verschränke die Arme vor der Brust und lasse mein Haustier wissen, dass es keinen Spass macht, mit einem Frauenzimmer unter einem Dach zu leben – was muss ich denn noch alles ertragen.
15.00 Uhr Nachdem ich die Naples Daily News (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) ausgelesen und ein Eis gegessen habe, laufe ich verschwitzt zum Auto. Ruckzuck fahre ich vom Parkplatz und kruse ziellos durch die Innenstadt. Nebenher fröne ich den stimmungsvollen Klängen der aktuellen Gary Allan Kompaktscheibe und kann es kaum noch erwarten, in sechs Tagen ein Konzert des Künstlers zu sehen – das wird eine Gaudi.

drpepper

16.00 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, treffe ich Frau Pontecorvo im Wohnzimmer an. Die Perle schuftet hart und schimpft, weil ich eine Dose Dr. Pepper Brause auf dem Tisch stehen gelassen habe. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, verabschiede ich mich ins Gästezimmer und bette mich zur Ruhe.
17.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und gehe Anschnur. Neben Dutzenden Depeschen besorgter Erziehungsberechtigter, finde ich im Posteingang auch mehrere Dankschreiben vor. Herr Kurt P. (33) aus Kiel bedankt sich für den Appalachian Trail Reisebericht und schreibt, dass er 2014 den Pfad ebenfalls abwandern wird.
18.00 Uhr Nachdem alles abgearbeitet ist, nehme ich die Einträge im beliebten Gästebuch in Augenschein. Dummerweise kommt just in diesem Moment Frau Pontecorvo daher und informiert, dass wir nun das Abendessen auf der fliegenvergitterten Terrasse einnehmen können.
18.30 Uhr Während ich ein Hühnerbrustfilet in Pilzsauce verzehre, kommt meine Tischnachbarin auf den Fernsehabend zu sprechen und lotet aus, ob wir den Spielfilm “Amelie” (auf deutsch: Die fabelhafte Welt der Amélie) auf CBS anschauen wollen. Da ich Frauenfilme nicht leiden kann, schüttle ich den Kopf und erwidere, dass mir der Gusto nach einem Kriminalfilm steht. Bevor Frau Pontecorvo antworten kann, schiebe ich mir den letzten Bissen in den Mund und eile ins Wohnzimmer, um das DVD Abspielgerät einzuschalten.

http://www.youtube.com/watch?v=USG0wDSdbrY

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit geben wir uns der spannenden Hollywoodproduktion “Heat” hin, der aus dem Leben des Gangsters Neil McCauley erzählt. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und werde Zeuge, wie der Ganove einen Bankraub plant und sich mit der Polizei eine blutige Schiesserei liefert – wie schön.
21.45 Uhr Nach knapp dreistündiger Spitzenunterhaltung reiche ich die Fernbedienung an Frau Pontecorvo weiter. Danach scheuche ich Dixon durch den Garten und ziehe mich ins Gästezimmer zurück. Gute Nacht.