20. Februar 2013 – Auf Wiedersehen Toronto

pfaffenbergkl

07.30 Uhr Der Wecker klingelt und ich hüpfe gutgelaunt aus dem Bett. Während Dixon mit der Rute wedelt, trete ich ans Fenster und strecke mich ausgiebig. Nebenbei erzähle ich dem Vierbeiner, dass uns James am Nachmittag zum “Lester B. Pearson” Flughafen bringen wird. Ich seufze laut und kündige an, dass wir uns gegen 16 Uhr in einem Luft Kanada (unlöblich: Air Canada) Stahlvogel wiederfinden und nach Florida ausfliegen werden.
09.15 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten ziehe ich den Reissverschluss meines Rollkoffers zu und geselle mich zu meinen Verwandten, um mir das letzte kanadische Frühstück schmecken zu lassen. Bei dieser Gelegenheit plaudern wir angeregt und vereinbaren, dass wir das Mittagessen auswärts einnehmen sollten. Georg gibt sich uns als Feinschmecker zu erkennen und sagt, dass er einen Tisch im “Auberge Du Pommier” reserviert hat – wie schön.
10.15 Uhr Nach dem Frühstück folge ich meinem Bruder in die Bibliothek und spreche ihn bezüglich seines nächsten Abstechers nach Florida an. Der Gute zündet sich eine dicke Zigarre an und meint, dass er spätestens Mitte März nach Naples kommen wird, um unseren Verwandten Robert Pfaffenberg zu treffen. Ich versorge Georg mit Infos und erwähne, dass ich den Lenzmonat womöglich gar nicht in Florida verbringen werde. Zudem gebe ich zu Protokoll, dass ich mit Edelbert den Appalachian Trail von seinem Ursprung im Springer Mountain bis zum Mount Katahdin in Maine abwandern möchte. Mein Gegenüber hat nur Hohn und Spott über und mutmasst, dass wir am ersten Tag schlapp machen werden – papperlapapp.
11.15 Uhr Als der Minutenzeiger meiner goldenen ROLEX auf Viertel nach 11 deutet, klatscht Georg in die Hände und führt uns zum JEEP. Wir verladen das Reisegepäck auf die Ladefläche und fahren zügig zur 6 Kilometer entfernten Gaststätte. Georg kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und sagt, dass er uns nach dem Mittagessen zu den Kindern bringen wird – wie schön.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit betreten wir das noble “Auberge Du Pommier” und werden von einem gestriegelten Ober zu einem Ecktisch geführt. Der hochnäsige Knecht füllt die Gläser mit Tafelwasser auf und kredenzt Dixon etwas angebratenes Rindfleisch. Ich bedanke mich und werfe prüfende Blicke in die Mittagskarte. Anstatt aus Hunderten nummerierten Gerichten auswählen zu können, finde ich lediglich drei Hauptgerichte und zwei Vorspeisen vor. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und ordere Muscheln nach Art des Hauses.
12.45 Uhr Während wir die Meeresfrüchte kosten, berichten meine Verwandten, dass der Küchenchef zu den besten Köchen auf dem nordamerikanischen Kontinent zählt. Ich tunke etwas Knoblauchbrot in die Weissweinsauce und entgegne, dass man in der Pizzeria “La Casareccia” viel besser isst.
13.30 Uhr Nachdem Georg die Rechnung beglichen hat, fahren wir in den Stadtteil Markham weiter. Ich spähe auf meine Uhr und lasse meinen Bruder wissen, dass unser Flieger in zweieinhalb Stunden starten wird. Der gute Mann beruhigt mich redlichst und meint, dass wir den Direktflug nach Fort Myers bestimmt nicht verpassen werden.
14.00 Uhr Wir werden von den Kindern herzlich begrüsst. Während Edelbert mit Amanda tratscht, werfe ich die Koffer in James Auto. Darüber hinaus dränge ich den Buben zur Abfahrt und vergesse auch nicht, meinen Liebsten Lebewohl zu sagen.

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View of Toronto skyline from Toronto Harbour
Bild: John Vetterli

14.45 Uhr Nach einer Hochgeschwindigkeitsfahrt passieren wir das Willkommensschild des “Lester B. Pearson” Flughafens. James parkt den SUV vor dem International Terminal und ist so freundlich, uns zum AIR CANADA Schalter zu begleiten. Ich wische mir mit dem Handrücken über die Stirn und gebe der Dame hinter dem Tresen zu verstehen, dass wir eine lange Odyssee hinter uns haben. Die kleine Frau händigt uns lächelnd die Einsteigekarten aus und sagt, dass der Flieger wenige Minuten Verspätung haben wird – das ist wieder typisch.
15.30 Uhr Nachdem wir Dixon in eine Transportbox verfrachtet haben, schütteln wir James Hand und sichern zu, Morgen aus Naples anzurufen.
16.00 Uhr Völlig erschöpft finde ich mich im hinteren Teil des AIRBUS 320 ein und kann den Abflug kaum noch erwarten. Edelbert nörgelt währenddessen in einer Tour und setzt mich darüber in Kenntnis, dass ihm die Muscheln wie Steine im Magen liegen – wo soll das noch hinführen.
16.30 Uhr Nach 30 Minuten erhebt sich das Flugzeug in die Lüfte. Ich atme tief durch und ziehe es vor, die Augen zu schliessen und etwas zu dösen. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
18.30 Uhr Just als ich mich im Traum am zugefrorenen Lake Simcoe stehen sehe, stösst mich Edelbert in die Seite und behauptet, dass ich fast zwei Stunden geschlafen habe. Ausserdem erfahre ich, dass sich mein Bekannter in der Zwischenzeit drei Whiskeys bestellt hat und sich wie neugeboren fühlt. Ich nicke eifrig und ordere ebenfalls einen hochprozentigen Trunk aus Tennessee – schmeckt gar nicht schlecht.
19.30 Uhr Endlich setzt der Stahlvogel auf der Landebahn des “Southwest Florida International Airport” auf. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, laufe ich mit dem Handgepäck zum Ausgang. Obgleich mich eine vorlaute Flugbegleiterin auffordert, auf die Mitreisenden Rücksicht zu nehmen, lasse ich mich beirren und verlasse als einer der ersten Passagiere die Maschine.
20.15 Uhr Nachdem wir Hund Dixon abgeholt haben, schlendern wir ins Hauptgebäude und sehen uns mit Frau Pontecorvo konfrontiert. Die Dame reicht uns die Hand und sagt, dass sie seit zwei Stunden auf uns wartet. Danach lotst uns die kleine Frau zum Auto und prescht mit durchdrehenden Pneus gen Süden davon. Nebenbei löchert uns Frau Pontecorvo mit Fragen und wir sehen uns genötigt, den Urlaub in allen Einzelheiten Revue passieren zu lassen.
21.00 Uhr Ich stosse die Pforte zur kleinen Villa auf und stelle wohlwollend fest, dass Frau Gomez heute zugegen war, um den Haushalt auf Vordermann zu bringen. Da sich Dixon kaum noch auf den Beinen halten kann, stelle ich den DELSEY Rollkoffer im Gang ab und animiere den Vierbeiner, ins Wasserbett zu hüpfen und sich einzurollen. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich dann ebenfalls schlafen. Gute Nacht.

Ein lustiger AIR CANADA AIRBUS 320 landet auf dem Lester B. Pearson Flughafen: