25. Mai 2018 – Gifteinsatz im Lowbank Drive

08.00 Uhr Ich werde durch ein stimmungsvolles Lied der “Little River Band” geweckt und hüpfe sofort aus dem Bett. Wie es sich gehört, schüttle ich die Bettdecke auf und animiere Hund Dixon, mich an die frische Luft zu begleiten. Natürlich folgt mir der Rüde aufs Wort und nimmt sich das Recht heraus, zum Teich zu traben. Währenddessen lockere ich meine Glieder und stimme das lustige Lied von der “launischen Forelle” an.


Hund Dixon ist brav

08.30 Uhr Nachdem ich die Sitzgelegenheiten auf der schattigen Terrasse zurecht gerückt habe, kehre ich ins Haus zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Um für gute Stimmung zu sorgen, fordere ich das Amazon ECHO Gerät auf, die kleine Villa mit handgemachter Landmusik zu beschallen – das macht Spass.
09.30 Uhr Weil mein Magen knurrt, beende ich den Badespass und schlendere in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Ruckzuck nehme ich die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb und schütte dann vitaminreiche KELLOGGS Zerealien in eine Porzellanschüssel. Darüber hinaus zaubere ich Rühreier mit Speck und vergesse auch nicht, zwei lustige Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) in den Röster (unlöblich: Toaster) zu stecken.
10.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und meine ausgetrocknete Kehle öle, klingelt plötzlich das Telefon und ich habe das Vergnügen, mit Prof. Kuhn sprechen zu können. Mein Bekannter wünscht mir einen schönen Morgen und lädt mich ein, ihn in die Buchhandlung seines Vertrauens zu begleiten. Da ich keine Lust habe, mich schlauen Büchern hinzugeben, erteile ich Edelbert eine Absage und merke an, dass ich zum Ferienhaus meiner Verwandten krusen werde. Der Professor wird sogleich hellhörig und erwidert, dass er den geplanten Stadtbummel verschieben und mich stattdessen im Lowbank Drive treffen wird – das soll mir Recht sein.
10.30 Uhr Mit vollem Magen scheuche ich das Haustier zum PS-strotzenden SUV und schicke mich an, mit durchdrehenden Pneus vom Grundstück zu rasen. Um schneller voran zu kommen, setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und schrecke auch nicht davor zurück, die Lichthupe zum Einsatz zu bringen. Nebenher fröne ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das grosse Glück, eine neue Komposition aus dem aktuellen Willie Nelson Studioalbum “Last Man Standing” zu hören.


Das Ferienhaus im Lowbank Drive

11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf elf Uhr zugeht, erreiche ich mein Ziel und freue mich, Edelbert vor dem Anwesen anzutreffen. Ich reiche dem schlauen Mann die Hand und gebe zu Protokoll, dass Georg und Maria höchstwahrscheinlich Sonntag in Naples eintreffen werden. Edelbert nickt zustimmend und beteuert, dass wir unbedingt die Klimaanlage einstellen und im Feriendomizil meines Bruders für Sauberkeit sorgen sollten. Ich stimme prompt zu und krame den Zweitschlüssel aus meiner Hosentasche.
11.45 Uhr Während sich Dixon im Garten vergnügt, sehe ich in der Küche nach dem Rechten und stelle mit grosser Sorge fest, dass über die Küchenzeile bissige Feuerameisen krabbeln. Edelbert macht grosse Augen und belehrt, dass diese Gattung ursprünglich aus Südamerika stammt und sich seit einigen Jahrzehnten auch in den Vereinigten Staaten breitmacht. Weil die Viecher Allergien auslösen können, zücke ich die praktische Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lasse es mir nicht nehmen, bei der örtlichen “Pest Defense” (löblich: Schädlingsabwehr) Fachfirma anzurufen. Die Telefonistin notiert sich meine Angaben und verspricht, dass alsbald ein Schädlingsbekämpfer vor Ort sein wird – wie beruhigend.
12.30 Uhr Kurz nach dem Zwölfuhrläuten haben wir den Wohnzimmerboden gewischt und machen es uns zur Aufgabe, mit dem Kescher zu hantieren und abgefallene Blätter, Palmwedel sowie anderen Tand aus dem Schwimmbecken zu fischen. Währenddessen wischt Edelbert die Liegestühle mit einem nassen Lappen ab und unterbreitet, dass wir anschliessend zum Supermarkt krusen und Lebensmittel besorgen sollten. Ich schüttle mit dem Kopf und antworte, dass Georg viele Millionen auf dem Konto hat und selbst zum Einkaufen fahren kann.


Der Schädlingsbekämpfer ist vor Ort

13.30 Uhr Nach getaner Arbeit nehme ich am Terrassentisch Platz und atme tief durch. Leider wird die Ruhe alsbald durch lautes Klingeln gestört. Missmutig stapfe ich zur Pforte und sehe mich mit einem Heini in einer knallroten Latzhose konfrontiert. Der Knecht begrüsst mich herzlich und stellt sich uns als Mitarbeiter der “Pest Defense” Firma vor. Ich bitte den Mann spornstreichs herein und merke an, dass sich eine Ameisenkolonie in der Küche eingenistet hat. Der Fachmann fackelt nicht lange und sagt, dass er gegen die Feuerameisen harte Geschütze auffahren muss – das kann ja heiter werden.
14.00 Uhr Ferner vernehmen wir, dass wir uns während des Gifteinsatzes unter keinen Umständen im Haus aufhalten sollten. Ich zucke mit den Schultern und lasse Edelbert wissen, dass ich fix und foxi bin und nach Hause fahren werde. Zuvor überreiche ich dem Schädlingsbekämpfer den Hausschlüssel und bitte ihn, den Schlüsselbund nach getaner Arbeit bei Herrn Wang im Nachbarhaus abzugeben – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
15.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, fresse ich ein reichbelegtes Wurstbrot und lege dann die Füsse auf dem Kanapee hoch. Bereits nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und sehe mich im Traum ins verschneite Kanada versetzt – das war eine Gaudi.
16.00 Uhr Nach dem Schläfchen deute ich zur Haustüre und rufe Dixon auf, mit mir Spazieren zu gehen. Gutgelaunt schlendere ich durch das Wohngebiet und registriere, dass sich in der Zwischenzeit Gewitterwolken vor die Sonne geschoben haben. Trotzdem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und wandere kurzerhand zum La Playa Golfplatz – das macht Spass.


Mein Zuhause unter Palmen

17.00 Uhr Just als es zu Regnen beginnt, treffe ich wieder zu Hause ein und schlüpfe aus den Kuhjungenstiefeln. Um nicht Hunger leiden zu müssen, richte ich mir eine kalte Platte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo, würzigem Cheddar Käse und Gewürzgurken auf dem Glas an – das schmeckt.
18.00 Uhr Redlichst gestärkt mache ich es mir in der guten Stube bequem und lausche während der FOX Abendnachrichten den Regentropfen, die gegen die Fensterscheiben hämmern. Ausserdem rufe ich auch im fernen Kanada an und plaudere angeregt mit meinem Bruder. Als ich auf den angekündigten Floridaurlaub meiner Liebsten zu sprechen komme, beruhigt mich Georg und belehrt, dass er den für Sonntag geplanten Abflug kurzfristig auf kommenden Mittwoch verschieben musste – wie schade.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf FX und fröne den ersten beiden Folgen der siebten “American Horror Story” Staffel. Ich staune Bauklötze und stelle fest, dass die Produzenten diesmal Donald Trumps Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr zum Thema gemacht haben – wie unlöblich.
21.00 Uhr Ein spannender Fernsehabend geht zu Ende und ich reguliere die Klimaanlage. Anschliessend streiche ich Dixon über den Kopf und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.