30. Januar 2017 – Ein sauberes Wohnmobil

08.00 Uhr Der vorletzte Januartag bricht an und ich fühle mich blendend. Weil die Sonne vom Himmel lacht, hüpfe ich spornstreichs aus dem Bett und läute den Montag mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Nebenher blicke ich skeptisch zum Terrassentisch und komme angesichts eines überquellenden Aschenbechers zu dem Schluss, dass mein Hausgast schon wieder Zigaretten gequalmt hat – wo soll das noch hinführen.


Bitte nicht rauchen

08.30 Uhr Missmutig trage ich den Aschenbecher in die Küche und werfe die stinkenden Stumpen in den Müll. Anschliessend poche ich an die Gästezimmertüre und rufe Sandra auf, die Finger von den Zigaretten zu lassen. Das Kind will jedoch nicht hören und bittet mich, die Kaffeemaschine einzustellen.
09.00 Uhr Wenig später präsentiert sich das Kind in einem T-Hemd und einer abgeschnittenen Tschiens und plappert, dass sie nun mit dem FORD BRONCO ans Meer krusen wird. Bevor ich mich versehe, leert die Maid ihren Kaffeebecher und beteuert, dass sie zum Mittagessen zurück sein wird. Ich seufze laut und ziehe mich in die Nasszelle zurück, um mich bei einem Wirbelbad zu entspannen.


Ford Bronco – mein Zweitwagen

10.00 Uhr Just als ich mich am Spiegel einfinde und meine Haare kämme, klingelt es an der Pforte. Natürlich sehe ich nach dem Rechten und freue mich, Prof. Kuhn vor der Villa anzutreffen. Der gute Mann hält mir eine Tüte mit frischen Backwaren aus der Biscotti Farrugia Bäckerei vors Gesicht und meint, dass er einen Kaffee vertragen könnte. Ich winke Edelbert zuvorkommend herein und zögere nicht, zwei Tassen aus dem Schrank zu holen. Anschliessend stibitze ich mir ein Cannoli aus der Tüte und gebe zu Protokoll, dass Sandra zum Strand gekrust ist. Edelbert zuckt mit den Schultern und macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass der WINNEBAGO noch immer vor meinem Haus steht. Ich gebe dem schlauen Mann Recht und unterbreite, dass wir den Vormittag nutzen sollten, um das Ungetüm in den Lowbank Drive zu bringen.


Das Ferienhaus im Lowbank Drive

11.00 Uhr Nachdem ich etliche mit Erdbeeren und Sahne gefüllte Teigrollen gefressen habe, fülle ich Wasser in einen Kübel und folge Edelbert nach draussen. Mein Bekannter schleppt währenddessen den Staubsauger zum Wohnmobil und nimmt sich das Recht heraus, nicht nur den Wohnbereich, sondern auch die Sitze zu saugen.
11.30 Uhr Unterdessen schwinge ich den Lappen und bringe die Frontscheibe auf Hochglanz. Darüber hinaus tratsche ich mit Edelbert und erinnere, dass meine Verwandten im März nach Florida ausfliegen werden. Prof. Kuhn ist beigeistert und mutmasst, dass die Leute dann bestimmt eine Ausfahrt im TRAVATO unternehmen werden.


Das Wohnmobil blitzt wieder

12.30 Uhr Als der Zeiger meiner ROLEX auf halb Eins zugeht, beenden wir die Arbeit. Ich lasse den Autoschlüssel elegant am Finger kreisen und weise auf die Tatsache hin, dass nun die Zeit gekommen ist, um den WINNEBAGO zum Ferienhaus zu bringen. Der Professor nickt eifrig und hüpft in seinen JEEP, um gemächlich in Richtung Westen davonzufahren. Ich folge Edelbert in gebührendem Abstand und fröne dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – was kann es schöneres geben.
13.15 Uhr Am Ziel angekommen, parke ich das Fahrzeug gekonnt auf Georgs Einfahrt und freue mich, Herrn Wongler zu sehen. Der alte Knacker staunt Bauklötze und erkundigt sich, ob ich meine kleine Villa verkauft habe und nun in diesem Mobile Home (löblich: mobilen Zuhause) lebe. Selbstverständlich schüttle ich den Kopf und stelle klar, dass sich mein Bruder diesen TRAVATO gegönnt hat. Georgs Nachbar ist begeistert und lädt uns ein, ihm beim Mittagessen Gesellschaft zu leisten – das lassen wir uns nicht zweimal sagen.
13.45 Uhr Wir nehmen hungrig auf Herrn Wonglers Terrasse platz und machen uns über köstliche Wurstbrote her. Ferner löschen wir unseren Durst mit süffigem Budweiser und geben vor, dass wir das Weihnachtsfest in Toronto verbracht und anschliessend das Wohnmobil nach Florida überstellt haben. Herr Wongler reibt sich die Hände und entgegnet, dass es ein Vergnügen ist, durch die Vereinigten Staaten zu krusen und sich den Fahrtwind durchs Haar wehen zu lassen – das kann man laut sagen.
14.45 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Heimreise anzutreten. Wir verabschieden uns händeschüttelnd und gleiten dann in Edelberts PS-strotzenden Geländewagen in Richtung Willoughby Drive davon. Mein Bekannter beschleunigt das KFZ auf schwindelerregende 40 Meilen pro Stunde und kündigt an, dass er anschliessend in der Stadt bummeln und sich mit neuen Bücher eindecken wird – das soll mir auch Recht sein.


Mein Zuhause unter Palmen

15.15 Uhr Zuhause angekommen, treffe ich Sandra dösend im Garten an. Wie es sich gehört, fülle ich Hund Dixons Napf mit Trockenfutter auf und falle dann selbst aufs Kanapee, um die Seele baumeln zu lassen – das tut gut.
16.15 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, rolle ich mich vom Sofa und leiste Sandra an der frischen Luft Gesellschaft. Während Dixon Nachbarshund Joey besucht, plaudere ich mit der Maid und bringe heraus, dass sie sich am Abend mit Carol Wang bei “Wendy’s” treffen wird – wie schön.
17.00 Uhr Als ich in die Küche schlendere, flitzt Sandra ins Gästezimmer und brezelt sich auf. In der Zwischenzeit gebe ich italienische Langnudeln in einen Topf und biete dem Mädchen an, dass sie gerne zu Hause essen kann. Sandra will davon nichts wissen und wünscht mir einen schönen Abend – das ist wieder typisch.


Es gibt italienische Langnudeln zum Abendessen

18.00 Uhr Redlist gestärkt nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und verabschiede mich dann in den Feierabend. Gähnend schalte ich die Glotze ein und informiere mich auf FOX über die Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Filmkanal HBO und gebe mich der Serie “Vinyl” hin, die von einem drogensüchtigen Schallplattenmenetschers im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) erzählt.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden flimmert der Abspann der Pilotsendung auf die Mattscheibe. Ich drücke beherzt auf den “OFF” (löblich: AUS) Knopf der Fernbedienung und bin mir sicher, dass ich mir die folgenden 9 Teile bestimmt nicht anschauen werde. Zu guter Letzt rufe ich den Vierbeiner ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.