15. Dezember 2016 – Reisevorbereitungen

07.45 Uhr Obgleich ich erst in vier Tagen nach Toronto ausfliegen werde, stehe ich zeitig auf und mache es mir zur Aufgabe, warme Winterkleidung aus dem Schrank zu holen. Während Dixon grosse Augen macht, nehme ich die gefütterte Winterjacke in Augenschein und informiere, dass uns in Kanada eiskalte Temperaturen erwarten werden.
08.15 Uhr Neben ein Dutzend Hemden, zwei Krawatten, Kniestrümpfen und Unterwäsche, lege ich ausserdem meinen Smoking samt Fliege in den DELSEY Hartschalenkoffer. Danach schlendere ich badebemäntelt in die Garage, um die Mondstiefel (unlöblich: Moonboots) vom Regal zu nehmen. Ruckzuck verstaue ich auch die Schneesschuhe im Koffer und komme zu dem Schluss, dass kaum noch Platz für die Weihnachtsgeschenke bleibt. Um nicht mit leeren Händen in Ontario anzukommen, ringe ich mich dazu durch, auch die Reisetasche hervorzuholen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.


Die Mondstiefel dürfen nicht fehlen

08.00 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde rolle ich den Koffer in den Gang und scheuche Dixon nach draussen. Bei angenehmen 76°F (24°C) lockere ich meine eingerosteten Glieder und nehme mir ausserdem das Recht heraus, meiner Nachbarin freundlich zuzuwinken. Frau Pontecorvo wünscht mir ebenfalls einen schönen Morgen und lädt mich ein, in einer Stunde nach nebenan zu kommen – das lasse ich mir nicht zweimal sagen.
08.15 Uhr Weil man sich nicht ungewaschen an einen Esstisch setzen darf, verabschiede ich mich nach dem Frühsport in die Nasszelle. Wie es sich gehört, lasse ich mir ein prima Wirbelbad einlaufen und nutze die Gelegenheit, um mit Edelbert zu telefonieren. Mein Bekannter gibt sich jedoch kurzangebunden und sagt, dass er gleich zum Frisör gehen und sich aufsteilen lassen wird – wie schade.
09.15 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab und werde mit einem Gläschen Schaumwein begrüsst. Natürlich proste ich Frau Pontecorvo redlichst zu und erwähne, dass ich während der Morgenstunden mein Reisegepäck zusammengestellt habe. Die Perle nickt eifrig und erinnert, dass sie sich bereits in zwei Tagen in Richtung Jacksonville verabschieden wird. Ich zucke mit den Schultern und lasse mich am Frühstückstisch nieder, um mich über köstliche Rühreier mit Speckstreifen herzumachen.


Wir schlürfen Schaumwein

10.00 Uhr Während ich mir die wichtigste Mahlzeit des Tages schmecken lasse, bringe ich die Abreise am kommenden Montag zur Sprache und stelle klar, dass ich Herrn Wang anrufen und ihn bitten muss, uns zum Flughafen zu bringen. Meine Nachbarin gibt mir Recht und meint, dass sie in vier Tagen längst bei ihrer Freundin in Jacksonville sein wird. Ich seufze laut und schenke mir etwas Kaffee nach – schmeckt gar nicht schlecht.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, lege ich das Besteck beiseite und mache die Gastgeberin auf den Umstand aufmerksam, dass der Vierbeiner nun Gassi gehen möchte. Frau Pontecorvo zeigt Verständnis und wünsche mir einen schönen Nachmittag.
11.30 Uhr Während wir durch das Wohngebiet spazieren, lasse ich mir die Sonne auf den Kopf scheinen und denke daran, dass ich in den nächsten Wochen auf wärmende Sonnenstrahlen leider verzichten muss. Trotz alledem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und überquere die Immokalee Road. Wenig später stehe ich vor der “Pelican Larry’s Raw Bar & Grill” Wirtschaft und entschliesse mich, eine kurze Pause einzulegen.
12.00 Uhr Der Wirt begrüsst mich überschwänglich und zögert nicht, mich zu einem Bier einzuladen. Darüber hinaus ordere ich einen Cheeseburger und gebe zu Protokoll, dass das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf. Herr Larry schlägt in die gleiche Kerbe und gibt die Bestellung lachend an das Küchenpersonal weiter.
12.45 Uhr Ich spüle meinen trocknen Hals mit köstlichem Hopfensaft durch und lasse den Wirt wissen, dass ich das diesjährige Weihnachtsfest bei meiner Familie im Toronto verbringen werde. Herr Larry winkt demonstrativ ab und beteuert, dass ihm Weihnachten gestohlen bleiben kann – wie unlöblich.
13.30 Uhr Nachdem ich die Zeche bezahlt und Herrn Larry alles Gute gewünscht habe, mache ich mich auf den Heimweg. Auf halbem Weg statte ich dem “Circle K” Supermarkt einen kurzen Besuch ab, um Softgetränke (unlöblich: Softdrinks) sowie ein Pfund Äpfel zu kaufen.


Mein Zuhause unter Palmen

14.15 Uhr Zuhause angekommen, lasse ich Dixon von der Leine und freue mich auf ruhige Stunden in der kleinen Villa. Ruckzuck falle ich aufs Kanapee und döse prompt ein – das tut gut.
15.15 Uhr Redlichst ausgeruht schwinge ich mich vom Kanapee und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Auch heute helfe ich leidgeprüften Menschen aus ausweglosen Situationen und rate, sich von der verlotterten Jugend nicht alles gefallen zu lassen – wo kämen wir denn da hin.
16.15 Uhr Nach sechzig Minuten gehe ich von der Leine und genehmige mir auf der Terrasse ein kühles Bier. Unterdessen rufe ich bei meinem Bruder an und bringe heraus, dass es am Ontariosee bitterkalt ist. Ausserdem kündigt Georg grossspurig an, dass er am Abend das “Air Canada Centre” besuchen und sich die Eishockeypartie zwischen den Toronto Maple Leafs” und den “Arizona Coyotes” anschauen wird – das soll mir auch Recht sein.
17.00 Uhr Zu guter Letzt wünsche ich Georg viel Vergnügen und beende das Telefonat. Danach schiebe ich eine Pizza ins Backrohr und zaubere einen farbenfrohen Beilagensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.


Pizza – schmeckt wirklich prima

18.00 Uhr Nach dem Abendessen rufe ich Dixon herein und gehe zum gemütlichen Teil des langen Tages über. Unter anderem schaue ich mir die FOX Nachrichten an und gebe mich ausserdem einer lehrreichen Ruf-Herein-Schau (unlöblich: Call-In Show) hin – da kommt Freude auf.
19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, wechsle ich zur Hauptfernsehzeit auf den Bezahlsender AMC, wo just im Augenblick der spannende Krimi “Dirty Harry” anläuft. Ich lehne mich bierschlürfend zurück und tauche in die Abenteuer eines Inspektors ein, der einen brutalen Serienmörder zur Strecke bringen muss – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden schalte ich die Glotze aus und unternehme mit Dixon einen letzten Rundgang durch den Garten. Im Anschluss reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.