08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und stelle fest, dass ich bereits morgen um 16 Uhr in einem Stahlvogel sitzen und nach Deutschland ausfliegen werde. Weil es noch viel zu tun gibt, hüpfe ich spornstreichs aus dem Bett und scheuche Hund Dixon an die frische Luft.
08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik hinter mich gebracht habe, stelle ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine ein und erzähle dem Haustier, dass bald Georg, Maria, Frau Pontecorvo und Edelbert zum Frühstück vorbeikommen werden. Um den lieben Leuten etwas besonders zu bieten, hole ich die mit Quark gefüllten Neapolitanos aus dem Eiskasten und breite eine farbenfrohe Tischdecke über dem Esstisch aus.
Die Schwarzbeere schrillt
09.00 Uhr Im Anschluss verschwinde ich im Bad und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Just als ich mir eigene Gedanken bezüglich der bevorstehenden Abreise mache, schellt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) besonders aggressiv. Zu allem Überfluss meldet sich Sandra und berichtet, dass wir am Sonntag von Admiral a.D. Bürstenbinder am Flughafen abgeholt werden. Das Kind kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und unterbreitet, dass der verrückte Seefahrer deswegen einen VW Bus anmieten will – wie unlöblich.
10.00 Uhr Kopfschüttelnd steige ich aus der Wanne und mache es mir zur Aufgabe, den Bohnentrunk in eine Kanne zu giessen und gesunde Wurstwaren sowie Käse auf einem Porzellanteller anzurichten. Wenig später treffen auch schon meine lieben Verwandten im Willoughby Drive ein und überraschen mich mit frischen Semmeln aus der Biscotti Farrugia Italienbäckerei – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
10.45 Uhr Nachdem auch Frau Pontecorvo und Prof. Kuhn zu uns gestossen sind, fülle ich die Kaffeehaferl mit brauner Brühe auf und berichte, dass uns Friedbert mit einem VW Bus vom Franz-Josef-Strauss Flughafen abholen wird. Edelbert macht grosse Augen und mutmasst, dass unser gemeinsamer Bekannter bestimmt eine grosse Willkommensfeier ausrichten wird – das kann ja heiter werden.
Mein schönes Zuhause unter Palmen
11.30 Uhr Während sich die Gäste über die köstlichen Jause hermachen, wende ich mich meinem Bruder zu und erkundige mich nach James. Georg seufzt laut und entgegnet, dass sein Stammhalter derzeit unzählige Konzerte in der kanadischen Provinz Ontario spielt. Bevor ich antworten kann, zückt mein Tischnachbar sein strahlendes Handtelefon und präsentiert eine elektronische Aufstellung sämtlicher Termine. Ich überfliege die Liste wissbegierig und bringe heraus, dass James Combo “Northstar” am heutigen Abend in der Kleinstadt Dryden am Wabigoon See pörformen wird. Maria schlägt in die gleiche Kerbe und setzt mich darüber in Kenntnis, dass für den Spätsommer auch Auftritte in Georgia und Florida geplant sind – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
James neue Kompaktscheibe
12.15 Uhr Zur Mittagszeit verlagern wir unser Treffen auf die schattige Terrasse und stossen mit eiskaltem Veuve Clicquot Schaumwein an. Maria prostet mir redlichst zu und möchte wissen, wie lange wir in Bayern bleiben werden. Edelbert zuckt mir den Schultern und wirft ein, dass wir höchstwahrscheinlich erst zum Monatsende nach Florida zurückkehren werden. Bei dieser Gelegenheit kommt mein Bekannter auf seine Immobilie im Haselnussweg zu sprechen und beteuert, dass er einen Makler mit der Vermietung des Objekts beauftragen muss – wie schön.
Edelberts Zuhause im Haselnussweg
13.00 Uhr Da ich noch meine Koffer packen muss, lotse ich die lieben Leute zur Haustüre und erkläre Georg, dass er uns Morgen gegen 13 Uhr zum Flughafen kutschieren muss. Schlussendlich werfe ich die Pforte ins Schloss und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass ich mit zwei Koffern verreisen werde. Missmutig führe ich meine Nachbarin ins Schlafzimmer und deute auf den Kleiderberg, den ich gestern aus dem Schrank geräumt habe. Die Perle nimmt die Klamotten argwöhnisch in Augenschein und rät, den Smoking nicht mitzunehmen.
13.30 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, verfrachte ich die Anziehsachen in den Rollkoffer und nehme mir ausserdem das Recht heraus, den Kulturbeutel, zwei Paar Schuhe, mein praktisches Apfel (unlöblich: Apple) iPad sowie das Amazon Kindle Lesegerät in eine Reisetasche zu packen.
14.15 Uhr Nachdem ich den Reisepass, Flugschein und ein Bündel Bargeld auf den Küchentisch gelegt habe, serviere ich Frau Pontecorvo einen brühfrischen Kaffee und beauftrage sie, in regelmässigen Abständen die Topfpflanzen in der kleinen Villa zu giessen. Darüber hinaus verweise ich auch auf das Petersilienbeet und stelle klar, dass Mitte Mai die nächste Ernte ansteht. Frau Pontecorvo schenkt mir ein Lächeln und sichert zu, das Haus sowie den Garten nicht aus den Augen zu lassen – wie beruhigend.
Frau Pontecorvo muss nach der Petersilie sehen
15.00 Uhr Als endlich Ruhe und Frieden Einzug gehalten haben, rufe ich Dixon ins Haus und falle fix und foxi aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und sehe mich im Traum in meine alte Heimat versetzt.
16.00 Uhr Da es sich nicht gehört, den ganzen Nachmittag zu verschlafen, rapple ich mich auf und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Mit flinken Fingern navigiere ich durchs Internetz und studiere Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher. Natürlich gebe ich auch Ratschläge ab und animiere die Erziehungsberechtigten, mit der jungen Generation nicht zu zimperlich umzugehen.
17.00 Uhr Zum Abschluss der Beratungsstunde schalte ich noch die neuen Einträge im Gästebuch frei und nehme meine persönliche Korrespondenz in Augenschein. Danach eile ich in die Küche und brate ein vitaminreiches Schnitzel heraus. Dazu gibt es grüne Bohnen aus der Dose sowie eine Portion Kartoffelbrei – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich nun seinem Ende zu. Ich schalte die Glotze ein und telefoniere während der FOX Nachrichten mit dem Professor, um ihm klarzumachen, dass ich morgen alle zu einem Abschiedsfrühstück in Julies Restaurant einladen werde. Edelbert freut sich sehr und kann es kaum noch erwarten, am späten Nachmittag einen AIR BERLIN Stahlvogel zu besteigen – wie aufregend.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wähle ich den Bezahlsender AMC aus und gebe mich dem Katastrophenfilm “Airport ’77” hin. Der Lichtspielhauserfolg aus dem Jahre 1975 erzählt in bunten Bildern die Geschichte eines schrecklichen Flugzeugunglücks – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach zwei spannenden Stunden schalte ich das Farbfernsehgerät aus und begleite Dixon an die frische Luft. Danach reguliere ich die Klimaanlage und ziehe mich ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.