16. Februar 2016 – Ganz viel Stress

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08.00 Uhr Ich werde durch eigenartige Laute geweckt. Mit dem entsicherten Revolver im Anschlag schleiche ich in die Küche und sehe, wie Hund Dixon mit seinen Vorderpfoten auf die Anrichte springt und sich einen Kauknochen stibitzen möchte. Natürlich erhebe ich den Zeigefinger und erkläre dem Rüden, dass er vor dem Frühstück keine Leckereien bekommt. Danach scheuche ich das Haustier auf die Terrasse und absolviere den Frühsport.

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Lustige Kauknochen

08.30 Uhr Weil es schwülwarm ist, ziehe ich mich nach der Morgengymnastik ins Bad zurück und wasche mich redlichst. Unterdessen lege ich meine Stirn in Falten und komme zu dem Schluss, dass ich das Gästebett beziehen und die Fugenabdichtung am Fenster erneuern muss – immerhin soll sich Sandra in meinem Zuhause wohl fühlen.
09.30 Uhr Pfeifend beende ich den Badespass und werfe mich in Schale. Da ich viel zu tun habe und nicht auch noch das Frühstück vorbereiten kann, statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab. Frau Pontecorvo begrüsst mich überschwänglich und plappert, dass sie sich gleich in der Küche nützlich machen und Pancakes (löblich: Pfannkuchen) zaubern wird. Ich lasse mich seufzend im klimatisierten Esszimmer nieder und nehme mir das Recht heraus, die Tageszeitung aufzuschlagen. Nebenbei schimpfe ich in einer Tour und merke an, dass ich Mieterin Sandra in vier Tagen vom Flughafen abholen muss.
10.00 Uhr Wenig später kredenzt Frau Pontecorvo ein prima Frühstück und kündigt an, dass sie mich am kommenden Samstag zum “Southwest International Airport” begleiten wird. Ich zucke mit den Schultern und streue etwas Puderzucker über die köstliche Süssspeise – schmeckt gar nicht schlecht.
10.45 Uhr Just als ich die Kaffeetasse auffülle, surrt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) besonders laut. Zu meiner Freude meldet sich Edelbert im Rohr und möchte wissen, ob wir heute an den Strand krusen wollen. Ich schüttle entschieden den Kopf und entgegne, dass ich viel um die Ohren habe. Bevor der Professor antworten kann, klappe ich das Schnurlostelefon zu und verfrachte einen weiteren Pfannkuchen auf meinen Teller.

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Die Schwarzbeere surrt

11.30 Uhr Redlichst gestärkt reiche ich der Pontecorvo die Hand und informiere, dass ich nun nach Hause zurückkehren muss, um Vorbereitungen bezüglich der Ankunft meiner unterbelichteten Mieterin zu treffen. Ruck zuck werfe ich die Pforte ins Schloss und eile schnaufend nach nebenan.
12.00 Uhr Um keinen Hitzschlag zu bekommen, stelle ich die Klimaanlage höher und vergesse auch nicht, nach dem stressigen Vormittag ein kühles Bier zu trinken. Darüber hinaus greife ich zum Telefon und rufe kurzerhand in der alten Heimat an. Sandra meldet sich prompt und lässt mich wissen, dass sie just im Moment die Arbeit im Münchner Kreisverwaltungsreferat beendet hat. Ich fackle nicht lange und erwidere, dass ich die Nachmittagsstunden ausnutzen werde, um das Gästebett frisch zu beziehen. Ferner erinnere ich die Maid, dass sie mir mehrere Tafeln ROMY Schokolade, BRISK Haarschmiere sowie echten Jacobs Kaffee aus Europa mitbringen muss. Meine Mieterin beruhigt mich sofort und beteuert, dass sie die gewünschten Produkte am Wochenende eingekauft hat – wie schön.

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Sandra muss BRISK Haarschmiere mitbringen

12.30 Uhr Nach dem Gespräch spucke ich in die Hände und mache es mir zur Aufgabe, die Silikonkartusche aus der Garage zu holen. Bevor ich die Fuge erneuere, schabe ich mit einem scharfen Messer die verschimmelte Acryldichtung ab. Zu guter Letzt setze ich die Silikonspritze fachmännisch an und verschliesse die Fuge mit wasserabweisender Dichtmasse – das soll mir erst mal einer nachmachen.
13.15 Uhr Als nächstes ziehe ich das Bettlaken von der Matratze und gebe Hund Dixon zu verstehen, dass wir bald Sandra im Sonnenscheinstaat begrüssen werden. Das brave Haustier springt aufgeregt auf und ab und zieht es vor, bellend auf die Terrasse zu laufen – da kommt besonders grosse Freude auf.
14.00 Uhr Nach getaner Arbeit gönne ich mir ein Schinkensandwich (unlöblich: Wurstbrot) und trinke dazu eine weitere Hopfenkaltschale. Zudem nehme ich den hochgewachsenen Rasen ins Visier und fasse den Entschluss, morgen die Wiese zu mähen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
15.00 Uhr Da ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, verabschiede ich mich ins Haus und falle erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meiner letztjährigen Appalachian Trail Wanderung – das war ein Vergnügen.

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Ich sehe mich in den Green Mountain Forest versetzt

16.00 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und registriere, dass es sich gar nicht mehr lohnt, die Anschnurseelsorge in Angriff zu nehmen. Stattdessen lasse ich die Seele in der Hollywood Schaukel baumeln und schmökere in der nervenaufreibenden Stephen King Kurzgeschichtensammlung “Basar der bösen Träume”. Nebenher beobachte ich Dixon, wie er nach nebenan rennt und Nachbarshund Joey einen Besuch abstattet.
17.00 Uhr Schlussendlich kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und sorge für ein nahrhaftes Abendessen. Ich schwenke etwas Butterschmalz in einer Pfanne und zaubere im Handumdrehen vitaminreiche Bratkartoffeln mit Zwiebeln und Speck. Danach beisse ich kraftvoll zu und löse das grosse Kreuzworträtsel in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) – das macht Spass.
18.00 Uhr Pünktlich zum Sechsuhrläuten beende ich die Hausarbeit und schalte den Fernseher ein. Um auf den neuesten Stand zu kommen, fröne ich den FOX Nachrichten und informiere mich über die in Europa vorherrschende Flüchtlingskrise – wo soll das nur hinführen.

19.00 Uhr Anschliessend wechsle ich auf HBO und gebe mich dem amerikanischen Spielfilm “The Reach” (auf deutsch: In der Schusslinie) hin. Die Erfolgsproduktion aus dem Jahre 2014 erzählt aus dem Leben eines Färtenlesers, der einen schwerreichen Geschäftsmann zu einem Jagdausflug in die Mojave Wüste begleitet.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und rufe den Vierbeiner ins Haus. Danach lösche ich sämtliche Lichter und gehe ins Bett. Gute Nacht.