08.00 Uhr Beschwingt durch stimmungsvolle Daryle Singletary Landmusik hüpfe ich aus dem Bett und erinnere mich, dass heute ein Ausflug zum Miromar Outlet Store (löblich: Miromar Auslassgeschäft) ansteht. Da sich meine Verwandten für 10 Uhr angekündigt haben, verzichte ich ausnahmsweise auf die Morgengymnastik. Stattdessen eile ich juchzend in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln.
09.00 Uhr Im Anschluss zwänge ich mich in modische Freizeitkleidung und vergesse auch nicht, Hund Dixon mit einer stattlichen Portion Trockenfutter zu verwöhnen. Ich selbst nehme mit einer Schüssel KELLOGGS Zerealien Vorlieb und verzehre ausserdem vitaminreiche Nutellabrote – das schmeckt.
Kelloggs mit frischer Muh – das tut gut
09.30 Uhr Weil noch etwas Zeit bleibt, schlendere ich durch den Garten und nehme mir das Recht heraus, den Rasensprenkler in Betrieb zu setzen. Just in diesem Augenblick gesellt sich Frau Pontecorvo an meine Seite und lotet aus, ob ich mich im Garten betätigen werde. Selbstverständlich winke ich augenblicklich ab und informiere, dass ich meine Verwandten nach Fort Myers begleiten werde.
10.00 Uhr Pünktlich auf die Minute rollt der schwarze JEEP meiner Bruders vor. Hund Dixon ist ganz aufgeregt und zögert nicht, ausgelassen auf den Rücksitz des geräumigen Geländewagens zu hüpfen. Ich tue es dem Lausbuben gleich und gebe meinen Verwandten zu verstehen, dass es sich anbieten würde, schnellstmöglich auf die Interstate 75 aufzufahren. Georg nickt eifrig und brettert mit durchdrehenden Pneus gen Norden davon.
10.30 Uhr Während der kurzweiligen Reise plaudere ich mit meiner Schwägerin und bringe heraus, dass sie von Amanda beauftragt wurde, klassische Chuck Taylor Turnschuhe in Blau einzukaufen. Als Schuhexperte werde ich sogleich hellhörig und entgegne, dass besagtes Schuhwerk das bislang erfolgreichste Modell der Geschichte ist.
Das Miromar Auslassgeschäft
11.00 Uhr Nach knapper einer Stunde können wir die Schnellstrasse verlassen und auf der Corkscrew Road gemächlich in Richtung Einkaufszentrum weitergleiten. Im Handumdrehen finden wir einen geeigneten Stellplatz und machen es uns zur Aufgabe, mit dem Vierbeiner im Schlepptau an den einladenden Geschäften vorbeizulaufen. Maria lotst uns prompt ins Converse Geschäft und nimmt die feilgebotenen Turnschuhe in Augenschein. Ich lege den Zeigefinger an die Unterlippe und komme zu dem Ergebnis, dass die Sportschuhe ziemlich teuer sind. Georg schlägt in die gleiche Kerbe und beteuert, dass Markenschuhe in Kanada im Durchschnitt 25 % mehr kosten.
11.45 Uhr Endlich hat Maria die Turnschuhe in Bar bezahlt. Erleichtert folge ich der Dame nach draussen und unterbreite, dass wir nun ins “All American Grill” Gasthaus einkehren und das Mittagessen einnehmen sollten. Georg erhebt prompt Einspruch und meint, dass er zuerst einen Anzug anprobieren möchte.
12.15 Uhr Augenrollend komme ich dem Vorschlag nach und finde mich bald im Laden des Herrenausstatters “Brooks Brothers” wieder. Anstatt sich jedoch den Anzügen hinzugeben, wendet sich mein Bruder den Freizeitjacken zu und entschliesst sich, ein Cashmerejakett für 350 Dollars auszuwählen. Danach schlüpft der gute Mann in einen schicken Zweireiher und beteuert, dass er diesen Blaser auch zu Tschienshosen tragen kann.
13.00 Uhr Schlussendlich landen auch noch eine Krawatte sowie zwei weisse Hemden in einer Plastiktüte mit “Brooks Brothers” Aufdruck. Ich seufze laut und komme zu dem Schluss, dass ich mir solch kostspielige Anziehsachen unmöglich leisten kann. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und freue mich, als Maria eine gemeinsames Mittagessen zur Sprache bringt.
13.30 Uhr Wir werden in der “All American Grill” Wirtschaft von einer platinblonden Kellnerin mit grosser Oberweite herzlich Willkommen geheissen. Die Dame (29) führt uns zu einem einladenden Tisch und überreicht und lächelnd die Tageskarten. Natürlich fackle ich nicht lange und erkläre der Maid, dass ich ein Sirloin Steak mit Kartoffelspalten und grünen Bohnen essen möchte. Meine Tischnachbarn folgen meinem Beispiel und ringen sich ebenfalls dazu durch, gesundes Fleisch zu ordern – da kommt besonders grosse Freude auf.
Fleisch ist ein Stück Lebenskraft
14.00 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, verweist Georg plötzlich auf den Freitag und setzt mich darüber in Kenntnis, dass uns Herr Wongler zu einem Bootstörn eingeladen hat. Ich mache grosse Augen und lerne, dass der Nachbar meiner Verwandten die Idee geäussert hat, mit seiner CHRIS CRAFT Jolle zu den Ten Thousand Islands (löblich: 10.000 Inseln) zu schippern. Selbstverständlich lehne ich dankend ab und stelle klar, dass ich mich bestimmt nicht auf ein schaukelndes Motorboot wagen werde – wo kämen wir denn da hin.
15.00 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Käsekuchen und Schaumkaffees beschlossen haben, zückt Georg seine Kreditkarte und beschert der Kellnerin zudem ein stattliches Trinkgeld. Redlichst gestärkt verlassen wir das Restaurant und spazieren an den zahlreichen Geschäften vorbei, die mit unschlagbaren Angeboten locken. Maria staunt Bauklötze und lässt es sich nicht nehmen, einen Seidenschal für 90 Dollars einzukaufen. Die Perle strahlt wie ein Honigkuchenpferd und sagt, dass die dieses Accessoire Morgen beim Strandspaziergang tragen wird.
16.00 Uhr Missmutig helfe ich Dixon ins Auto und bitte Georg, mich schnellstmöglich nach Naples zurückzubringen. Mein Bruder drückt das Gaspedal bis zum Anschlag durch und berichtet während der Heimreise, dass Bruce Springstein in drei Tagen auf Tournee gehen wird – papperlapapp.
17.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, werfe ich die Pforte krachend ins Schloss und kredenze meinem treuen Haustier einen Kauknochen. Zudem backe ich im Ofenrohr eine Thunfischpizza auf und fresse dazu einen Tomatensalat – schmeckt gar nicht schlecht.
18.00 Uhr Nachdem ich die Hausarbeit hinter mich gebracht habe, verabschiede ich mich in den wohlverdienten Feierabend. Um auf andere Gedanken zu kommen, verfrachte ich die “Monaco Franze” Blu Ray ins Abspielgerät und erfreue mich an den Erlebnissen eines Münchner Originals – das macht Spass.
21.00 Uhr Nach der vierten Episode beende ich den heiteren Fernsehabend und leere das Bierglas. Wie es sich gehört, begleite ich Dixon zu guter Letzt in den Garten und animiere ihn, seinen Haufen auf dem Grundstück der Nachbarn zu hinterlassen. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.