19. Dezember 2014 – Der letzte Tag unter Palmen

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Der Radiowecker geht an und weckt mich mit einer stimmungsvollen Eric Church Komposition. Ich lasse Hund Dixon ins Wasserbett springen und erzähle ihm, dass uns morgen eine aufregende Reise bevorsteht. Natürlich verrate ich dem Rüden weitere Einzelheiten und gebe zu Protokoll, dass wir gegen 13 Uhr nach Toronto fliegen und am frühen Abend meine liebe Familie wiedersehen werden – das wird phantastisch.
08.45 Uhr Nachdem ich den Vierbeiner gestreichelt habe, stehe ich auf und rufe bei der AIR CANADA (löblich: Luft Kanada) Heissleine (unlöblich: Hotline) an. Als sich endlich ein echter Mensch in der Leitung meldet, gebe ich mich als Reinhard Pfaffenberg zu erkennen und lote aus, ob unser Direktflug planmässig starten wird. Die Telefonistin beruhigt mich und informiert, dass auch eine Hundetransportkiste am “Southwest Florida International Airport” auf mich warten wird – das klappt wieder wie am Schnürchen.

luftkanada
Ich fliege mit AIR CANADA

09.15 Uhr Zufrieden eile ich in die Nasszelle und läute den sonnigen Morgen mit einem prima Wirbelbad ein. Bei dieser Gelegenheit telefoniere ich mit Edelbert und bringe in Erfahrung, dass mein Bekannter den Tag nutzen will, um sich von Familie Satesh zu verabschieden. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich heute den Koffer packen werde.
10.15 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen Armbanduhr auf Viertel nach Zehn zugeht, hole ich den DELSEY Rollkoffer aus dem begehbaren Schrank und komme zu dem Schluss, dass meine Kleidung und die Weihnachtspräsente in diesem Koffer keinen Platz finden werden – wie unlöblich.
10.45 Uhr Bevor ich mit dem Einpacken beginne, brühe ich mit dem futuristischem DeLonghi Vollautomaten echten Bohnenkaffee auf. Darüber hinaus verfrachte ich drei tiefgefrorene Croissants (löblich: französische Hörnchen) in den Kleinwellenofen und decke den Küchentisch mit dem besten Geschirr ein.
11.15 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, wird die himmlische Ruhe plötzlich durch lautes Türklingeln gestört. Zu allem Überfluss treffe ich Frau Pontecorvo auf der Einfahrt an und vernehme, dass mich die Dame am Abend zu einem kleinen Abschiedsessen einladen möchte. Selbstverständlich zeige ich mich prompt einverstanden und lasse es mir nicht nehmen, der Dame einen Becher Kaffee zu spendieren. Zudem komme ich auf meine bevorstehende Abreise zu sprechen und erwähne, dass ich gleich Familie Booth, den Connors sowie den Cranes einen Besuch abstatten und mich in den wohlverdienten Weihnachtsurlaub verabschieden werde. Die Pontecorvo ist begeistert und bittet mich, pünktlich um 18 Uhr nach nebenan zu kommen.

rotwein
Meine Nachbarn dürfen sich über erlesene Weine freuen

12.30 Uhr Nachdem die Frau das Weite gesucht hat, schlage in drei Weinflaschen in buntes Geschenkpapier ein und laufe mit Dixon im Schlepptau zum Nachbarhaus. Herr Booth begrüsst mich herzlich und staunt nicht schlecht, als ich ihm einen edlen Rebentrunk überreiche. Dann winkt mich der Kriegsveteran in die gute Stube herein und zögert nicht, mir einen Weihnachtspunsch zu kredenzen. Ich nippe genüsslich am hochprozentigen Trunk und lerne, dass seine Ehefrau am Wochenende vier Liter Portwein mit Ingwer, Vanilleschoten und Anis aufgekocht und zu guter Letzt mit Jamaikarum abgeschmeckt hat – wie aufregend.
13.15 Uhr Weil ich meine Zeit nicht gestohlen habe, verabschiede ich mich nach dem zweiten Glas und verspreche, dass wir uns am 6. Januar wiedersehen werden. Anschliessend schelle ich am Eigenheim von Familie Crane und bin überrascht, als der Herr des Hauses die Pforte öffnet. Der 63jährige bittet mich ebenfalls herein und macht es sich zur Aufgabe, Bier aus dem Kühlschrank zu holen.
13.45 Uhr Herr Crane schnalzt mit der Zunge und unterbreitet, dass er zwölf Flaschen “St. Nicholas Bock” gekauft hat. Ich nehme das Etikett neugierig in Augenschein und registriere, dass dieses Starkbier in Pennsylvania gebraut wurde und mit einem Alkoholgehalt von knapp 12% überzeugen kann. Trotzdem nehme ich einen grossen Schluck und erwähne nebenbei, dass ich Weihnachten im hohen Norden erleben werde.
14.30 Uhr Nach einer Stunden scheuche ich Dixon zum Haus der Cranes und sehe mich mit den vorlauten Nachbarskindern Emily und Francis konfrontiert. Ich schiebe die Kleinen achtlos zur Seite und wünsche Herrn und Frau Connor besinnliche Weihnachten. Um nicht noch mehr Alkohol trinken zu müssen, mache ich schnell kehrt und freue mich auf einen ruhigen Nachmittag in meinem bescheidenen Zuhause.

willoughby
Endlich bin ich wieder zu Hause

15.15 Uhr Fix und foxi mache ich es mir auf dem Sofa bequem und gönne mir nach dem Stress eine kleine Pause. Nach wenigen Augenblicken fallen mir die Augen zu und ich träume von schönen Stunden am Clam Pass Strand.
16.15 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und habe mit einem Drehschwindel zu kämpfen. Um am Abend fit zu sein, trinke ich einen starken Kaffee und verzehre dazu eine lustige Zimtschnecke aus dem CIRCLE K Supermarkt.
16.45 Uhr Im Anschluss befülle ich den Koffer und die Reisetasche mit Kleidung, Schuhen, Hundespielzeug und Geschenken. Nebenher fröne ich dem im Jahre 1989 veröffentlichten Carpenters Album “Lovelines” (löblich: Liebeslinien) und singe zu “Honolulu City Lights” laut mit – was kann es schöneres geben.

https://www.youtube.com/watch?v=vbtnyX1GmFk

17.30 Uhr Nach getaner Arbeit stelle ich das Reisegepäck in den Gang und mache mich frisch. Ich steile mir die Haare auf und sprühe ausserdem luxuriösen RP LOB Duft auf mein verschwitztes Hawaiihemd. Danach laufe ich zum Nachbarhaus und kann es kaum noch erwarten, eine warme Mahlzeit vorgesetzt zu bekommen.
18.00 Uhr Frau Pontecorvo überrascht mich mit einem Aperitif und plappert davon, dass sie zur Feier des Tages einen in Weinbrand eingelegten Schmorbraten vorbereitet hat. Ich lecke mir die Lippen und setze mich spornstreichs an die festlich gedeckte Tafel, um einen Schluck Wein zu trinken. Anschliessend greife ich zum Besteck und bemerke, dass sich meine Nachbarin mit der feinen Mahlzeit wieder einmal selbst übertroffen hat.

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Ich werde meine Nachbarin am Tag der heiligen drei Könige wiedersehen

19.00 Uhr Wir lassen den schönen Abend mit hausgemachtem Tiramisu ausklingen und kommen überein, dass wir uns am Tag der Heiligen Drei Könige wiedersehen werden. Mein Gastgeberin seufzt in einer Tour und sagt, dass sie es sehr schade findet, den Rutsch ins neue Jahr ohne mich feiern zu müssen. Ich zucke mit den Schultern und fülle die Gläser mit Rotwein auf. HEUREKA – der Tropfen aus dem Nappa Valley schmeckt gar nicht schlecht.
20.00 Uhr Zu guter Letzt verabschiede ich mich per Handkuss und schlendere nach Hause, um mir die FOX Nachrichten anzuschauen.
20.30 Uhr Da morgen ein anstrengender Tag bevorsteht, rufe ich Dixon ins Haus und verschliesse die Haustüre sorgsam. Danach reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.