08.00 Uhr Ich öffne die Augen und freue mich, keine Schmerzen mehr im Knöchel zu verspüren. Voller Elan hüpfe ich aus dem Bett und erkläre Dixon, dass wir gleich an den Strand krusen und einen Spaziergang unternehmen werden.
08.30 Uhr Bevor wir uns auf den Weg machen, laufe ich nach draussen und nehme mir das Recht heraus, meine eingerosteten Muskeln beim morgendlichen Frühsport zu lockern. Nebenbei winke ich Frau Pontecorvo zu und lade sie ein, mich nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages an den Golf zu begleiten. Meine Nachbarin ist hellauf begeistert und meint, dass wir gegen halb Elf losfahren können – wie schön.
09.00 Uhr Ruckzuck kehre ich in die kleine Villa zurück und entspanne mich bei einem löblichen Wirbelbad. Während das Wasser blubbert, rufe ich kurzerhand bei Edelbert an und teile ihm mit, dass es mir blendend geht. Der Professor hustet in einer Tour und entgegnet, dass er mich leider nicht ans Meer begleiten kann. Als ich genauer nachfrage, rückt der schlaue Mann mit der ganzen Wahrheit heraus und unterbreitet, dass er sein Bücherregal ausgeräumt hat und nun den Staubwedel schwingen wird.
Frau Gomez verbringt Weihnachten in Mexiko
10.00 Uhr Just als ich mich am Kleiderschrank einfinde, stösst meine Zugehfrau die Haustüre auf. Frau Gomez legt beste Laune an den Tag und plappert, dass sie vom 18. Dezember bis zum 8. Januar in Mexiko sein und sich während dieser Zeit nicht um den Haushalt kümmern wird. Ich hole eine hellgrüne Bermudahose aus dem Schrank und antworte, dass ich in zehn Tagen sowieso nach Toronto ausfliegen und meine Familie besuchen werde.
10.30 Uhr Wenig später klopft die Pontecorvo an die Terrassentüre und ruft mich auf, in die Gänge zu kommen. Ich nehme einen letzten Schluck Kaffee und beauftrage die Putzperle, während meiner Abwesenheit die Badewanne auszuschrubben, Wäsche zu waschen und den Wohnzimmerboden zu wischen. Anschliessend scheuche ich Dixon zum Chevrolet und helfe meiner Nachbarin als Kavalier der alten Schule auf den Beifahrersitz.
11.00 Uhr Nach einer halben Stunde erreichen wir den idyllisch an der Estero Bay gelegenen “Lovers Key Park” und können den PS-strotzenden SUV direkt vor dem “Lovers Key Hotel Resort” parken. Ich lasse Dixon von der Ladefläche springen und bitte ihn, während des Spaziergangs brav zu sein. Im Anschluss laufen wir zum azurblauen Wasser und haben das Vergnügen, weit draussen einen Rohöltanker zu sehen, der unter mexikanischer Flagge “schwarzes Gold” zu den grossen Häfen im Norden bringt – wie aufregend.
Wir spähen aufs Meer
12.00 Uhr Nach einer sechzigminütigen Wanderung lasse ich mich schnaufend unter einer Palme nieder und merke an, dass ich mich nicht überanstrengen darf. Meine Begleiterin gibt mir Recht und schlägt vor, dass wir zum Hotel laufen und ins “Flippers on the Bay” einkehren könnten – das ist eine hervorragende Idee.
13.00 Uhr Endlich finden wir uns in der Luxusherberge wieder und können uns an der Bar niederlassen. Während das stimmungsvolle Bob Seger Lied “Like A Rock” (löblich: Wie ein Fels) aus der Jukebox dröhnt, ordern wir durstlöschende Diät Colas sowie köstliche Haifischsteaks mit Buttergemüse und Kartoffeln – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
https://www.youtube.com/watch?v=wfUY4l1UpoU
13.30 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen und mit den Limogläsern anstossen, komme ich auf Weihnachten zu sprechen und informiere, dass ich in zehn Tagen nach Toronto fliegen werde. Meine Tischnachbarin seufzt laut und verkündet, dass sie am 20. Dezember ebenfalls den Koffer packen und nach Jacksonvolle reisen wird – wie schön.
14.00 Uhr Nachdem wir die Rechnung beglichen haben, schlendern wir zum Auto und treten zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radioberieselung die Heimreise an. Ich kruse in Richtung Interstate 75 davon und berichte, dass ich morgen zur Barnes & Nobles Buchhandlung fahren muss, um Lesestoff für Edelbert zu kaufen. Frau Pontecorvo legt ihre Stirn in Falten und schlägt vor, dass ich dem Professor einen spannenden Kriminalroman unter den Christbaum legen könnte – papperlapapp.
15.00 Uhr Zuhause angekommen, verabschiede mich von meinen Nachbarin und ziehe es vor, mich in der klimatisierten Stube zu entspannen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume vom anstehenden Wiedersehen mit meiner Familie.
16.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und setze ich mich an den Schreibtisch, um Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher zu studieren. Prompt wird mir klar, dass es die verlotterte Jugend in Deutschland während der Vorweihnachtszeit besonders bunt treibt. Ich haue mit der Faust auf die Tischplatte und rate den Erziehungsberechtigten, den heranwachsenden Hallodris nicht alles durchgehen zu lassen.
17.00 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde beende ich die Elternberatung und eile in die Küche. Ich schlage vier Eier auf und zaubere im Handumdrehen ein gesundes Cheese Omelett (löblich: Käseomelett). Dazu gibt es vitaminreiches Weissbrot sowie eine süffige Hopfenkaltschale – das tut gut.
Bier ist sehr vitaminreich
18.00 Uhr Nachdem ich die Hausarbeit erledigt habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich lege im Wohnzimmer die Beine hoch und mache mich bei den Abendnachrichten über die Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Danach gebe ich mich auf dem Bezahlkanal HBO dem spannenden Abenteuerfilm “As Above, So Below” (auf deutsch: Katakomben) hin, der von einer unerschrockenen Wissenschaftlerin erzählt, die in einem Höhlensystem den sagenumwobenen “Stein der Weisen” sucht. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und werde Zeuge, wie die Archäologin auf ein schauriges Geheimnis stösst.
21.00 Uhr Als nach zwei nervenaufreibenden Stunden der Abspann über die Mattscheibe flimmert, atme ich tief durch und beende den Fernsehabend. Zu guter Letzt rufe ich den Vierbeiner ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.