22. August 2014 – Ausstellung im Naples Manor Motel

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08.00 Uhr Ich öffne die Augen und ärgere mich, weil mein rechter Arm eingeschlafen ist. Missmutig hüpfe ich aus dem Bett und eile auf die Terrasse, um meinen Kreislauf in Schwung zu bringen. Dummerweise gesellen sich bald Frau Pontecorvo und Blanche an die Grundstücksgrenze und berichten, dass sie in der Stadt frühstücken wollen. Darüber hinaus erfahre ich, dass die Freundin meiner Nachbarin gegen Mittag nach Jacksonville zurückfahren wird – das kann mir nur Recht sein.


Chase Rice – Ignite the Night

08.30 Uhr Nachdem ich den Damen viel Vergnügen gewünscht habe, lausche ich der neuen Chase Rice Kompaktscheibe “Ignite the Night” (löblich: Entzünde die Nacht) und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher telefoniere ich mit meinem Neffen und höre, dass der Bube einen lukrativen Tschob an Land ziehen konnte. Ich mache grosse Augen und lerne, dass James am Erstlingswerk einer aus Bay City stammenden Rockabilly Combo mitarbeiten wird. Mein Verwandter kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und unterbreitet, dass Rockabilly eine Spielart des Rock’n Roll ist, der Rhythm & Blues mit Elementen des Country vermischt. Ich spreche James ein Lob aus und rate ihm, seine eigene Karriere nicht aus den Augen zu verlieren.
09.30 Uhr Gegen halt Zehn sitze ich am Frühstückstisch und verzehre lustige Kelloggs Zerealien mit frischer Muh. Ausserdem gönne ich mir im Ofen aufgebackene Croissants (löblich: französische Hörnchen) mit köstlichem Nutella Aufstrich – das schmeckt.
10.15 Uhr Nach der Jause nehme ich am Wohnzimmertisch Platz und schaue mir die selbstgemalten Aquarelle an. Da ich am Dienstag Holzrahmen im Baumarkt gekauft habe, mache ich es mir zur Aufgabe, fünf meiner schönsten Werke hinter Glas zu bringen. Unterdessen mache ich mir meine eigenen Gedanken und ringe mich dazu durch, Herrn Wangs Angebot anzunehmen und die Bilder im “Naples Manor Motel” auszustellen.

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Ein Meisterwerk

11.00 Uhr Als die Wanduhr elfmal schlägt, tippe ich Edelberts Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lege anschaulich dar, dass ich heute Herrn Wang besuchen werde. Der Professor gibt sich deprimiert und sagt, dass er leider erneut beim Zahnarzt vorstellig werden muss und mich nicht begleiten kann – wie schade.
11.30 Uhr Wenig später sitze ich im Chevrolet Suburban und fahre in Hund Dixons Begleitung nach Süden. Während ich das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrücke, fröne ich dem Programm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und singe zu Wanda Jacksons “Right or Wrong” (löblich: Richtig oder Falsch) laut mit.

http://www.youtube.com/watch?v=cAYSa72zUdc

12.15 Uhr Nach 15 zurückgelegten Meilen fahre ich auf den Motelparkplatz auf und habe grösste Schwierigkeiten, einen Stellplatz für den SUV zu ergattern. Letztendlich parke ich das KFZ vor einem Wasserhydranten und laufe mit meinen Aquarellen zum Empfang. Frau Jenna freut sich über den Besuch und beteuert, dass ich Herrn Wang im Büro antreffen werde. Ich lüfte meine NY YANKEES Kappe und lasse es mir nicht nehmen, dem Motelbesitzer einen schönen Morgen zu wünschen. Ich fackle nicht lange und erzähle, dass ich vorbeigekommen bin, um die Aquarelle aufzuhängen. Mein Gegenüber ist begeistert und zögert nicht, mir Nägel sowie einen Hammer zu überreichen.

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Meine erste Ausstellung im Naples Manor Motel

13.00 Uhr Nachdem wir Kaffee getrunken haben, mache ich mich ans Werk und schlage 5 Bilderhaken in die Wand. Herr Wang schaut mir dabei ganz genau über die Schulter und ist sich sicher, dass die Motelgäste Bauklötze staunen werden – das wäre prima.
13.45 Uhr Im Anschluss lädt mich der Asiate in die benachbarte Denny’s Gaststätte ein und ordert zwei Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit Kartoffelstäben. Dazu gibt es Garden Salate sowie süffiges Diät Cola.
14.15 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, verweise ich auf die Kunstwerke und stelle klar, dass ich die Bilder für 250 Dollars je Stück verkaufen werde. Herr Wang macht sich Notizen und verspricht, mich zu benachrichtigen, sobald ein Motelgast Interesse zeigt – das klappt wieder wie am Schnürchen.
15.00 Uhr Nachdem wir die Brotzeit mit Milk Shakes (löblich: Milchmischgetränke) und New York Cheesecakes (löblich: New Yorker Käsekuchen) abgerundet haben, kehre ich zum Auto zurück und trete die Heimfahrt an. Ich fahre zügig auf die Interstate 75 auf und lausche meinem Lieblingsradiosender aus Fort Myers.
16.00 Uhr Wegen des dichten Verkehrs benötige ich für die Rückfahrt knapp 60 Minuten. Trotzdem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und freue mich auf ruhige Stunden in der kleinen Villa. Weil ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, schleppe ich mich in die klimatisierte Stube und falle erschöpft aufs Sofa.
17.00 Uhr Nach der Pause rufe ich Dixon ins Haus und serviere ihm eine Portion Trockenfutter. Danach öffne ich den Eiskasten und entschliesse mich, zum Abendessen Käsebrote mit Gewürzgurken aus dem Glas zu essen. Ausserdem trinke ich einen eisgekühlten Hawaiian Punch (löblich: hawaiianischen Punsch) – das tut gut.
18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages schalte ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine ein und nehme dann entspannt in der Wohnstube Platz, um die Nachrichten auf FOX zu sehen.

19.00 Uhr Anschliessend wähle ich den Bezahlsender HBO aus und folge der Zukunftsserie “The Leftovers”, die vom mysteriösen Verschwinden von 140 Millionen Menschen weltweit erzählt. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und erkläre dem Vierbeiner, dass ich selten einen grösseren Unsinn gesehen habe.
21.00 Uhr Nach der zweiten Episode schalte ich die Glotze entnervt ab und unternehme mit dem Haustier einen kleinen Rundgang durch den Garten. Danach lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.