20. Februar 2014 – Herr Wang veranstaltet eine Grillfeier

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08.00 Uhr Der 51. Tag des Jahres beginnt und ich bemerke beim Blick auf das Thermostat, dass die Klimaanlage während der Nacht ausgefallen ist. Um keinen Hitzeschock zu riskieren, laufe ich in die Garage und bringe den Sicherungsautomaten in die ON (löblich: AN) Stellung.
08.00 Uhr Während sich der Vierbeiner hechelnd auf den Küchenboden fallen lässt, verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Unterdessen telefoniere ich mit Georg und bringe heraus, dass meine Verwandten heute das “Village on Venetian Bay” Einkaufszentrum ansteuern und die sündteure “Blancpain Women’s Double” Uhr kaufen werden. Ausserdem erfahre ich, dass Georg und Maria danach ein Möbelhaus in Fort Myers besuchen und Terrassenmöbel anschauen möchten – das ist wieder typisch.
09.00 Uhr Als ich mich am Küchentisch niederlasse und ein kleines Frühstück verzehre, werde ich plötzlich Zeuge, wie sich Frau Pontecorvo und Blanche meiner kleinen Villa nähern. Wenig später klingelt es an der Türe und meine Nachbarin erzählt, dass ihre Freundin nun nach Jacksonville zurückfahren muss. Ich atme tief durch und wünsche Frau Blanche eine sichere Heimreise. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, tippe ich auf meine ROLEX und gebe zu Protokoll, dass ich heute in der Stadt wichtigen Terminen nachkommen muss.

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Mein güldener Chronograph

09.30 Uhr Nachdem sich die Damen verabschiedet haben, trinke ich einen letzten Schluck Kaffee und rufe Edelbert an, um ihn darüber in Kenntnis zu setzen, dass in meinem Eisschrank gähnende Leere vorherrscht. Der Professor überlegt nicht lange und sagt, dass er mich in einer Stunde vor dem WINN DIXIE treffen wird.
10.00 Uhr Um den schlauen Mann nicht warten zu lassen, scheuche ich Dixon zum Auto und presche mit durchdrehenden Pneus aus der Garage. Nebenher fröne ich dem Radioprogramm von KATZE LAND (unlöblich: CAT COUNTRY) und lausche wunderschönen Klängen des aus San Franzisko stammenden Sängers Mark Kozelek.

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WCKT CAT COUNTRY – der beste Radiosender

10.30 Uhr Pünktlich parke ich den SUV vor dem Haupteingang und schüttle Edelberts Hand. Mein Bekannter legt beste Laune an den Tag und berichtet, dass er Rabattmarken gesammelt hat und 30% Preisnachlass bei Fleisch- und Wurstprodukten einstreichen wird. Ich staune nicht schlecht und folge Prof. Kuhn durch die breiten Gänge.
11.00 Uhr Während wir Produkte des täglichen Bedarfs in die Einkaufswägen laden, klingelt plötzlich meine Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry). Zu allem Überfluss meldet sich Herr Wang und bringt für den Samstag eine kleine Grillfeier im “Naples Manor Motel” zur Sprache. Als ich genauer nachfrage, rückt der Motelbesitzer mit der Wahrheit heraus und unterbreitet, dass ein Bauarbeitertrupp die Aussenfassade seines Betriebes auf Vordermann gebracht hat. Natürlich nehme ich die Einladung an und verspreche, dass auch Edelbert mitkommen wird.
12.00 Uhr Nachdem wir einer übergewichtigen Kassiererin ein kleines Vermögen beschert haben, eilen wir zu den Autos und verabreden, dass wir nun zum “New York Pizza & Pasta” Gasthaus krusen werden. Edelbert hüpft ausgelassen in den JEEP und sagt, dass er die Rechnung übernehmen wird – das ist phantastisch.
12.30 Uhr Endlich sind wir am Ziel und werden von einer rassigen Kellnerin zu einem Fenstertisch mit Ausblick geführt. Edelbert steckt seine Nase prompt in die Speisekarte und bestellt “Homemade Pasta” (löblich: hausgemachte Nudeln). Ich ordere das selbe Gericht und entscheide mich zudem für ein grosses Glas Mangoeistee.
13.30 Uhr Nach der Mahlzeit lotse ich Dixon zum Auto und lasse Edelbert wissen, dass ich jetzt den Heimweg antreten und mich daheim etwas entspannen werde. Mein Begleiter reibt sich die Hände und antwortet, dass er die Nachmittagsstunden nutzen wird, um in einer Buchhandlung nach spannenden Biografien Ausschau zu halten.
14.15 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, schleppe ich die Einkaufstüten in die Villa und falle dann völlig erschöpft aufs Kanapee – das tut gut.
15.15 Uhr Dummerweise klopft wenig später Frau Pontecorvo ans Wohnzimmerfenster und präsentiert einen selbstgebackenen Pflaumenkuchen. Obgleich ich den Nachmittag lieber alleine verbringen würde, winke ich die Dame herein und nehme die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb.

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Ein Becher Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0

15.45 Uhr Wegen der grossen Hitze bleiben wir im Haus und halten das Kaffeekränzchen in der guten Stube ab. Frau Pontecorvo plappert ohne Unterlass und teilt mir mit, dass Frau Blanches Aufenthalt in Naples viel zu schnell vergangen ist. Bei dieser Gelegenheit höre ich, dass Blanche mit dem Gedanken spielt, Jacksonville Lebewohl zu sagen und ihren Lebensmittelpunkt nach Naples zu verlegen. Ich greife mir entsetzt an die Stirn und lege anschaulich dar, dass ich unter diesen Umständen nach Bayern zurückkehren werde.
16.30 Uhr Nachdem ich die kleine Frau per Handkuss verabschiedet habe, rufe ich Dixon herein und gehe an die Leine (unlöblich: online). Auch heute komme ich meinen Pflichten als staatlich anerkannter Elternberater nach und helfe verzweifelten Internetzstehseglern aus schier ausweglosen Situationen.
17.15 Uhr Kurz nach dem Fünfuhrläuten beende ich die Arbeit und ordere telefonisch beim Domino’s Bringdienst eine leckere Thunfischpizza mit Zwiebeln und Kapern. Dazu gibt es einen lustigen Sommersalat mit 1.000 Insel Sauce (unlöblich: Summer Salad with Thousand Island Dressing) – das schmeckt.

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Eine vitaminreiche Pizza

18.00 Uhr Fünfundvierzig Minuten später fährt endlich ein verrosteter Kleinwagen vor. Ich nehme die Speisen nörgelnd an und erkläre dem Lieferanten, dass er sich verspätet hat und kein Trinkgeld bekommen wird.
19.00 Uhr Redlichst gestärkt stopfe ich die Pizzaschachtel in den Mülleimer und schenke mir ein süffiges Weissbier aus der alten Heimat ein. Ausserdem folge ich den Abendnachrichten auf FOX und lerne, dass die NSA trotz weltweiter Proteste immer noch hochrangige Regierungsmitglieder ausspioniert – das ist ja allerhand.
20.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf den Film- und Serienkanal HBO um, wo just im Augenblick der Vorspann zum James Bond Kriminalfilm “Tomorrow Never Dies” (auf deutsch: Der Morgen stirbt nie) läuft – da kommt Spannung auf.

21.00 Uhr Nach einhundertzwanzigminütiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und scheuche Hund Dixon noch einmal durch den Garten. Danach lösche ich das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.