27. September 2013 – Mit Sandra im Hofbräuhaus

 

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08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und registriere, dass mir der vegetarische Wurstsalat, den Sandra gestern Abend aufgetischt hat, noch immer wie ein Stein im Magen liegt. Nachdem ich eine ASPIRIN Tablette eingenommen habe, plaudere ich mit dem Professor und unke, dass Sandra ein linkes Spiel treibt und mich vergiften will. Edelbert lacht laut und entgegnet, dass das Abendessen hervorragend geschmeckt hat – papperlapapp.
08.30 Uhr Weil Edelbert kein Verständnis zeigt, mache ich kehrt und lasse die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln. Ausserdem nehme ich das praktische iPad zur Hand und erfahre auf Wikipedia, dass vor 494 Jahren mit dem Bau des Münchner Hofbräuhauses begonnen wurde. Ich reibe mir die Hände und denke daran, wie schön es doch wäre, die Traditionsgaststätte im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt zu besuchen. Voller Vorfreude tippe ich Sandras Büronummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und spreche eine Einladung aus. Meine Mieterin sagt prompt zu und meint, dass ich sie um 14 Uhr im KVR abholen kann – wie schön.

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Meine Schwarzbeere

09.30 Uhr Während ich das Frühstück einnehme, berichte ich von meinen anstehenden Tagesaktivitäten und gebe zu Protokoll, dass ich gleich den JAGUAR in der Werkstatt abholen und nach München krusen werde. Edelbert schmiert sich Butter aufs Schwarzbrot und sagt, dass er mich selbstverständlich begleiten wird.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten verlassen wir das Eigenheim und laufen mit Hund Dixon im Schlepptau durch den Stadtpark. Unterdessen pfeife ich das lustige Lied “Ay Te Deja San Antonio” aus der Feder des texanischen Akkordeonspielers Flaco Jimenez und erkläre, dass ich mich in die Vereinigten Staaten zurück sehne. Der schlaue Mann gibt mir Recht und sagt, er gerne einen saftigen Cheeseburger in Julies Restaurant fressen würde. Ich seufze laut und antworte, dass es diese Spezialitäten in Bayern leider nicht gibt.

11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 deutet, erreichen wird Bernds Werkstatt und sind überrascht, den JAGUAR frischaufpoliert auf dem Hof vorzufinden. Sandras Cousin lässt nicht lange auf sich warten und plappert, dass er nicht nur einen Ölwechsel durchführen, sondern auch das Automatikgetriebe einstellen musste. Bevor ich Worte finde, präsentiert der Bube eine gesalzene Rechnung und bittet mich, 1.870 Euros auf sein Geschäftskonto zu überweisen – das hat gerade noch gefehlt.
11.30 Uhr Nachdem ich dem KFZ Meister ein stattliches Trinkgeld beschert habe, kann die Reise endlich losgehen. Ich presche mit durchdrehenden Reifen vom Hof und kruse in Richtung Autobahn davon.

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Auf dem Weg nach München

12.30 Uhr Nach einer sechzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt finden wir uns im Zentrum wieder. Ich drossle die Geschwindigkeit auf 50 Stundenkilometer und lasse Edelbert wissen, dass wir Sandra in der Ruppertstrasse 19 abholen müssen. Der Professor ist hellauf begeistert und lost mich in das Stadtviertel Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Nebenher versorgt mich mein Bekannter mit Infos und sagt, dass der Stadtbezirk 2 bedeutende Baudenkmäler wie die Mathäser Bierhalle, die Museumsinsel und die St. Paul Kirche bereithält – das soll mir auch Recht sein.
13.15 Uhr Überpünktlich komme ich vor dem Kreisverwaltungsreferat zum stehen und werde Zeuge, wie Sandra zigarettenpaffend aus dem unschönen Bau schlendert. Ich betätige die Hupe und fordere das Kind auf, schnell einzusteigen – immerhin habe ich meine Zeit nicht gestohlen.
14.00 Uhr Während wir uns bei dichtem Verkehr durch die Innenstadt quälen, kommt Sandra aus dem Tratschen gar nicht mehr heraus und kündigt an, im Hofbräuhaus ein vegetarisches Gericht bestellen zu wollen. Ich tippe mir an die Schläfe und gebe bekannt, dass ich einen Bayerischen Krustenbraten in Biersauce ordern werde.
14.30 Uhr Dreissig Minuten später kann ich das KFZ auf einem öffentlichen Parkplatz an der Maximilianstrasse abstellen und die letzten Meter auf Schusters Rappen zurücklegen. Hund Dixon schnüffelt ohne Unterlass und macht es sich zur Aufgabe, arabischstämmige Touristen anzubellen – da kommt Freude auf.

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Das Hofbräuhaus in München

15.15 Uhr Mit knurrenden Mägen betreten wir das gutbesuchte Hofbräuhaus und haben das Glück, einen freien Tisch in der Schwemme zu finden. Wir nehmen zufrieden Platz und bestellen bei einer Kellnerin süffiges Weissbier sowie schmackhafte Fleischgerichte. Nebenher planen wir unsere Abschiedsfeier am übernächsten Freitag und vereinbaren, dass wir den Nebensaal im “Wilden Esel” anmieten sollten. Sandra lacht schelmisch und meint, dass wir auch eine achtzehnköpfige Blaskapelle einladen könnten – das ist gar keine schlechte Idee.
16.00 Uhr Da man auf einem Bein bekanntlich nicht stehen kann, gönnen wir uns hausgemachte Dampfnudeln mit Vanillesauce sowie echten Bohnentrunk aus dem Hause Dallmayr – das schmeckt.
16.30 Uhr Redlichst gesättigt verlassen wir die Wirtschaft und laufen bei einsetzender Dunkelheit zum Auto zurück. Obgleich ich drei Halbe getrunken habe, lasse ich den Motor aufheulen und bringe meine Begleiter sicher auf die Autobahn. Ich beschleunige das Fahrzeug auf schwindelerregende 70 Stundenkilometer und fröne während der Reise dem Qualitätsradioprogramm von ARABELLA – das macht Spass.
17.30 Uhr Nachdem wir Sandra im Waldweg abgesetzt und ihr einen schönen Abend gewünscht haben, kehren wir zufrieden in den Haselnussweg zurück. Wie es sich für einen pflichtbewussten Haustierbesitzer gehört, verschaffe ich Dixon noch etwas Auslauf und lasse ihn auf die Einfahrt der Nachbarn scheissen.
18.15 Uhr Anschliessend schlüpfe ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln und gönne mir ein kleines Abendessen in Form vitaminreicher Wurstbrote. Edelbert folgt meinem Beispiel und sagt, dass die Bierwurst aus der Metzgerei Pfanzelt prima schmeckt – das kann man laut sagen.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und schalte die Glotze ein. Unter anderem schauen wir uns die Nachrichten im ZDF an und langweilen uns bei der Vorabendserie “Der Landarzt” – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
20.15 Uhr Als der Professor auf RTL umschaltet, bringe ich meinen Abstecher nach Eichstätt ins Spiel und erwähne, dass ich morgen in aller Frühe aufbrechen werde. Edelbert nippt genüsslich am Bierglas und sagt, dass er Morgen mit Admiral a.D. Bürstenbinder die Wiesn unsicher machen wird – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Nun wird es mir zu bunt. Ich reiche die Fernbedienung an meinen Bekannten weiter und ziehe es vor, mich ins Gästezimmer zu verabschieden und ins Bett zu gehen. Gute Nacht.