08.00 Uhr Der Wecker springt an und mir bleibt nichts anderes übrig, als mich aus dem Bett zu rollen. Missmutig stapfe ich ins Bad und erkläre Dixon, dass ich gegen 10 Uhr in der Klinik sein muss. Als der Rüde den Kopf schieflegt, atme ich tief durch und gebe zu Protokoll, dass Dr. Rognatelli lediglich die Operationswunde begutachten muss.
08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik absolviert habe, entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad. Unterdessen bestaune ich Photografien, die Edelbert in Tokio geknipst hat. Beeindruckt bediene ich die Whats App Telefonweichware und registriere, dass Prof. Kuhn, Georg und Admiral a.D. Bürstenbinder nicht nur die Sehenswürdigkeiten der Millionenmetropole besichtigen, sondern auch einschlägige Gaststätten im Vergnügungsviertel Roppongi besuchen. Ich seufze laut und denke daran, wie schön es doch gewesen wäre, gemeinsam mit Edelbert die japanische Hauptstadt zu erkunden – leider kann man im Leben nicht alles haben.
Edelbert tummelt sich in Tokio
09.30 Uhr Bevor ich zum Krankenhaus fahre, fresse ich eine Banane und vergesse auch nicht, den Vierbeiner zum Nachbarhaus zu scheuchen. Frau Pontecorvo freut sich über meinen Besuch und verspricht, zur Mittagszeit eine saubere Mahlzeit aufzutischen. Ich streiche Dixon zum Abschied über den Kopf und entgegne, dass mir bereits jetzt das Wasser im Munde zusammenläuft. Danach mache ich kehrt und hüpfe winkend in den Chevrolet Suburban.
10.00 Uhr Pünktlich auf die Minute finde ich mich im zweiten Stock des “Naples Community Hospital” wieder und kann dem Rückenspezialisten die Hand reichen. Dr. Rognatelli lotst mich ins Behandlungszimmer und macht es sich zur Aufgabe, die OP Narbe in Augenschein zu nehmen. Darüber hinaus zieht der Heini an den Fäden und sagt, dass die Wunde perfekt verheilen und kaum Narben hinterlassen wird – wie schön.
10.30 Uhr Nach kurzer Zeit kann ich mein Hemd auch schon wieder anziehen. Der Doktor schenkt mir ein Lächeln und überreicht mir ein Röhrchen mit etlichen Tabletten. Als ich genauer nachfrage, beruhigt mich der Arzt und beteuert, dass es sich hierbei um ein Breitbandantibiotikum handelt. Dr. Rognatelli erhebt den Zeigefinger und legt mir nahe, täglich zwei Pillen einzunehmen und keine schweren Lasten zu schleppen.
Mein Bandscheibenvorfall
11.15 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten verlasse ich die Klinik und bemerke, dass es heute besonders schwül ist. Weil im Kühlschrank kaum noch Getränke vorhanden sind, steuere ich den PS-strotzenden SUV zu kurzerhand “Bob’s Liquor Store” an der Vanderbilt Beach Road.
11.45 Uhr Im Alkoholgeschäft meines Vertrauens angekommen, werde ich von Herrn Bob freundlich begrüsst. Der Geschäftsmann begleitet mich durch den Laden und erzählt, dass derzeit sein unterbelichteter Neffe im Geschäft mithilft. Herr Bob deutet lachend in Richtung eines hageren Halbstarken und plappert davon, dass es der Einundzwanzigjährige bisher zu nichts gebracht hat. Ich zucke mit den Schultern und lade zwei Sechserpacks Budweiser, eine Kiste Erdinger Weissbier sowie ein Fläschchen Jack Daniels Whiskey in den Einkaufswagen.
Erdinger Weissbier – schmeckt prima
12.30 Uhr Wenig später treffe ich im Willoughby Drive ein und bin überrascht, den schwarzen JEEP meiner Verwandten vor der kleinen Villa zu sehen. Als ich aus dem Auto aussteige, kommt David (8) mit Hund Dixon dahergelaufen und berichtet, dass wir bei Frau Pontecorvo zum Mittagessen eingeladen sind. Ich klopfe mir auf die Wampe und folge dem Buben spornstreichs ins Nachbarhaus.
13.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und meine Kehle öle, kommt Maria auf die Tokioreise ihres Ehemanns zu sprechen und erinnert, dass der gute Mann am Sonntag gegen 13 Uhr in Miami landen wird. Ich reibe mir die Hände und stelle klar, dass ich es mir nicht nehmen lassen werde, an die Ostküste zu krusen und die Reisegruppe abzuholen. Amanda wird augenblicklich hellhörig und meint, dass wir in aller Frühe aufbrechen und den Vormittag in der “Sawgrass Mills Mall” verbringen könnten – papperlapapp.
14.00 Uhr Nachdem wir das Mittagessen beendet haben, verabschieden sich meine Verwandten und laden mich für den Abend ins Lichtspielhaus ein. Natürlich winde ich mich geschickt aus der Verantwortung und gebe vor, wegen meines Rückens nicht lange sitzen zu können.
14.30 Uhr Letztendlich bedanke ich mich bei Frau Pontecorvo für das feine Essen und kehre nach Hause zurück. Da ich nicht mehr der Jüngste bin, falle ich stöhnend aufs Kanapee und döse schnell ein.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und nehme am Schreibtisch platz. Auch heute kümmere ich mich um die Anschnurseelsorge und rate einer verzweifelten Lehrerin (57) aus Berlin, sich nicht von der vorlauten Jugend ärgern zu lassen – wo kämen wir denn da hin.
16.30 Uhr Nach einer Stunde beende ich die Arbeit und nehme die neuen Einträge im Gästebuch in Augenschein. Im Anschluss schalte ich das Arbeitsgerät aus und gönne mir ein Weissbier auf der schattigen Terrasse – das tut gut.
17.30 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf halb Sechs zugeht, mache ich mich in der Küche nützlich und zaubere unter den fordernden Blicken meines Haustieres ein feines Abendessen. Gekonnt koche ich Langnudeln und bereite eine deftige Thunfischsauce zu – wie gut das duftet.
Eine prima Jause: Landnudeln mit Thunfisch
18.30 Uhr Ganz nach dem alten Sprichwort “Nach dem Essen sollst du Ruh’n oder Tausend Schritte tun” mache ich es mir im Wohnzimmer gemütlich. Ich schalte die Klimaanlage höher und fröne auf FOX den Abendnachrichten.
19.00 Uhr Weil keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, wähle ich zeitnah den Bezahlsender HBO aus, wo just im Moment der Gruselfilm “Haunt” anläuft. Ich reisse eine Packung Lay’s Kartoffelchips auf und tauche in das Leben einer Familie ein, die in ein Spukhaus einzieht. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Der Abspann flimmert über die Mattscheibe und ich betätige gähnend den “OFF” (löblich: AUS) Knopf. Danach begleite ich Dixon in den Garten und ermögliche dem Vierbeiner noch etwas Auslauf. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre besonders sicher und gehe zu Bett. Gute Nacht.